Cytomegalie – Labordiagnostik
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- In der Schwangerschaft:
- Cytomegalie (CMV) Antikörper-Nachweis in Abhängigkeit von der Schwangerschaftsphase (s. u.)
- Amniozentese (Fruchtwasserpunktion) – zur Diagnose bzw. zum Ausschluss einer kongenitalen ("angeborenen") CMV-Infektion: PCR (Polymerase-Kettenreaktion; engl.: Polymerase Chain Reaction) für CMV aus dem Fruchtwasser; Indikationen:
- mindestens 6 Wochen nach der mütterlichen Serokonversion oder
- sonographischer Verdacht auf eine CMV-Infektion
- Außerhalb der Schwangerschaft (s. u. das Thema "Diagnosestellung einer CMV-Infektion außerhalb der Schwangerschaft"):
- CMV-Nachweis im Blut mittels Polymerasekettenreaktion (PCR)
- Transbronchiale Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe aus der Lunge mittels Bronchoskop/Lungenspiegelung) zur sicheren Diagnose einer CMV-Pneumonie; falls keine Biopsie infrage kommt: bronchoalveoläre Lavage (BAL; ebenfalls im Rahmen einer Bronchoskopie) zur Diagnosesicherung
- Ausschluss anderer Infektionen (siehe Differentialdiagnosen) durch Erreger- oder Antikörper-Nachweis
- Kleines Blutbild [Leukopenie (Mangel an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut)]
- Differentialblutbild [Neutropenie (Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut), atypische Lymphozytose (erhöhte Lymphozytenzahl im Blut), Thrombozytopenie (Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen)]
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT); alkalische Phosphatase, Bilirubin
Serologische Parameter bei Cytomegalie-Infektion [3]
Übersicht der serologischen Ergebniskonstellationen, ihre Interpretation und Bedeutung zur Diagnose der CMV-Infektion während der Schwangerschaft. Die aufgeführten Ergebniskonstellationen gelten für die Situation der erstmaligen Testung einer Serumprobe in den angegebenen Schwangerschaftsphasen. Die Maßnahmen werden empfohlen, wenn keine Rückstellproben aus einer früheren Phase zur Testung verfügbar sind. Liegt eine archivierte Serumprobe oder ein negativer CMV-IgG-Befund aus der Vorphase der Schwangerschaft vor, kann durch die Bestimmung einer Serokonversion der Infektionsstatus geklärt und der fragliche Zeitpunkt der CMV-Primärinfektion bestimmt werden [3].
CMV-Serologie – Befund |
Bestimmung in Schwangerschaftsphase |
Bewertung, Maßnahmen | ||
IgG | IgM | IgG-Avidität | ||
negativ | negativ | - | Trimester 1-3 | nicht infiziert, suszeptibel (empfänglich); Hygieneberatung |
negativ | positiv | - | Trimester 1-3 | Ausschluss von falsch positivem CMV-IgM; Testung von Folgeserum nach 10 Tagen zum Nachweis einer fraglichen Serokonversion |
positiv | positiv | hoch | vor SSW 16/18 | (I) CMV-Latenz (II) CMV-Rekurrenz |
positiv | positiv | hoch | nach SSW 16/18 | CMV-Primärinfektion möglich, perikonzeptionell oder während Frühschwangerschaft Ultraschallkontrolle bei der Schwangeren, ggf Amniozentese; Urinkontrolle beim Neugeborenen |
positiv | negativ | hoch | vor SSW 16/18 | CMV-Latenz |
positiv | negativ | hoch | nach SSW 16/18 | (I) CMV-Latenz (II) CMV-Primärinfektion, perikonzeptionell oder während Frühschwangerschaft ist nicht sicher auszuschließen. Ultraschallkontrolle bei der Schwangeren, ggf Amniozentese; Urinkontrolle beim Neugeborenen |
positiv | negativ/positiv | intermediär | Trimester 1-3 | keine Aussage bezüglich des Infektionszeitpunktes möglich |
positiv | positiv | niedrig | Trimester 1-3 | CMV-Primärinfektion; Zusatztestung Immunoblot: anti-gB-IgG fehlt, breite IgM-Reaktivität (anti-IE1/anti pp150/anti CM2/anti-pp65/anti-gB-IgM) In Abhängigkeit von der Schwangerschaftsphase sind Untersuchungen zur Abklärung einer potentiellen fetalen Infektion, Ultraschallkontrollen bei der Schwangeren, ggf Amniozentese (SSW 21) und/oder Urinkontrolle beim Neugeborenen angezeigt |
Diagnosestellung einer CMV-Infektion außerhalb der Schwangerschaft
- CMV-Nachweis im Blut mittels Polymerasekettenreaktion (PCR); zusätzlich sollen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein [4]:
- Fieber > 38 °C für wenigstens zwei Tage
- neue Kraftlosigkeit/Abgeschlagenheit
- Leukopenie (Mangel an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) im Blut) bzw. Neutropenie (Verminderung der neutrophilen Granulozyten im Blut), Lymphozytose (erhöhte Lymphozytenzahl) > 5 %
- Thrombopenie (Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen) im Blut) < 100.000/nl
- zweifach erhöhte Transaminasen (GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase): ASAT, AST (Aspartat-Aminotransferase) GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase): ALAT, ALT (Alanin-Aminotransferase))
Literatur
- Liesnard C, Donner C, Brancart F, Gosselin F, Delforge ML, Rodesch F: Prenatal diagnosis of congenital cytomegalovirus infection: prospective study of 237 pregnancies at risk. Obstet Gynecol 2000; 95:881-888
- Enders G, Bäder U, Lindemann L, Schalasta G, Daiminger A: Prenatal diagnosis of congenital cytomegalovirus infection in 189 pregnancies with known outcome. Prenat Diagn 2001; 21:362-377
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung
- Ljungman P, Boeckh M, Hirsch HH, Josephson F, Lundgren J, Nichols G, Pikis A, Razonable RR, Miller V, Griffiths PD: Disease Definitions Working Group of the Cytomegalovirus Drug Development Forum (2017) Definitions of cytomegalovirus infection and disease in transplant patients for use in clinical trials. Clin Infect Dis 2017 Jan 1;64(1):87-91. Epub 2016 Sep 28.
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung