Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung – Einleitung

Die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (CJK) ist eine seltene, degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch eine Fehlfaltung von körpereigenen Prion-Proteinen verursacht wird. Die Erkrankung führt zu einer rasch fortschreitenden Demenz und motorischen Störungen und endet in der Regel tödlich.

Synonyme und ICD-10: HSE (humane spongiforme Enzephalopathie; Creutzfeldt-Jakob-Syndrom; Demenz bei Creutzfeldt-Jakob-Krankheit; Demenz bei Creutzfeldt-Jakob-Syndrom; Heidenhain-Syndrom; kortikostriatospinale Degeneration; Organische Psychose durch Creutzfeldt-Jakob-Krankheit; Spastische Pseudosklerose mit Demenz; Subakute spongioforme Enzephalopathie; ICD-10-GM A81.0: Creutzfeldt-Jakob-Krankheit

Die Erkrankung gehört zur Gruppe der spongiformen Enzephalopathien, bei denen es zu schwammartigen Gehirnveränderungen mit rascher, erheblicher Beeinträchtigung kognitiver und motoneurologischer Fähigkeiten kommt. Sie zählt zu den Prionerkrankungen. Prionen sind Erreger aus natürlichen, fehl gefalteten körpereigenen Proteinen.

Formen der Erkrankung

  • Sporadische Form (sCJK): Macht ca. 85-90 % der Fälle aus und tritt ohne erkennbare Ursache auf.
  • Hereditäre Form: Tritt in ca. 10 % der Fälle auf und ist genetisch bedingt (autosomal-dominant). Zu den hereditären Formen zählen das Gerstmann-Sträusler-Scheinker-Syndrom und die Letale familiäre Insomnie.
  • Iatrogene Form: Verursacht durch medizinische Eingriffe, wie die Übertragung durch infizierte chirurgische Instrumente, Transplantationen oder Hormone.
  • Neue Variante (nvCJK): Assoziiert mit der Übertragung von BSE (bovine spongiforme Enzephalopathie) auf den Menschen, z. B. durch infiziertes Fleisch.

Ursachen

Die Erkrankung wird durch fehlgefaltete Prion-Proteine verursacht, die eine Kettenreaktion von weiteren Fehlfaltungen im Gehirn auslösen und zu einer Zerstörung der Nervenzellen führen. Prionen können entweder spontan (sporadische Form), durch genetische Veranlagung oder durch Übertragung von infiziertem Gewebe (iatrogene Form) oder Nahrung (vCJK) entstehen.

Differentialdiagnosen

  • Alzheimer-Krankheit: Langsamerer Verlauf und andere pathophysiologische Mechanismen.
  • Vaskuläre Demenz: Typisch durch schrittweise Verschlechterung und fokale neurologische Defizite.
  • Frontotemporale Demenz: Früher Beginn und Verhaltensstörungen dominieren.
  • Lewy-Körperchen-Demenz: Halluzinationen und Parkinson-Symptome stehen im Vordergrund.
  • Multiple Systematrophie: Motorische Symptome im Vordergrund, ohne Demenz als Hauptsymptom.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Das durchschnittliche Erkrankungsalter für die sporadische Form liegt zwischen 55 und 65 Jahren. Die hereditäre Form tritt früher auf, während die neue Variante vCJK oft Menschen unter 40 Jahren betrifft.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Weltweit liegt die Prävalenz bei etwa 1-2 Fällen pro 1.000.000 Einwohner.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Deutschland beträgt die Inzidenz ca. 0,1–0,15 pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Österreich hat eine etwas höhere Inzidenz von 0,15-0,2.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Prionen, fehlgefaltete Proteine.

Erregerreservoir
: In der neuen Variante (vCJK) wird das Prion über infizierte Rinder auf den Menschen übertragen.

Vorkommen
: Weltweit, allerdings mit geografischen Häufungen. Die neue Variante ist vor allem in Ländern mit BSE-Fällen aufgetreten.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Ja, bei der iatrogenen CJK möglich, durch chirurgische Instrumente, Transplantationen oder Blutprodukte.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Sehr gering, nur über direkten Kontakt mit infiziertem Gewebe.

Übertragungsweg
: Orale Aufnahme infizierten Fleisches (vCJK), Übertragung durch kontaminierte chirurgische Instrumente oder Transplantate (iatrogene CJK).

Eintrittspforte
: Verdauungstrakt (vCJK) oder parenteral (iatrogene CJK).

Inkubationszeit
(Zeitpunkt von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Jahre bis Jahrzehnte.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Keine serologische Untersuchung möglich, Prionenerkrankungen werden histopathologisch (feingeweblich) diagnostiziert.

Erregerspezifische Immunität
: Keine Immunität, da es sich um körpereigene Proteine handelt.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühe Symptome: Zu Beginn treten unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen, Gedächtnisstörungen und Ataxie (Koordinationsstörungen) auf.
  • Fortgeschrittene Phase: Im weiteren Verlauf kommt es zu einer raschen Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, schweren Gedächtnisstörungen, Demenz und Myoklonien (unkontrollierte Muskelzuckungen). Bei der neuen Variante (vCJK) treten zudem psychiatrische Symptome auf.
  • Endstadium: Die Patienten fallen in ein komatöses Stadium, das schließlich zum Tod führt.

Prognose

  • Sporadische Form (sCJK): Innerhalb von 6-14 Monaten tritt in der Regel der Tod ein.
  • Hereditäre Form: Verläuft langsamer als die sporadische Form, dennoch ist die Prognose ungünstig.
  • Iatrogene und vCJK: Diese Formen verlaufen ähnlich wie die sporadische CJK, wobei die vCJK in der Regel etwas langsamer verläuft. Die Überlebenszeit beträgt durchschnittlich etwa ein Jahr.

Meldepflicht

In Deutschland ist die Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Verdachtsfälle, bestätigte Diagnosen und Todesfälle müssen namentlich gemeldet werden.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. (AWMF-Registernummer: 030-042), August 2018 Langfassung