Coxsackie A/B – Einleitung

Coxsackie-Viren sind RNA-Viren und zählen zur Gattung der Enteroviren, zur Familie der Picornaviren. Man kann die Serotypen A und B unterscheiden, die sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen lassen.
Zu den Picornaviren zählen gleichzeitig auch die Polioviren (Erreger der Poliomyelitis/Kinderlähmung) sowie das Hepatitis A-Virus.

Synonyme und ICD-10: Coxsackievirus-Infektion; Coxsackievirus-Krankheit; Hand-Fuß-Mund-Exanthem; ICD-10-GM B34.1: Infektion durch Enteroviren nicht näher bezeichneter Lokalisation

Coxsackie-Viren gelten als Erreger vieler verschiedener Erkrankungen.

Formen der Coxsackievirus-Infektionen

Hand-Fuß-Mund-Krankheit

  • Verursacht durch Coxsackievirus A.
  • Typische Symptome sind Fieber, schmerzhafte Bläschen im Mund, und Hautausschlag an Händen und Füßen.
  • Häufig bei Kleinkindern und in Kindergruppen.

Herpangina

  • Verursacht durch Coxsackievirus A.
  • Plötzliches hohes Fieber, Halsschmerzen und kleine, schmerzhafte Bläschen im hinteren Rachenbereich.
  • Vor allem bei Kindern im Sommer und Herbst.

Pleuritis (Bornholm-Krankheit)

  • Verursacht durch Coxsackievirus B.
  • Plötzliche, starke Brustschmerzen, die durch Atembewegungen verstärkt werden, oft begleitet von Fieber.
  • Meist bei Kindern und jungen Erwachsenen.

Myokarditis und Perikarditis

  • Verursacht durch Coxsackievirus B.
  • Entzündung des Herzmuskels oder Herzbeutels, was zu Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz führen kann.
  • Kann schwerwiegend sein und erfordert intensive medizinische Überwachung.

Meningitis und Meningoenzephalitis

  • Verursacht durch Coxsackievirus A oder B.
  • Symptome umfassen hohes Fieber, Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und neurologische Ausfälle.
  • Kann sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftreten.

Akute hämorrhagische Konjunktivitis

  • Verursacht durch Coxsackievirus A24 oder Enterovirus 70.
  • Plötzliche Augenschmerzen, Schwellung, Rötung und Blutungen unter der Bindehaut.
  • Hoch ansteckend, vor allem in tropischen und subtropischen Regionen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt vorwiegend bei Kindern, insbesondere im Vorschul- und frühen Schulalter, auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)
: Die genaue Prävalenz variiert, aber Coxsackie-Virus-Infektionen sind weltweit verbreitet und häufig, insbesondere in Gebieten mit geringeren Hygienestandards.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen)
: Die Inzidenz ist in den Sommer- und Frühherbstmonaten am höchsten, insbesondere in gemäßigten Klimazonen.

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Die Infektionen treten gehäuft in den Sommermonaten auf.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Coxsackie-Viren, eine Untergruppe der Enteroviren, die in die Typen A und B unterteilt werden.

Erregerreservoir
: Der Mensch stellt das einzige relevante Erregerreservoir dar.

Vorkommen
: Die Infektionen treten weltweit auf, mit hoher Durchseuchung insbesondere in Regionen mit weniger entwickelter Hygiene.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Ja, die Übertragung erfolgt hauptsächlich von Mensch zu Mensch.

Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers)
: Hoch, die Erreger sind relativ unempfindlich gegenüber Desinfektionsmitteln.

Übertragungsweg
: Fäkal-oral, häufig durch kontaminiertes Trinkwasser und Lebensmittel. Eine Übertragung über Sekrete des Respirationstraktes sowie Schmierinfektionen (z. B. bei Konjunktivitis) sind ebenfalls möglich.

Eintrittspforte
: Der Erreger dringt über den Mund oder die Schleimhäute des Respirationstraktes in den Körper ein.

Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung)
: Beträgt durchschnittlich 1-2 Wochen, kann aber auch 2-35 Tage betragen.

Krankheitsdauer
: Variabel, meist beträgt die Symptomdauer wenige Tage bis eine Woche.

Dauer der Infektiosität
: Beginnt bereits 2-3 Tage vor dem Ausbruch der Erkrankung und besteht während der gesamten Dauer der Symptomatik. Im Stuhl kann das Virus bis zu mehreren Wochen nachgewiesen werden.

Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper)
: Weit verbreitet, insbesondere in älteren Altersgruppen aufgrund der hohen Durchseuchung.

Erregerspezifische Immunität
: Die Erkrankung hinterlässt eine typenspezifische Immunität.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf einer Coxsackievirus-Infektion hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der Serotyp des Virus (A oder B) und die individuelle Immunantwort des betroffenen Patienten. Im Allgemeinen verläuft die Infektion jedoch häufig mild und selbstlimitierend. Die wichtigsten Punkte zum Verlauf sind:

  • Inkubationszeit: Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 1-2 Wochen, kann aber auch zwischen 2 und 35 Tagen variieren.
  • Symptome: Zu Beginn der Infektion treten unspezifische Symptome wie Fieber, Halsschmerzen und allgemeines Unwohlsein auf. Bei spezifischen Krankheitsbildern wie der Hand-Fuß-Mund-Krankheit können Bläschen und Ausschlag an den genannten Stellen auftreten.
  • Dauer der Symptomatik: Die akuten Symptome halten in der Regel einige Tage bis maximal zwei Wochen an.
  • Komplikationen: Schwere Verläufe und Komplikationen treten vor allem bei Infektionen mit dem Coxsackie-B-Virus auf. Dazu gehören:
    • Meningitis (Hirnhautentzündung)
    • Meningoenzephalitis (kombinierte Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten)
    • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
    • Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
  • Dauer der Infektiosität: Die Ansteckungsfähigkeit beginnt schon 2-3 Tage vor Ausbruch der Symptome und besteht während der gesamten Krankheitsdauer. Im Stuhl kann das Virus noch mehrere Wochen nach dem Abklingen der Symptome nachgewiesen werden.

Prognose

Die Prognose einer Coxsackievirus-Infektion ist in den meisten Fällen günstig. Wichtige Aspekte der Prognose sind:

  • Milder Verlauf: Die meisten Infektionen verlaufen mild und erfordern keine spezifische Behandlung außer der Linderung der Symptome (z. B. Schmerzmittel, Fiebersenkung).
  • Komplikationen: Schwere Verläufe und Komplikationen sind selten, aber möglich, insbesondere bei Infektionen mit dem Coxsackie-B-Virus. Diese erfordern eine engmaschige medizinische Überwachung und gegebenenfalls spezifische therapeutische Maßnahmen.
  • Immunität: Nach einer durchgemachten Infektion entwickelt der Patient eine typenspezifische Immunität, die vor erneuten Infektionen mit demselben Serotyp schützt.
  • Langfristige Folgen: In der Regel hinterlassen Coxsackievirus-Infektionen keine langfristigen gesundheitlichen Schäden. Allerdings können Komplikationen wie Myokarditis in seltenen Fällen langfristige Folgen haben.

Insgesamt ist die Prognose für Patienten mit einer Coxsackievirus-Infektion gut, insbesondere bei frühzeitiger Erkennung und symptomatischer Behandlung. Dennoch ist bei Auftreten schwerer Symptome oder Komplikationen eine sofortige medizinische Betreuung erforderlich.

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung