Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis) – Prävention
Zur Prävention der Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis) muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Aufenthalt in Endemiegebieten – Vor allem betroffen sind die Landbevölkerung in Lateinamerika sowie Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in diesen Regionen.
- Kontakt zu Raubwanzen (Triatominae) – Die Übertragung erfolgt in der Regel nachts durch den Stich der Raubwanzen, gefolgt von der Ausscheidung infektiöser Exkremente.
- Kontakt mit infizierten Lebensmitteln – Orale Übertragungen durch kontaminierte Lebensmittel wie Zuckerrohrsaft oder Açai-Früchte.
- Bluttransfusionen und Organtransplantationen – Risiko einer Übertragung durch Blutspenden oder Organspenden aus Endemiegebieten.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Allgemeine Expositionsprophylaxe
- Aufenthalt in gut geschützten Unterkünften mit Mückenschutzmaßnahmen (z. B. imprägnierte Moskitonetze, Fliegengitter).
- Nutzung von Repellents und das Tragen von langer, bedeckender Kleidung, insbesondere nachts.
- Vermeidung von Aufenthalt im Freien während der Nacht, da Raubwanzen nachtaktiv sind.
- Verbesserung der Lebensbedingungen
- Sanierung von Behausungen (z. B. Betonböden, Verputzen von Wänden).
- Beseitigung von Verstecken für Raubwanzen in und um das Haus.
- Insektizidbehandlung von Behausungen und Viehhaltungsstätten.
- Aufklärung der Bevölkerung
- Durchführung von Sensibilisierungskampagnen über Übertragungswege und Schutzmaßnahmen.
- Förderung hygienischer Maßnahmen in Endemiegebieten.
- Kontrolle infizierter Haustiere
- Behandlung von Haustieren wie Hunden und Katzen, die als Reservoirwirte dienen können.
- Screening bei Blutspendern und Organtransplantationen
- Verpflichtendes Screening auf Trypanosoma cruzi bei Blut- und Organspenden aus Endemiegebieten.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention der Chagas-Krankheit zielt darauf ab, die Erkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln, um Komplikationen zu vermeiden.
- Früherkennung und Diagnostik
- Symptomerkennung – Verdacht auf Chagas-Krankheit bei Personen mit epidemiologischer Vorgeschichte, insbesondere nach Aufenthalten in Endemiegebieten.
- Blutuntersuchung – Direkter Erregernachweis in der akuten Phase durch Mikroskopie oder PCR (Polymerase-Kettenreaktion).
- Serologische Tests – Nachweis spezifischer Antikörper zur Diagnose in der chronischen Phase.
- Screening – Untersuchung von Schwangeren, Blutspendern und Organempfängern aus Endemiegebieten.
- Therapie der akuten Phase
- Benznidazol – Medikament der ersten Wahl zur Behandlung der akuten Phase und bei kongenitalen Infektionen.
- Nifurtimox – Alternative Therapieoption, besonders bei Unverträglichkeit von Benznidazol.
- Therapie der chronischen Phase
- Behandlung in der frühen chronischen Phase möglich; in der späten chronischen Phase symptomatische Therapie.
- Herzüberwachung – Bei Verdacht auf Chagas-Kardiomyopathie (Chagas-Herzmuskelerkrankung) EKG-Kontrollen und Herzultraschall.
- Postexpositionsprophylaxe (PEP)
- Monitoring von Kontaktpersonen in Ausbruchsituationen.
- Prophylaktische Behandlung bei Neugeborenen infizierter Mütter.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention der Chagas-Krankheit konzentriert sich auf die langfristige Betreuung und Verhinderung von Komplikationen sowie die Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen.
- Langzeittherapie und Monitoring
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen – Überwachung von Herzfunktion und Verdauungstrakt.
- Immunsuppressive Therapie (Therapie zur Unterdrückung des Immunsystems) – Bei Reaktivierung der Infektion, insbesondere bei immunsupprimierten Patienten.
- Antikoagulation (Blutverdünner) – Bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen zur Vermeidung von Thromboembolien.
- Behandlung von Komplikationen
- Chagas-Kardiomyopathie
- Implantation von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren bei schweren Rhythmusstörungen.
- Behandlung der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) nach Leitlinien.
- Megakolon (Erweiterung (Dilatation) des Kolons mit klinisch fulminanter Kolitis/Darmentzündung)/Megaösophagus (Erweiterung der Speiseröhre (Ösophagus))
- Symptomatische Behandlung durch diätetische Maßnahmen.
- Chirurgische Interventionen bei schwerer Ausprägung.
- Chagas-Kardiomyopathie
- Psychosoziale Unterstützung
- Patientenberatung – Aufklärung über den Krankheitsverlauf und Präventionsmaßnahmen.
- Selbsthilfegruppen – Förderung des Austauschs mit anderen Betroffenen zur Krankheitsbewältigung.
- Lebensstilinterventionen
- Vermeidung von Reinfektionen – Besondere Vorsicht bei erneuten Reisen in Endemiegebiete.
- Gesunde Ernährung und Bewegung – Förderung der allgemeinen Gesundheit zur Unterstützung des Immunsystems.