Chagas-Krankheit (Amerikanische Trypanosomiasis) – Einleitung

Die Chagas-Krankheit (amerikanische Trypanosomiasis) ist eine durch den Parasiten Trypanosoma cruzi verursachte Infektionskrankheit, die hauptsächlich in Mittel- und Südamerika vorkommt. Sie verläuft in zwei Phasen, einer akuten und einer chronischen, und kann unbehandelt zu schweren Herz- und Verdauungskomplikationen führen.

Synonyme und ICD-10: Infektion durch Trypanosoma cruzi; Morbus Chagas; Pseudomyxödem; ICD-10: B57.- Amerikanische Trypanosomiasis (Chagas-Krankheit)

Formen der Erkrankung

Die Trypanosomiasis umfasst zwei Hauptformen:

  • Afrikanische Trypanosomiasis (Schlafkrankheit): Verursacht durch Trypanosoma brucei gambiense (westafrikanische Schlafkrankheit) und Trypanosoma brucei rhodesiense (ostafrikanische Schlafkrankheit)
  • Amerikanische Trypanosomiasis (Chagas-Krankheit): Verursacht durch Trypanosoma cruzi

Die Chagas-Krankheit verläuft in zwei Phasen:

  1. Akute Phase: Meist asymptomatisch oder mild mit grippeähnlichen Symptomen, Fieber, Lymphadenopathie (geschwollene Lymphknoten) und lokaler Schwellung an der Eintrittsstelle des Erregers (Chagom).
  2. Chronische Phase: Kann nach Jahren oder Jahrzehnten zu schweren Komplikationen wie Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Herzrhythmusstörungen und Megacolon (massive Erweiterung des Dickdarms (Colon), die nicht durch eine Verlegung des Darmlumens bedingt ist) führen.

Ursachen

Die Chagas-Krankheit wird durch den Parasiten Trypanosoma cruzi verursacht, der vorwiegend über den Kot blutsaugender Raubwanzen (Gattung Triatoma) übertragen wird. Der Erreger kann auch durch kontaminierte Lebensmittel, Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder von der Mutter auf das Kind (perinatal) übertragen werden.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt in allen Altersgruppen auf, jedoch sind Säuglinge, Kleinkinder und immungeschwächte Personen besonders gefährdet.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Rund 18 Millionen Menschen sind weltweit mit der Chagas-Krankheit infiziert, vor allem in Mittel- und Südamerika.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Jährlich werden rund 50.000 neue Fälle registriert.

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Keine spezifische saisonale Häufung.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Trypanosoma cruzi, ein Protozoon (einzellige Parasiten).

Erregerreservoir
: Verschiedene Nutz- und Wildtiere sowie Haustiere; infizierte Menschen können ebenfalls ein Reservoir darstellen.

Vorkommen
: Hauptsächlich in Mittel- und Südamerika sowie einigen Regionen der USA.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Möglich durch Bluttransfusionen, Organtransplantationen oder perinatale Übertragung.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Indirekte Übertragung durch Raubwanzen, Bluttransfusionen oder kontaminierte Lebensmittel.

Übertragungsweg
: Meist durch den Kot von Raubwanzen, der durch Kratzen in die Haut eindringt oder über Schleimhäute aufgenommen wird.

Eintrittspforte
: Perkutan durch Wunden oder Schleimhäute.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): In der Regel bis zu 21 Tage.

Krankheitsdauer
: Die akute Phase dauert wenige Wochen bis Monate, die chronische Phase kann Jahre bis Jahrzehnte andauern.

Dauer der Infektiosität
: Menschen können über Jahre hinweg den Erreger in sich tragen und durch Bluttransfusionen oder Organtransplantationen übertragen.

Seroprävalenz 
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Serologische Tests weisen in endemischen Regionen eine hohe Durchseuchungsrate auf.

Erregerspezifische Immunität
: Eine Immunität wird nicht aufgebaut, und wiederholte Infektionen sind möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Akute Phase

  • Meist asymptomatisch oder mild mit grippeähnlichen Symptomen.
  • Gelegentlich tritt eine lokale Schwellung (Chagom) oder eine Schwellung der Augenlider (Romaña-Zeichen) auf.
  • In seltenen Fällen schwere Verläufe mit Myokarditis (Herzmuskelentzündung) oder Meningoenzephalitis (Entzündung von Hirnhäuten und dem Gehirn).

Chronische Phase

  • Unbehandelt kann die Infektion nach Jahren oder Jahrzehnten zu schweren Organschäden führen.
  • Häufige Komplikationen sind Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Herzrhythmusstörungen, Megakolon (massive Erweiterung des Dickdarms (Colon), die nicht durch eine Verlegung des Darmlumens bedingt ist) oder Megaösophagus (Erweiterung der Speiseröhre).
  • Bis zu 30 % der Infizierten entwickeln irreversible Herz- oder Verdauungskomplikationen.

Prognose

  • Je früher die Therapie begonnen wird, desto besser die Prognose.
  • Unbehandelt führt die Chagas-Krankheit in 10 % der Fälle zum Tod, insbesondere durch kardiale Komplikationen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder plötzlichen Herztod.

Eine Schutzimpfung gegen die Chagas-Krankheit steht bislang nicht zur Verfügung.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Handlungsempfehlungen zu Screening, Diagnose, Behandlung und klinischem Management der Chagas-Krankheit in Deutschland. (AWMF-Registernummer: 042 - 009), Oktober 2022 Langfassung