Brucellose – Einleitung

Brucellose ist eine bakterielle Zoonose (Tierseuche), die durch verschiedene Biotypen des Bakteriums Brucella verursacht wird. Diese gramnegativen, nicht sporenbildenden, unbeweglichen kokkoiden Stäbchenbakterien führen beim Menschen häufig zu fieberhaften Infektionen, die einen akuten oder chronischen Verlauf nehmen können. Zu den wichtigsten Erregern gehören Brucella abortus (Rinder), Brucella suis (Schweine) und Brucella melitensis (Schafe und Ziegen).

Synonyme und ICD-10: Abortus-Bang-Infektion; Bang-Infektion; Bang-Krankheit; Brucella-Infektion; Brucella-Sepsis; Brucellose durch Brucella abortus; Brucellose durch Brucella canis; Brucellose durch Brucella melitensis; Brucellose durch Brucella suis; endemische Bazillokokkie [Brucellose]; Febris mediterranea; Febris melitensis; Febris undulans; Febris undulans Bang; Febris undulans bovina; Febris undulans melitensis; Gibraltar-Fieber; Infektion durch Brucella abortus; Infektion durch Brucella canis; Infektion durch Brucella melitensis; Infektion durch Brucella suis; Malta-Fieber; Mischform der Brucellose; Mittelmeer-Fieber; Morbus Abortus Bang; Morbus Bang; Neapolitan-Fieber; Pyelonephritis bei Brucellose; Schweinebrucellose; septische Brucellose; undulierendes Fieber – s.a. Brucellose; Zypern-Fieber; ICD-10 A23.-

Charakteristische Laborbefunde

  • Leukozytopenie (niedrige Leukozytenzahl/Anzahl der weißen Blutkörperchen)
  • Anämie
  • Thrombozytopenie (niedrige Thrombozytenzahl/Anzahl der Blutplättchen)
  • Erhöhte Leberwerte (AST, ALT, Gamma-GT)
  • Erhöhte Entzündungsparameter: CRP, BSG
  • Direkter Nachweis: Brucella-Kulturen aus Blut, Knochenmark oder anderen betroffenen Geweben
  • Serologischer Nachweis: Brucella-Antikörper (ELISA, Agglutinationstests)

Formen der Erkrankung

  • Brucella melitensis (Maltafieber): Häufigste und virulenteste Form, verursacht durch Schafe und Ziegen.
  • Brucella suis (Schweinepest): Verursacht vor allem bei Jägern und Landarbeitern schwere Erkrankungen.
  • Brucella abortus (Morbus Bang): Verursacht meist mildere Verläufe, assoziiert mit Rindern.
  • Brucella canis: Selten, tritt vor allem bei Hundebesitzern oder Tierärzten auf.

Ursachen

Die Brucellose wird durch verschiedene Arten von Brucella-Bakterien verursacht, die durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, kontaminierte tierische Produkte oder selten durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung in den Körper gelangen. Häufigste Übertragungswege sind:

  • Direkter Kontakt: Durch Hautläsionen oder Schleimhäute beim Umgang mit infiziertem Vieh.
  • Verzehr: Unpasteurisierte Milch und Rohmilchprodukte, sowie Fleischprodukte aus infizierten Tieren.
  • Seltenere Übertragungswege: Über Stillen, Bluttransfusionen, Geschlechtsverkehr oder Knochenmarktransplantationen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen, insbesondere in landwirtschaftlichen Berufen.

Häufigkeitsgipfel
: Hauptsächlich Erwachsene in der Landwirtschaft, Tierhaltung oder Tiermedizin.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Weltweit werden jährlich etwa 500.000 neue Fälle gemeldet, hauptsächlich in endemischen Regionen wie dem Mittelmeerraum, Südamerika, Afrika und dem Nahen Osten. In Deutschland tritt die Brucellose selten auf und ist meist auf importierte Tiere zurückzuführen.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Endemiegebieten variiert die Inzidenz stark, kann jedoch bis zu 200 Fälle pro 100.000 Einwohner betragen.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Brucella spp., darunter B. melitensis, B. abortus, B. suis und B. canis.

Erregerreservoir
: Nutztiere wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine.

Vorkommen
: Hauptsächlich in Regionen mit geringeren hygienischen Standards wie dem Mittelmeerraum, Südamerika und Asien.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Sehr selten, kann durch Stillen, Bluttransfusionen oder Sexualkontakt erfolgen.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Gering bei Mensch-zu-Mensch-Übertragung, hoch bei direktem Tierkontakt oder Verzehr kontaminierter Lebensmittel.

Übertragungsweg
: Direkter Kontakt mit infizierten Tieren oder Verzehr kontaminierter tierischer Produkte.

Eintrittspforte
: Hautläsionen oder Schleimhäute; orale Aufnahme bei Verzehr kontaminierter Lebensmittel.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 5 bis 60 Tage, durchschnittlich 2-3 Wochen.

Krankheitsdauer
: Ohne Behandlung chronische Verläufe über Monate bis Jahre.

Dauer der Infektiosität
: So lange wie Brucella-Bakterien im Körper persistieren.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Hoch in endemischen Gebieten, besonders bei Risikogruppen wie Viehhaltern.

Erregerspezifische Immunität
: Nach einer Infektion besteht keine langfristige Immunität, sodass Reinfektionen möglich sind.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akuter Verlauf: Beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Nachtschweiß und Muskelschmerzen (Myalgien). Weitere Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit. Im fortgeschrittenen Stadium können Leber und Milz vergrößert sein, Gelenk- und Rückenschmerzen sowie Gewichtsverlust auftreten.
  • Chronischer Verlauf: Chronische Brucellose entwickelt sich bei unbehandelten oder unzureichend behandelten Patienten. Es können Entzündungen der Leber (Hepatitis), Lunge, Herzinnenhaut (Endokarditis), und Nieren sowie neurologische Symptome auftreten. Die Symptome treten schubweise auf (undulierendes Fieber).

Prognose

  • Akuter Verlauf: Bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie heilt die Brucellose meist ohne bleibende Schäden aus.
  • Chronischer Verlauf: Ohne Behandlung oder bei chronischen Verläufen kann es zu schweren Komplikationen wie Endokarditis (Herzinnenhautentzündung), Hepatosplenomegalie (krankhafte Vergrößerung von Leber und Milz) und neurologischen Störungen kommen.
  • Mortalität: Unbehandelt kann die Letalität (Sterblichkeit) bis zu 2 % betragen, insbesondere bei Komplikationen wie Endokarditis.

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis von Brucella spp., soweit er auf eine akute Infektion hinweist, nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig.