Botulismus – Prävention
Zur Prävention des Botulismus muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Verzehr kontaminierter Konserven – Vor allem Wurst- und Gemüsekonserven (z. B. Bohnen). Diese müssen nicht zwangsläufig eine Gasbildung und/oder einen veränderten Geruch/Geschmack aufweisen.
- Verzehr von Rotaugen (Rutilus rutilus) – Fisch aus der Familie der Karpfenfische. Das Botulismus-Risiko ist erhöht, wenn der Fisch nicht sorgfältig ausgenommen und Innereien mitverzehrt werden.
- Verfüttern von Honig an Säuglinge – Säuglingsbotulismus. Achtung! Keine Verabreichung von Honig, Ahornsirup oder Maissirup an Säuglinge im ersten Lebensjahr.
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Hitzebehandlung von Lebensmitteln
- Das Botulinustoxin ist hitzelabil und wird durch ausreichendes Erhitzen bzw. Kochen (10 Minuten bei 100 °C) zerstört.
- Sporen überleben jedoch das Kochen und keimen unter anaeroben Bedingungen (Konserven, Einweckgläser) auf und bilden Toxin.
- Lebensmittelhygiene
- Aufgeblähte Konservendosen nicht öffnen und deren Inhalt nicht verzehren.
- Gründliches Ausnehmen und Waschen von Fisch.
- Lagerung von Fisch bei maximal 3 °C bis zur Salzung.
- Erhitzung gesalzener und getrockneter Fische vor Verzehr auf mindestens 85 °C für zehn Minuten.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, erste Anzeichen einer Botulismus-Infektion frühzeitig zu erkennen und eine Ausbreitung zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Labordiagnostik
- Nachweis des Toxins im Serum oder Stuhl – Mittels Maus-Bioassay oder PCR.
- Kultureller Nachweis des Erregers – Aus Lebensmitteln oder Körperflüssigkeiten.
- Labordiagnostik
- Screening und Überwachung
- Beobachtung von Personen mit potenzieller Exposition gegenüber kontaminierten Lebensmitteln.
- Therapie
- Antitoxin-Behandlung
- Verabreichung eines Botulinum-Antitoxins zur Neutralisierung des Toxins.
- Antibiotikatherapie
- Antibiotika wie Penicillin zur Behandlung des Wundbotulismus.
- Supportive Maßnahmen
- Beatmung – Bei Atemlähmung kann eine mechanische Beatmung erforderlich sein.
- Flüssigkeitszufuhr – Sicherstellung einer ausreichenden Hydration.
- Antitoxin-Behandlung
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen und langfristige Folgen des Botulismus zu vermeiden.
- Langzeitnachsorge
- Regelmäßige neurologische Kontrolluntersuchungen.
- Behandlung von verbleibenden Lähmungen und Muskelschwächen.
- Rehabilitation
- Physiotherapie zur Förderung der Muskelfunktion.
- Unterstützung bei der Wiedererlangung motorischer Fähigkeiten.
- Aufklärung und Prävention
- Schulung von Risikogruppen über sichere Lebensmittelverarbeitung.
- Förderung der Hygienemaßnahmen in der Lebensmittelproduktion.
Weitere Hinweise
- Das Botulinustoxin (v. a. das Toxin A) ist das stärkste bekannte bakterielle Gift! Die letale Dosis (LD) beträgt für den Menschen ca 8-10 g.
- *Das Botulinustoxin ist hitzelabil, es wird durch ausreichendes Erhitzen bzw. Kochen (10 Minuten bei 100 °C) zerstört. Die Sporen allerdings überleben das Kochen und keimen unter anaeroben Bedingungen (Konserven, Einweckgläser) auf und bilden Toxin.
- *Die Toxinaufnahme tritt vor allem bei ungekochten luftdichten Fleisch- oder Fischkonserven sowie Wurstwaren/roher Schinken auf.
Achtung! Aufgeblähte Konservendosen sollten weder geöffnet noch darf deren Inhalt verzehrt werden. - **Das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) rät zu der Verarbeitung bzw. dem Verzehr von Plötzen:
- Zeitnah nach dem Fang sorgfältig ausnehmen und danach innen und außen gründlich waschen. Zudem sollten Plötzen bis zur Salzung bei maximal 3 °C gelagert, während einer mehrtägigen Salzung zusätzlich gekühlt und vor Trocknung oberhalb von 8 °C ausreichend gesalzen werden.
- Gesalzene und getrocknete Plötzen sollten vor Verzehr zehn Minuten auf mindestens 85 °C erhitzt werden.