Borreliose – Prävention
Die Borreliose-Impfung könnte zukünftig die wichtigste und wirksamste präventive Maßnahme werden.
Ein Impfstoff für Europa muss mit drei humanpathogenen Spezies: B. afzelii, B. garinii und B. burgdorferi sensu stricto ausgestattet sein. Ein trivalenter Impfstoff (3 OspA Spezies) für Europa befindet sich in der Erprobungsphase.
Zur Prävention der Borreliose muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
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Aufenthalt in Waldgebieten mit unpassender Kleidung – Tragen von kurzen Hosen und unbedeckten Beinen erhöht das Risiko von Zeckenbissen.
Risikogruppen
- Förster und Waldarbeiter – Beruflich bedingtes erhöhtes Risiko für Zeckenstiche.
- Kinder im Waldkindergarten – Erhöhte Exposition gegenüber Zecken in Waldgebieten.
- Menschen mit häufigem Kontakt zu infizierten Wild- und Haustieren – Höheres Risiko für Zeckenübertragungen.
- Menschen zwischen dem 60. und 69. Lebensjahr – Diese Altersgruppe hält sich laut Studien häufiger in Waldgebieten auf.
Nach einer durchgemachten Borreliose, die in einem relativ hohen Stadium erstmals behandelt wurde, besteht für mehrere Jahre ein Schutz vor einer Neuinfektion.
Tipps zum Schutz vor Zeckenbissen
Beachtung folgender Kleidungs- bzw. Verhaltensregeln:
- Tragen heller Kleidung, sodass man Zecken gut darauf erkennen und noch vor einem Biss entfernen kann.
- Zecken bevorzugen dünne und warme Hautstellen. Deshalb müssen Sie Ihre Arme (inkl. Achseln), Kniekehlen, Hals und Kopf sowie sich im Schritt (inkl. Leistenregion) gründlich schützen.
- Die Haut sollte bedeckt sein, d. h. festes Schuhwerk, lange Hosen und Hemden mit langen Ärmeln.
- Lange Socken anziehen oder noch besser, Socken über die Hosenbeine ziehen.
- Waldwege benutzen und nicht durchs Gebüsch oder Unterholz gehen.
- Nach einer Wanderung sofort die Kleidung nach Zecken absuchen und am besten komplett auswechseln.
- Zecken-Check am Abend und dem darauffolgenden Morgen: Kinder sollte man während der Zeckenmonate (Mai bis September) nach dem Spielen im Freien abends und an dem darauffolgenden Morgen immer nach Zecken absuchen. Bei Kindern sitzen die Zecken meistens im Kopfbereich, während bei Erwachsenen vor allem die Beine betroffen sind. Weitere Lieblingsplätze sind die Achselhöhlen, Kniekehlen und die Poritze/Pofalte.
Das Übertragungsrisiko von Borrelien steigt mit der Dauer der Saugzeit der Zecke; nur in seltenen Fällen wird innerhalb der ersten 12 Stunden eine Übertragung beobachtet.
Beachte: Eine Infektion kann von März bis Oktober erfolgen, selten auch früher oder später, je nach Witterung. - Die Einstichstelle sollte über sechs Wochen nachbeobachtet werden.
Insektizide (insektenabweisende Mittel) verwenden. Achtung! Diese bieten keinen sicheren Schutz vor Zecken.
- Man unterscheidet drei Arten von Insektiziden:
- Natürliche Mittel, die auf ätherische Öle basieren; die Wirkung basiert auf der Störung der Beuteerkennung
- Schutzwirkung: meist nur wenige Stunden
- Nebenwirkungen: Hautreizungen und Allergien sind möglich (verstärkt nach Sonnenexposition)
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen): keine
- Chemische Mittel für die Haut:
- DEET (Diethyltoluamid), ein chemisches Insektenabwehrmittel; es wirkt, indem die Insekten vom Geruch der Substanz direkt abgestoßen werden oder DEET reduziert die Empfindlichkeit auf körpereigene Stoffe, die Insekten anziehen [es gilt als Goldstandard in der Prävention gegen Insektenstiche]
- Wirkspektrum: Bremsen, Fliegen, Stechmücken, Zecken
- Schutzwirkung: 8 Stunden gegen Mücken und bis zu 4 Stunden gegen Zecken
- Wirkstärke: hoch wirksam, tropentauglich nur Produkte > 20 % DEET
- Nebenwirkungen: DEET hat den Nachteil, dass es transdermal (durch die Haut) in den Körper gelangt und neurotoxische ("giftig" für das Nervensystem) Wirkungen entfalten kann (z. B. Parästhesie/Taubheitsgefühle und Kribbeln), bei großflächiger Anwendung auch Enzephalopathie/Hirnschädigung und Krampfanfälle; in seltenen Fällen auch kardiotoxische (herzschädigend) Wirkungen und Hypotonie (niedriger Blutdruck); Cave: greift Kunststoffe an; Allergien sind möglich
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen): schwangere und stillende Frauen sowie Säuglinge und Kleinkinder (Kinder unter 6 Jahren)
- Icaridin, ein Repellent (Vergrämungsmittel); das Tier nimmt diesen Wirkstoff über den Geruchssinn wahr und wird abschreckt, ohne getötet zu werden
- Wirkspektrum: Bremsen, Fliegen, Stechmücken, Zecken
- Schutzwirkung: bis zu acht Stunden
- Wirkstärke: mit DEET vergleichbar, auch in Bezug auf Anwendung in den Tropen
- Nebenwirkungen: keine bekannt
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen): keine
- DEET (Diethyltoluamid), ein chemisches Insektenabwehrmittel; es wirkt, indem die Insekten vom Geruch der Substanz direkt abgestoßen werden oder DEET reduziert die Empfindlichkeit auf körpereigene Stoffe, die Insekten anziehen [es gilt als Goldstandard in der Prävention gegen Insektenstiche]
- Chemische Mittel für die Kleidung:
- Pyrethroide (z. B. Permethrin); dieses sind synthetische Insektizide (Insektengifte); sie wirken als Kontakt- und Fraßgift
- Wirkspektrum: fast alle Insekten
- Schutzwirkung: langfristiger Schutz (Tragedauer)
- Nebenwirkungen: resorbierte Pyrethroide werden im Körper größtenteils innerhalb weniger Stunden oder Tage abgebaut; eine Anreicherung im Fettgewebe ist möglich, dort beträgt die Halbwertszeit für den Abbau bis zu 30 Tage; nicht geklärt ist, ob sie eine mutagene (erbgutverändernd), kanzerogene (krebserregend) oder immuntoxische ("giftig" für die Körperabwehr) Wirkung haben
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen): schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter 3 Jahren
- Es gibt Outdoorkleidung, die mit solchen Mitteln imprägniert (behandelt) ist und langfristig Schutz bietet
- Pyrethroide (z. B. Permethrin); dieses sind synthetische Insektizide (Insektengifte); sie wirken als Kontakt- und Fraßgift
- Natürliche Mittel, die auf ätherische Öle basieren; die Wirkung basiert auf der Störung der Beuteerkennung
Borrelioseprophylaxe
- Eine orale Behandlung mit einer Einzeldosis von 200 mg Doxycyclin zur Borrelioseprophylaxe, d. h. direkt nach einem Zeckenstich, reduziert das Risiko für eine Erythema migrans [1].
Beachte: 50 Zeckenopfer müssten ein Antibiotikum einnehmen, um ein einziges Erythema migrans zu vermeiden. - Bei einem Zeckenstich sollte nach der Entfernung der Zecke das Hautareal sechs Wochen beobachtet werden. Eine unmittelbar nach dem Stich auftretende Rötung durch die Zeckenspeichelstoffe bildet sich innerhalb einiger Tage zurück. Ohne weitere Symptome ist in dieser Zeit eine Antibiotikagabe nicht indiziert [S2k-Leitlinie].
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention der Borreliose müssen allgemeine Schutzmaßnahmen gefördert werden.
- Schutzkleidung – Tragen von langen Hosen, geschlossenen Schuhen und Hemden mit langen Ärmeln bei Aufenthalten in waldreichen Gebieten.
- Zeckenkontrolle nach Aufenthalten im Freien – Gründliches Absuchen des Körpers nach Zecken.
- Verwendung von Insektenschutzmitteln – Besonders auf Kleidung und exponierten Hautstellen.
- Entfernung von Zecken mit geeigneten Werkzeugen – Verwendung einer Zeckenpinzette oder -karte zur schnellen Entfernung der Zecke.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, eine Borreliose frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten, um deren Fortschreiten zu verhindern.
- Früherkennung und Diagnostik
- Symptombeobachtung – Überwachung auf typische Anzeichen wie Erythema migrans (wanderröte Hautrötung) und grippeähnliche Beschwerden.
- Labordiagnostik –
- Antikörpernachweis (IgM, IgG) – Nachweis von spezifischen Borrelien-Antikörpern im Blut.
- PCR-Nachweis – Direkter Erregernachweis in Hautbiopsien oder Liquorproben.
- Antibiotische Therapie bei Verdacht auf Infektion – Frühzeitige Behandlung mit Doxycyclin oder Amoxicillin zur Vermeidung chronischer Verläufe.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, Komplikationen zu minimieren und eine vollständige Genesung zu fördern.
- Langzeittherapie bei chronischer Borreliose
- Langfristige antibiotische Therapie – In schwerwiegenden Fällen zur Behandlung chronischer Symptome.
- Rehabilitation und Nachsorge
- Physiotherapie – Unterstützung bei Bewegungsstörungen oder neurologischen Beeinträchtigungen.
- Psychologische Unterstützung – Begleitung zur Bewältigung der psychischen Belastung durch die Erkrankung.
- Aufklärung über Präventionsmaßnahmen – Förderung des Bewusstseins über Schutzmaßnahmen zur Vermeidung zukünftiger Infektionen.
Literatur
- Zhou G et al.: Antibiotic prophylaxis for prevention against Lyme disease following tick bite: an updated systematic review and meta-analysis. BMC Infect Dis 2021;21:1141 https://doi.org/10.1186/s12879-021-06837-7
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung