Borkenflechte (Impetigo contagiosa) – Einleitung

Die Impetigo contagiosa, umgangssprachlich auch als Borkenflechte bezeichnet, ist eine hochinfektiöse, bakterielle Hautinfektion, die nicht an Hautanhangsgebilde wie Haarfollikel oder Schweißdrüsen gebunden ist. Diese Erkrankung ist durch die Bildung von Bläschen und Eiteransammlungen gekennzeichnet, die sich leicht auf andere Hautpartien und Personen ausbreiten.

Synonyme und ICD-10: Eiterausschlag; Eiterflechte; Grindausschlag; Grindblasen; Grindflechte; Grindknötchen; Schmutzflechte; Foxsche Impetigo; Impetiginisation; impetiginöses Ekzem; Impetigo; Impetigo bullosa; Impetigo circinata; Impetigo contagiosa durch Staphylokokken; Impetigo contagiosa durch Streptokokken; Impetigo neonatorum; Impetigo vulgaris; Impetigo vulgaris Unna; mpetigo simplex; non-bullous impetigo; Streptokokkenimpetigo; ICD-10-GM L01.0: Impetigo contaginosa)

Bei der Impetigo contagiosa handelt es sich um eine Infektion mit eiterbildenden Bakterien (Pyodermie).

Formen der Erkrankung

Die Impetigo contagiosa tritt in verschiedenen klinischen Formen auf:

  • Großblasige Impetigo contagiosa (Impetigo bullosa): Diese Form wird häufiger durch Staphylococcus aureus ausgelöst und ist durch größere, mit klarer Flüssigkeit gefüllte Blasen gekennzeichnet.
  • Kleinblasige Impetigo contagiosa (non-bullous impetigo): Häufiger bei Kindern, ausgelöst durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes), mit kleineren Bläschen, die schnell platzen und verkrusten.

Ursachen

Impetigo contagiosa wird durch eiterbildende Bakterien (Pyodermie) verursacht:

  • Staphylococcus aureus: In etwa 80 % der Fälle der alleinige Auslöser.
  • Streptococcus pyogenes: Verantwortlich für etwa 10 % der Fälle.

Der Mensch dient als Erregerreservoir, insbesondere der Nasen-Rachen-Raum als Keimreservoir.

Differentialdiagnosen

Die Differentialdiagnosen umfassen eine Reihe von Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Impetigo contagiosa verursachen können:

  • Erysipel (Wundrose): Eine bakterielle Hautinfektion, meist durch Streptokokken verursacht, die zu scharf begrenzten, geröteten Hautarealen führt.
  • Herpes simplex: Bläschenbildung durch das Herpes-simplex-Virus, das häufig Lippen und Genitalbereich betrifft.
  • Kontaktdermatitis: Eine entzündliche Reaktion der Haut auf direkten Kontakt mit einem Allergen oder Reizstoff, die ebenfalls Bläschen verursachen kann.
  • Varizellen (Windpocken): Viruserkrankung mit juckenden Bläschen über den ganzen Körper verteilt.
  • Insektenstiche: Können zu lokalisierter Bläschenbildung und Rötung führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen.

Häufigkeitsgipfel
: Die Erkrankung tritt besonders häufig bei Kindern und Neugeborenen auf.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Impetigo contagiosa ist eine der häufigsten bakteriellen Hautinfektionen bei Kindern, insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Saisonale Häufung im Sommer und Herbst, wenn warme und feuchte Bedingungen das Wachstum der Bakterien begünstigen.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes.

Erregerreservoir
: Mensch, insbesondere der Nasen-Rachen-Raum.

Vorkommen: Ubiquitär, weltweit verbreitet.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Übertragung durch direkten Hautkontakt oder indirekt über kontaminierte Gegenstände.

Kontagiosität (Ansteckungskraft): Hoch, besonders bei Kindern in engem Kontakt.

Übertragungsweg: Fäkal-oral und durch Schmierinfektion.

Eintrittspforte: Hautverletzungen oder Läsionen.

Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 2-10 Tage.

Krankheitsdauer: Meist 1-2 Wochen bei adäquater Therapie.

Dauer der Infektiosität: Besteht während der klinisch manifesten Symptome.

Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Nicht relevant für diese Erkrankung.
Erregerspezifische Immunität: Keine dauerhafte Immunität, Reinfektionen sind möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Phase: Beginn mit kleinen Bläschen, die sich rasch ausbreiten und zu größeren, verkrusteten Läsionen führen.
  • Behandlung: In der Regel gut behandelbar mit lokalen antiseptischen Maßnahmen wie 2 % Chinolinol-Salbe, Polyvidon-Jod-Salbe oder Zinkpaste. Lokale Antibiotika wie Fusidinsäure oder Gentamicin können eingesetzt werden.
  • Schutzmaßnahmen: Abdecken der betroffenen Hautpartien mit Mullgaze, bei Befall der Hände Verwendung von Schlauchverbänden zur Vermeidung von Autoinokulation (Selbstübertragung durch Kratzen).

Prognose

  • Heilung: Bei adäquater Therapie vollständige Heilung innerhalb weniger Wochen.
  • Komplikationen: Bei unzureichender Behandlung kann es zu einer Ausbreitung der Infektion und selten zu systemischen Komplikationen wie poststreptokokkenbedingten Erkrankungen (z. B. akute Glomerulonephritis/Nierenerkrankung der Glomerula) kommen.
  • Rezidivrisiko: Bei erneuter Exposition gegenüber dem Erreger möglich, insbesondere bei unzureichender Hygiene.