Blutvergiftung (Sepsis) – Prävention

Zur Prävention der Sepsis (Blutvergiftung) muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.

Krankheitsbedingte Risikofaktoren

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Infektion mit Krankheitserregern, nicht näher bezeichnet (siehe unter Ursachen)

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention der Sepsis (Blutvergiftung) muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren und die Förderung allgemeiner Schutzmaßnahmen geachtet werden.

  • Impfung
    • Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass die Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken, Meningokokken und Haemophilus influenzae B (Hib) dazu beitragen können, die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Sepsis zu reduzieren.
    • Haemophilus influenzae Typ B (Hib) – Empfohlen für Neugeborene und Kleinkinder.
    • Influenza (Grippe-Impfung) – Jährliche Impfung empfohlen.
    • Meningokokken – Empfohlen für Kinder und Personen mit erhöhtem Risiko.
    • Pneumokokken – Wichtig für ältere Menschen und Patienten mit chronischen Erkrankungen.
    • Beachte: Grundsätzlich wird für Personen mit Asplenie (Fehlen der Milz) eine sequenzielle Impfung mit einem Konjugatimpfstoff, gefolgt von PPSV23 (breitere Serotypenabdeckung), empfohlen.
  • Maßnahmen zur Prävention von Krankenhaus-assoziierten Infektionen
    • Hygienische Händedesinfektion – Vor und nach Patientenkontakt.
    • Steriles Arbeiten – Beim Einbringen von Fremdkörpern in den Patienten; sofortiges Entfernen, wenn diese nicht mehr indiziert sind.
    • Häufige Oberkörperhochlagerung – Bei beatmeten Patienten zur Verringerung des Pneumonierisikos.
    • Frühe orale/enterale Ernährung – Beginn innerhalb von 24 Stunden bei Patienten nach Operationen am Gastrointestinaltrakt (Magen-Darm-Trakt).
    • Glucose-Management – Eine Senkung des Glucose-Serumspiegels < 150 mg/dl (< 8,3 mmol/l) kann erwogen werden.
    • Selektive Darmdekontamination (SDD) oder Selektive orale Dekontamination (SOD) – Zur Prophylaxe einer Pneumonie bei länger als 48 Stunden beatmeten Patienten.
    • Orale Antiseptika wie Chlorhexidin – Zur Mundpflege bei Patienten mit erhöhtem Pneumonierisiko (Risiko einer Lungenentzündung).
  • Ernährung
    • Mikronährstoffe – Förderung eines starken Immunsystems durch eine ausgewogene Ernährung mit hohem Gehalt an Vitamin A und C, Zink, Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) und Probiotika.
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen – Verzicht auf Rauchen reduziert die Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen.
    • Alkoholkonsum – Moderater Alkoholkonsum, da übermäßiger Konsum die Immunfunktion schwächt.
  • Körperliche Aktivität
    • Moderate Bewegung – Regelmäßige Bewegung unterstützt die Immunfunktion und reduziert Stress, der das Infektionsrisiko erhöhen kann.
  • Umwelt- und Kontaktfaktoren
    • Desinfektion von Oberflächen – Regelmäßige Reinigung von Gemeinschaftsflächen wie Türgriffen oder Spielzeug.
    • Vermeidung enger Kontakte – Abstandhalten bei akuten Infektionswellen, z. B. Grippe.
  • Schlafqualität und Stressbewältigung
    • Guter Schlaf – Ausreichender Schlaf stärkt die Immunabwehr.
    • Stressmanagement – Chronischer Stress beeinträchtigt die Immunfunktion und erhöht das Infektionsrisiko.

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Sepsis frühzeitig zu erkennen und gezielte Maßnahmen einzuleiten, um deren Fortschreiten zu verhindern.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Symptombeobachtung – Überwachung auf typische Anzeichen wie Fieber, Schüttelfrost, Verwirrtheit und Blutdruckabfall.
    • Labordiagnostik 
      • Blutkulturen – Zum Nachweis von Bakterien oder Pilzen im Blut.
      • C-reaktives Protein (CRP) – Ein Marker für Entzündungen im Körper.
      • Procalcitonin (PCT) – Ein spezifischer Marker zur Früherkennung bakterieller Infektionen.
  • Antibiotische Therapie
    • Frühzeitiger Einsatz von Breitbandantibiotika – Zur Eindämmung bakterieller Infektionen.
  • Schutzmaßnahmen bei Verdacht
    • Isolierung erkrankter Personen – Reduktion der Ausbreitung in Gemeinschaftseinrichtungen.
    • Nachverfolgung von Kontaktpersonen – Identifikation und Betreuung von Personen, die mit einem Erkrankten in Kontakt waren.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, wiederkehrende Infektionen und mögliche Komplikationen langfristig zu minimieren.

  • Langzeittherapie
    • Behandlung von Komplikationen – Behandlung von Folgeerkrankungen wie Organversagen oder septischer Schock.
  • Rehabilitation und Nachsorge
    • Physiotherapie und Logopädie – Unterstützung bei bleibenden Beeinträchtigungen nach schwerem Krankheitsverlauf.
    • Psychologische Unterstützung – Begleitung bei der Verarbeitung psychischer Belastungen durch schwere Infektionsverläufe.
  • Maßnahmen zur Verhinderung von Langzeitfolgen
    • Ernährungsberatung – Stärkung des Immunsystems zur besseren Krankheitsabwehr.
    • Aufklärung über Hygienemaßnahmen – Förderung von Präventionswissen zur Vermeidung von Neuinfektionen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Händedesinfektion und Händehygiene. (AWMF-Registernummer: 029 - 027 - in Überarbeitung), HygMed 2008; 33 [7/8]; 300-313
  2. S3-Leitlinie: Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge. (AWMF-Registernummer 079 - 001), Dezember 2018 Kurzfassung Langfassung