Amöbenruhr – Symptome – Beschwerden

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Amöbenruhr hinweisen:

Intestinale Form

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine Amöbenruhr und werden oft zuerst bemerkt:

  • Himbeergeleeartige Diarrhoe: Durchfälle mit Schleimfäden und Blutspuren, die eine breiige Konsistenz haben und auf eine schwerwiegende Darmentzündung hinweisen

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild der Amöbenruhr:

  • Krampfartige Bauchschmerzen: Häufige, kolikartige Schmerzen im Unterbauch, die bei etwa 70-90 % der Betroffenen auftreten
  • Tenesmen: Ein beständiger, schmerzhafter Stuhldrang, der bei 60-80 % der Patientinnen und Patienten beobachtet wird
  • Abgeschlagenheit: Ein allgemeines Gefühl der Erschöpfung und Müdigkeit tritt bei etwa 50 % der Patienten auf, insbesondere bei länger anhaltenden Beschwerden.
  • Blähungen: Viele Betroffene klagen über Blähungen, die oft in Verbindung mit den Durchfällen auftreten und bei etwa 30-50 % der Betroffenen zu beobachten sind.

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Fieber: Bei etwa 30 % der Betroffenen tritt leichtes Fieber auf.
  • Schwäche: Durch den Flüssigkeitsverlust können Betroffene über Schwäche und allgemeines Unwohlsein klagen, was bei etwa 20-30 % der Patienten vorkommt.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Erkrankungen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Gewichtsverlust: Bei länger andauernden Durchfällen kann es zu einem ungewollten Gewichtsverlust kommen, was bei etwa 10-15 % der Fälle auftritt.

Extraintestinale Form (Amöbenleberabszess)

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf einen Amöbenleberabszess und werden oft zuerst bemerkt:

  • Leberabszess mit Druckgefühl: Ein deutlicher Druck oder Schmerz im rechten Oberbauch, verursacht durch den Leberabszess

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild eines Amöbenleberabszesses:

  • Fieber: In etwa 40-60 % der Fälle

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Thoraxkompressionsschmerz: Schmerzen beim tiefen Ein- oder Ausatmen, die durch Druck des Abszesses auf das Zwerchfell ausgelöst werden; treten bei etwa 20-40 % der Patienten auf
  • Diarrhoe: Durchfall ist bei etwa 30 % der Fälle vorhanden, insbesondere wenn die Infektion ursprünglich den Darm betroffen hat.
  • Hepatomegalie: Die Leber ist bei etwa 50-60 % der Patienten vergrößert und kann bei der körperlichen Untersuchung tastbar sein.
  • Appetitlosigkeit: Einige Patienten klagen über einen verminderten Appetit, was bei etwa 30-40 % der Betroffenen auftritt.
  • Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können ebenfalls bei etwa 20-30 % der Patienten beobachtet werden.

Unspezifische Symptome
Diese unspezifischen Symptome treten bei vielen Infektionen auf und tragen weniger zur Diagnose bei:

  • Gewichtsverlust: Bei länger andauernder Krankheit können Patienten ungewollt an Gewicht verlieren, was bei etwa 10-20 % der Betroffenen vorkommt.
  • Müdigkeit und Schwäche: Etwa 20-30 % der Betroffenen klagen über allgemeine Müdigkeit, bedingt durch den Infektionsverlauf.

Säuglinge und Kleinkinder

Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) und Schock [1, 2]

Folgende Kinder haben ein erhöhtes Risiko:

  • Kleinkinder mit geringem Geburtsgewicht
  • Kinder, mit Zeichen einer Mangelernährung
  • Kinder unter einem Jahr, besonders Kinder unter 6 Monaten
  • Kinder, die innerhalb der letzten 24 Stunden > 5 diarrhoische Stühle hatten
  • Kinder, die innerhalb der letzten 24 Stunden mehr als zweimal erbrochen haben
  • Kinder, die bisher keine Zusatzflüssigkeiten erhielten oder diese nicht vertrugen
  • Kinder, bei denen das Bruststillen während der Erkrankung eingestellt wurde

Warnzeichen (red flags) bei Kindern (= mögliche Indikatoren für andere Diagnosen) [NICE-Empfehlungen; 1, 2 ]

  • Fieber > 38 °C bei Kindern unter 3 Monaten
  • Fieber > 39 °C bei Kindern über 3 Monaten
  • Kurzatmigkeit oder Tachypnoe ("Schnellatmung")
  • Bewusstseinsveränderungen
  • Meningismus (Nackensteifigkeit)
  • vorgewölbte Fontanelle bei Säuglingen
  • nicht wegdrückbarer Hautausschlag
  • Blut- oder Schleimbeimengung im Stuhl
  • galliges (grünliches) Erbrechen
  • schwere oder lokalisierte Bauchschmerzen
  • aufgetriebenes Abdomen oder Loslassschmerz

Literatur

  1. Guideline des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in under 5s: diagnosis and management. April 2009. www.nice.org.uk/CG084
  2. Rajesh Khanna et al.: Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in children under 5 years: a summary of NICE guidance. BMJ 2009; 338: b1350. doi: 10.1136/bmj.b1350

Leitlinien

  1. Guideline des britischen National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE): Diarrhoea and vomiting caused by gastroenteritis in under 5s: diagnosis and management. April 2009. www.nice.org.uk/CG084