Rotavirusinfektion – Einleitung

Die akute Gastroenteritis durch das Rotavirus, umgangssprachlich auch als Magen-Darm-Grippe bezeichnet, ist eine infektiöse Erkrankung des Magen-Darm-Traktes, die durch das Rotavirus verursacht wird. Diese Infektion führt zu starkem Durchfall, Erbrechen und Dehydratation, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM A08.0: Enteritis durch Rotaviren

Rotaviren zählen zur Familie der Reoviridae. Man kann sieben Serogruppen unterscheiden (A-G), wobei den Rotaviren der Serogruppe A die weltweit größte Bedeutung zukommt.

Die Familie der Reoviridae gehört zur Liste der auf den Menschen durch Arthropoden (Gliederfüßer) übertragbaren Arboviren. 

Rotaviren sind häufig Verursacher von Gastroenteritiden (Magen-Darm-Infektionen). Bei Kindern sind sie die häufigste Ursache viraler Darminfektionen.

Die Krankheit gehört zu den viralen Zoonosen (Tierseuchen).

Charakteristische Laborbefunde

  • Rotavirus-Nachweis im Stuhl (mittels Enzymimmunoassay, PCR)
  • Erhöhte Entzündungsparameter (CRP, Leukozytenanzahl/Anzahl der weißen Blutkörperchen in der Regel gering erhöht)
  • Elektrolytstörungen durch Dehydratation/Austrocknung (Hyponatriämie (Natriumsmangel), Hypokaliämie (Kaliummangel))
  • Erhöhtes Hämatokrit (durch Flüssigkeitsverlust)
  • Azidose (bei ausgeprägtem Flüssigkeits- und Elektrolytverlust)

Formen der Erkrankung

  • Leichte Form: Milder Durchfall, leichtes Fieber und Erbrechen.
  • Schwere Form: Häufige wässrige Diarrhoe (Durchfall), starkes Erbrechen, Fieber und erhebliche Dehydratation, insbesondere bei Kleinkindern.

Ursachen

Die Erkrankung wird durch das Rotavirus, insbesondere die Serogruppe A, verursacht. Es ist weltweit verbreitet und hoch ansteckend, insbesondere bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Im Kindesalter sind Jungen geringfügig häufiger betroffen als Mädchen. Im Erwachsenenalter erkranken häufiger Frauen als Männer.

Häufigkeitsgipfel
: Die Krankheit tritt vorwiegend zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 2. Lebensjahr auf. Ein weiterer Altersgipfel zeigt sich nach dem 60. Lebensjahr.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Rotaviren sind weltweit verbreitet und die häufigste Ursache für schwere Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ca. 67 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.

Saisonale Häufung
: Häufiger im Winter und frühen Frühjahr (Februar bis April).

Infektionsepidemiologie

Erreger: Rotaviren, insbesondere Serogruppe A.

Erregerreservoir
: Hauptsächlich der Mensch.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Ja, durch fäkal-orale Übertragung.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Hoch, besonders in Gemeinschaftseinrichtungen.

Übertragungsweg
: Schmierinfektion, kontaminierte Lebensmittel oder Wasser.

Eintrittspforte
: Mund (orale Aufnahme).

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 1-3 Tage.

Krankheitsdauer
: 2-6 Tage.

Dauer der Infektiosität
: Bis zu 8 Tage nach Ende der Symptome.

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Hohe Seroprävalenz bei Kindern, da die meisten Infektionen bis zum 5. Lebensjahr auftreten.

Erregerspezifische Immunität
: Eine Infektion hinterlässt eine serotypspezifische Immunität, die jedoch nicht lebenslang anhält.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akut: Beginn mit Erbrechen, gefolgt von wässrigen Durchfällen und Fieber. Die Dehydratation (Austrocknung; Volumenmangel) kann schnell zu einer ernsten Bedrohung werden, insbesondere bei kleinen Kindern und älteren Menschen.

Prognose

  • Komplikationen: Dehydratation ist die größte Gefahr und kann ohne Behandlung lebensbedrohlich sein. Eine frühzeitige Hydrierung und Elektrolytausgleich sind entscheidend.
  • Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung): Nach überstandener Infektion besteht zwar Immunität, jedoch kann diese serotypspezifisch sein, weshalb erneute Infektionen möglich sind, insbesondere mit anderen Serotypen.

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Rotavirus ist verfügbar. Bei der Rotavirus-Impfung handelt es sich um eine Regelimpfung (Standardimpfung), d. h. alle Säuglinge ab der 6. Lebenswoche sollen geimpft werden.

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.