Röteln (Rubella) – Folgeerkrankungen
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch postnatal erworbene Röteln mit bedingt sein können:
Atmungssystem (J00-J99)
- Bronchitis (selten; Auftreten besonders im höheren Lebensalter)
Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)
- Thrombozytopenie (Mangel an Blutplättchen) – mit der Folge einer erhöhten Blutungsgefahr
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Peri- und Myokarditis (Herzbeutel- und Herzmuskelentzündung; selten; Auftreten besonders im höheren Lebensalter)
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Hepatitis (Leberentzündung)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Arthralgie (Gelenkschmerzen; bes. im Erwachsenenalter)
- Arthritis (Gelenkentzündung; selten; Auftreten bes. im höheren Lebensalter)
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Enzephalitis (Gehirnentzündung; selten; Auftreten besonders im höheren Lebensalter)
Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch kongenital erworbene Röteln mit bedingt sein können:
Gregg-Trias: angeborener Herzfehler, Innenohrtaubheit und Katarakt
Atmungssystem (J00-J99)
- Pneumonie (Lungenentzündung)
Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)
- Glaukom* – "grüner Star", Augeninnendruckerhöhung
- Katarakt* – "grauer Star", Linsentrübung des Auges; bilateral (beidseitig), unilateral (einseitig)
- Myopie (Kurzsichtigkeit)
- Retinopathie* – Erkrankungen der Netzhaut des Auges
* 50-55 %
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben (P00-P96)
- Frühgeburt
- Rötelnembryopathie (z. B. Missbildungen von Augen und Herz, Taubheit, Hirndefekte)
Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)
- Hämolytische Anämie – Blutarmut durch Zerstörung der roten Blutkörperchen
- Thrombozytopenia purpura – Mangel an Thrombozyten (Blutplättchen), diese sind für die Gerinnung wichtig (45 %)
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)
- Diabetes mellitus (Spätmanifestation)
- Schilddrüsendysfunktion – Fehlfunktion der Schilddrüse
- Pubertas praecox – vorzeitige Pubertät
Herzkreislaufsystem (I00-I99)
- Kongenitale Vitien (angeborene Herzfehler; offener Ductus Botalli, Aortenklappenstenose, Ventrikelseptumdefekt) (52-80 %)
Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)
- Hepatitis (Leberentzündung) (häufig)
- Hepatosplenomegalie – Vergrößerung von Leber und Milz
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Hernien (Eingeweidebrüche)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Ossäre Fehlbildungen (Knochenfehlbildungen; 30 %): z. B. Knochenatrophie
Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)
- Schwerhörigkeit (Innenohrtaubheit); schwer bis gering; uni- und bilateral (≥ 50 %)
Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)
- Mentale Retardierung – geistige Entwicklungsstörungen
- Autismus – Entwicklungsstörungen mit Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung
- Enzephalitis (Gehirnentzündung) (häufig)
- Epilepsie (Krampfanfälle)
- Lähmungen
- Meningoenzephalitis – kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis)
- Mikrozephalus – Kopf, der eine vergleichsweise geringe Größe aufweist; der Kopfumfang ist hierbei drei Standardabweichungen geringer als der Mittelwert für einen Menschen gleichen Alters und Geschlecht
- Progressive Panenzephalitis (fortschreitende Entzündung des gesamten Gehirns; Spätmanifestation)
- Retardierung (psychomotorisch; geistig (schwer bis gering)) (40-50 %)
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)
- Abort (Fehlgeburt)
- Frühgeburt
- Geburtsgewicht (< 2.500 g) (60 %)
- Totgeburt
Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, anderenorts nicht klassifiziert (R00-R99)
- Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung) (60 %)
- Ikterus (Gelbsucht)
Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)
- Kryptorchismus – Fehllage des Hodens (Hodenhochstand)
Weiteres
- Gesamtletalität 13-20 %
Zahlenangaben zur Häufigkeit (%) [1]
Rötelnembryopathieraten und Auftreten von Fehlbildungen in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Röteln in der Schwangerschaft (mod. nach [1])
Gestationsalter (Schwangerschaftsalter) bei Exanthembeginn (Hautausschlag) | Embryopathierate (%) | Fehlbildungen |
Bis 10. Tag nach 1. Tag der letzten Menstruation (Regel) | ca. 3,5 (= Risiko für spontan auftretende Fehlbildung) | kein gesicherter Zusammenhang mit maternaler (mütterlicher) Rötelnerkrankung |
< 12. SSW | 25 - 65 | Hauptrisiko für kongenitales Rötelnembryopathie (Rubella-Syndrom) |
12.-18. SSW | 8 - 20 | Einzelmanifest Einzelmanifestation; meist isolierte Gehörsschäden |
> 18. SSW | ca. 3,5 | kein gesicherter Zusammenhang mit maternaler (mütterlicher) Rötelnerkrankung |
SSW: Schwangerschaftswoche
Literatur
- Enders G (1986) Röteln. In: Gsell O, Krech U, Mohr W (Hrsg) Klinische Virologie einschließlich Chlamydien, Coxiellen und Mykoplasmen; Fortschritte in Diagnostik, Therapie und Prophylaxe. Urban Schwarzenberg, München, S 157-177