Röteln (Rubella) – Einleitung

Rubella, umgangssprachlich als Röteln bekannt, ist eine durch das Rötelnvirus verursachte Virusinfektion, die zu den klassischen Kinderkrankheiten zählt. Ohne Impfung tritt die Infektion in 80-90 % der Fälle im Kindesalter auf. Der Erreger ist ein Rubivirus (RNA-Virus) aus der Familie der Togaviren (Togaviridae).

Synonyme und ICD-10: German measles; Rubella (Röteln); Rubella-Virus Infektion; Rubeola; Rubeolen; Röteln; ICD-10-GM B06.-: Röteln [Rubeola] [Rubella]

Charakteristische Laborbefunde

  • Serologie
    • IgM-Antikörper: Früh in der Infektion nachweisbar, weist auf eine akute Infektion hin.
    • IgG-Antikörper: Nachweis spezifischer Antikörper nach Impfung oder durchgemachter Infektion; zur Bestätigung des Immunstatus.
  • Virusnachweis
    • PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Nachweis von Rubellavirus-RNA in Blut, Urin oder Nasopharynxsekreten.
    • Viruskultur: Anzucht des Virus, jedoch weniger gebräuchlich aufgrund der Verfügbarkeit sensitiverer Methoden (PCR).
  • Blutbild
    • Mäßige Leukozytose (erhöhte Leukozytenzahl) oder Leukopenie (verminderte Leukozytenzahl) möglich.
    • Lymphozytose (erhöhte Anzahl von Lymphozyten) bei einigen Patienten.

Formen der Erkrankung

Rubella kann in zwei Hauptformen auftreten:

  • Postnatale Röteln: Diese Form tritt nach der Geburt auf, verläuft häufig in der Kindheit und ist oft asymptomatisch oder zeigt milde Symptome wie Fieber und einen kleinfleckigen Exanthem (Hautausschlag). Bei Kindern ist der Verlauf in der Regel mild, bei Erwachsenen kann es jedoch zu schwereren Symptomen und Komplikationen kommen.
  • Kongenitale (pränatale) Röteln: Diese seltenere Form tritt auf, wenn das Virus während der Schwangerschaft von der Mutter auf den Fetus übertragen wird. Dies kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie Fehlbildungen (Rötelnembryopathie) und dem kongenitalen Rötelnsyndrom führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Häufigkeitsgipfel
: Vorwiegend bei Schulkindern, aber auch im Erwachsenenalter, insbesondere bei ungeimpften Personen.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Durch die weitverbreitete Impfung in den meisten entwickelten Ländern ist die Inzidenz von Röteln stark gesunken.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Deutschland etwa 1 Fall pro 100.000.000 Einwohner pro Jahr (in den neuen Bundesländern; Untererfassung möglich).

Saisonale Häufung der Erkrankung
: Röteln treten häufiger im Spätwinter und Frühjahr auf.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Rubellavirus (Rubivirus) aus der Familie der Togaviridae.

Erregerreservoir
: Mensch ist das einzige bekannte Reservoir.

Vorkommen
: Weltweit verbreitet.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung
: Ja, hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion (z. B. Husten, Niesen).

Kontagiosität (Ansteckungskraft)
: Kontagiositätsindex liegt bei 0,15-0,2, das heißt, dass 15-20 von 100 ungeimpften Personen nach dem Kontakt mit einem Röteln-Infizierten infiziert werden.

Manifestationsindex: Ca. 30-50 % der Röteln-Infizierten erkranken manifest an Röteln.

Übertragungsweg
: Tröpfcheninfektion und aerogen (auf dem Luftwege).

Eintrittspforte
: Schleimhäute der oberen Atemwege.

Inkubationszeit
(Zeitpunkt von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 14-21 Tage.

Krankheitsdauer
: Variabel, abhängig vom Verlauf.

Dauer der Infektiosität
: Eine Woche vor bis etwa eine Woche nach Auftreten des Exanthems (Hautausschlag).

Seroprävalenz
(Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper): Hohe Seroprävalenz in geimpften Populationen.

Erregerspezifische Immunität
: Lebenslange Immunität nach durchgemachter Infektion, Reinfektionen sind sehr selten.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Postnatale Röteln: Meist mild, oft asymptomatisch, bei Kindern häufig mit einem leichten Exanthem (Hautausschlag).
  • Kongenitale Röteln: Risiko für schwere Komplikationen, wie Fehlbildungen oder das kongenitale Rötelnsyndrom, insbesondere bei Infektion in den ersten Schwangerschaftswochen.

Prognose

  • In der Regel gute Prognose bei postnataler Infektion.
  • Bei kongenitaler Infektion besteht ein hohes Risiko für Fehlbildungen und schwere Komplikationen.
  • Langfristige Immunität nach Infektion, Reinfektionen sind selten.

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Röteln ist verfügbar.

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung