Tetanus-Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Unter einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) versteht man die Gabe von Impfstoffen oder Immunglobulinen zur Vermeidung einer Tetanus-Erkrankung bei Personen, die nicht oder unzureichend immunisiert sind und sich eine Verletzung mit möglicher Erregereinschleppung zugezogen haben.

Auch Bagatellverletzungen können Eintrittspforten für Clostridium tetani sein. Jede Wunde sollte Anlass sein, den Tetanus-Impfschutz ärztlich zu prüfen. Fehlende Impfungen der Grundimmunisierung sind gemäß STIKO-Empfehlungen nachzuholen.

Durchführung

Die postexpositionelle Prophylaxe erfolgt je nach Art der Wunde und Immunstatus durch:

  • Aktive Immunisierung mit einem TDaP- bzw. Tdap-Impfstoff (je nach Alter)
  • Passive Immunisierung mit Tetanus-Immunglobulin (TIG), bei bestimmten Hochrisikoverletzungen

Tetanus-Immunprophylaxe im Verletzungsfall [1]

  Dokumentierter Tetanus
-Impfstatus
Zeit seit letzter Impfung TDaP/Tdap2,5 Tetanusimmunglobulin
(TIG)3
Saubere geringfügige Wunden


Ungeimpft oder unbekannt   Ja Ja
< 3 Impfstoffen   Ja4 Nein
≥ 3 Impfstoffdosen ≥ 10 Jahre Ja Nein
< 10 Jahre Nein Nein
Alle anderen Wunden1

< 3 Impfstoffdosen oder unbekannt   Ja4 Ja
≥ 3 Impfstoffdosen ≥ 5 Jahre Ja Nein
< 5 Jahre Nein Nein

1 Tiefe und/oder verschmutzte (mit Staub, Erde, Speichel, Stuhl kontaminierte) Wunden, Verletzungen mit Gewebezertrümmerung und reduzierter Sauerstoffversorgung oder Eindringen von Fremdkörpern (z. B. Quetsch-, Riss-, Biss-, Stich-, Schusswunden), schwere Verbrennungen und Erfrierungen, Gewebsnekrosen, septische Aborte. 

2 Kinder unter 6 Jahren erhalten einen Kombinationsimpfstoff mit TDaP, ältere Kinder und Jugendliche Tdap. Erwachsene erhalten ebenfalls Tdap, wenn sie noch keine Pertussis-Impfung im Erwachsenenalter (≥ 18 Jahre) erhalten haben oder sofern eine aktuelle Indikation für eine PertussisImpfung besteht.

3 TIG = Tetanus-Immunglobulin. Im Allgemeinen werden 250 IE TIG verabreicht. TIG wird simultan mit dem TDaP- bzw. Tdap-Impfstoff kontralateral appliziert. Die TIG-Dosis kann auf 500 IE erhöht werden bei: (a) infizierten Wunden, bei denen eine angemessene chirurgische Behandlung nicht innerhalb von 24 h gewährleistet ist; (b) tiefen oder kontaminierten Wunden mit Gewebszertrümmerung und reduzierter Sauerstoffversorgung; (c) Eindringen von Fremdkörpern (z. B. Biss-, Stich- oder Schusswunden); (d) schweren Verbrennungen und Erfrierungen, Gewebsnekrosen und septischen Aborten. 

4 Für PatientInnen, bei denen die Grundimmunisierung begonnen, aber noch nicht abgeschlossen ist (z. B. Säuglinge), muss der Abstand zur letzten Impfstoffdosis berücksichtigt werden. Eine postexpositionelle Impfung am Tag der Wundversorgung ist nur sinnvoll, wenn der Abstand zu der vorhergehenden Impfstoffdosis mindestens 28 Tage beträgt. Bezüglich des Abschlusses einer Grundimmunisierung gelten im Übrigen die Nachholimpfempfehlungen der STIKO. 

5 Nach Mitteilungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) von April 2018 werden die Kosten für Tetanus-Kombinationsimpfungen generell übernommen, soweit nach Empfehlungen der STIKO nach einem Arbeitsunfall eine Tetanus-Prophylaxe erforderlich ist.

Weitere Hinweise

  • TIG-Dosierung: Standard 250 IE intramuskulär (i. m.), simultan aber kontralateral zur Impfung. Bei schwerwiegenden Verletzungen Erhöhung auf 500 IE:
    • keine chirurgische Wundversorgung binnen 24 Stunden
    • schwere Kontamination oder tiefe Wundlokalisation
    • Gewebezerstörung, Verbrennung, Erfrierung, septischer Abort
  • Impfstoffe nach Alter:
    • < 6 Jahre: TDaP (Kinderformulierung)
    • ≥ 6 Jahre: Tdap (Erwachsenenformulierung)
  • Abstand zur vorherigen Impfstoffdosis beachten: Bei bereits begonnener, aber noch unvollständiger Grundimmunisierung (z. B. Säuglinge) ist eine Impfung am Tag der Wundversorgung nur sinnvoll, wenn der Abstand zur letzten Dosis ≥ 28 Tage beträgt.
  • Kostenübernahme: Gemäß DGUV (April 2018) werden die Kosten für Tetanus-Kombinationsimpfstoffe nach Arbeitsunfällen von der Unfallversicherung getragen, sofern die PEP gemäß STIKO erforderlich ist.

Literatur

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024