Meningokokken-Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Unter einer Postexpositionsprophylaxe (PEP) versteht man die Gabe von Medikamenten oder Impfstoffen zur Verhinderung einer Erkrankung bei Personen, die nicht durch Impfung geschützt sind und einer Exposition gegenüber dem Erreger ausgesetzt waren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die PEP ist indiziert bei Personen mit engem Kontakt zu einem Erkrankten mit einer invasiven Meningokokken-Infektion (alle Serogruppen), insbesondere:

  • Alle Haushaltskontaktpersonen
  • Personen mit Kontakt zu oropharyngealen Sekreten des Patienten
  • Kinder und Betreuer in Kindereinrichtungen mit Kindern unter 6 Jahren
    (bei guter Gruppentrennung nur die betroffene Gruppe)
  • Personen mit engen Kontakten in Gemeinschaftseinrichtungen mit haushaltsähnlichem Charakter
    (z. B. Internate, Wohnheime, Kasernen)

Durchführung

Chemoprophylaxe

Empfohlen bei engem Kontakt in den letzten 7 Tagen vor Erkrankungsbeginn des Indexpatienten.
Die Gabe sollte so früh wie möglich nach Diagnosestellung erfolgen, ist jedoch bis 10 Tage nach letzter Exposition sinnvoll.

Medikamentöse Optionen:

  • Rifampicin
    • Neugeborene: 2 × 5 mg/kg KG p.o. pro Tag für 2 Tage
    • Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 60 kg: 2 × 10 mg/kg KG p.o. (max. 600 mg) pro Tag für 2 Tage
    • Jugendliche und Erwachsene ab 60 kg: 2 × 600 mg p.o. für 2 Tage
    • Eradikationsrate: 72–90 %
  • Ciprofloxacin
    • Erwachsene ab 18 Jahren: 1 × 500 mg p.o. einmalig
    • Eradikationsrate: 90–95 %
  • Ceftriaxon
    • Kinder von 2 bis 12 Jahren: 1 × 125 mg i.m.
    • Ab 12 Jahren: 1 × 250 mg i.m.
    • Eradikationsrate: 97 %

Schwangere: Rifampicin und Ciprofloxacin (Gyrasehemmer) sind kontraindiziert.
Alternative: Ceftriaxon 1 × 250 mg i.m.

Indexperson: Sollte nach Therapie ebenfalls Rifampicin erhalten, sofern nicht mit einem Cephalosporin der 3. Generation i.v. behandelt wurde.

Postexpositionelle Impfung

Ergänzend zur Chemoprophylaxe empfohlen, wenn Impfstatus unklar oder unvollständig ist – je nach nachgewiesener Serogruppe des Erregers:

  • Serogruppe C
    • Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken C
    • Ab 2 Monaten zugelassen (je nach Fachinformation)
  • Serogruppe A, W, Y
    • 4-valenter Konjugatimpfstoff (ACWY)
    • Altersabhängige Zulassung beachten
  • Serogruppe B
    • Meningokokken-B-Impfstoff
    • Nur bei vorhandener Zulassung für jeweilige Altersgruppe

Literatur

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024