Haemophilus-influenzae-b-Postexpositionsprophylaxe (PEP) (Hib-Postexpositionsprophylaxe (PEP))

Unter einer postexpositionellen Prophylaxe (PEP) versteht man die gezielte Gabe von Medikamenten, insbesondere Antibiotika, zur Vermeidung einer Erkrankung bei Personen, die nicht durch Impfung geschützt sind, aber einem Krankheitserreger bereits ausgesetzt waren.

Im Fall von Haemophilus influenzae Typ b (Hib) ist die PEP essenziell, um die Weiterverbreitung in Haushalten oder Gemeinschaftseinrichtungen zu verhindern – insbesondere bei ungeimpften Kindern.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Chemoprophylaxe mit Rifampicin ist indiziert bei folgenden Konstellationen:

  • Haushaltskontakte
    • Alle Haushaltsmitglieder ab einem Alter von 1 Monat, wenn:
      • ein ungeimpftes oder unvollständig geimpftes Kind ≤ 4 Jahre im Haushalt lebt
      • eine Person mit relevanter Immundefizienz oder Immunsuppression im Haushalt lebt
  • Gemeinschaftseinrichtungen
    • Ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder ≤ 4 Jahre in Krippen, Kitas, Kindergärten
    • Bei ≥ 2 Hib-Erkrankungen innerhalb von 60 Tagen in derselben Gruppe:
      • Chemoprophylaxe für alle Kinder, unabhängig vom Impfstatus
      • Ebenso für Betreuungspersonal, sofern ungeimpfte Kinder betreut werden

Durchführung

  • Antibiotische Chemoprophylaxe mit Rifampicin
    • Kinder ab 1 Monat: 20 mg/kg KG/Tag (max. 600 mg) als Einzeldosis oral für 4 Tage
    • Erwachsene: 600 mg p.o. 1-mal täglich für 4 Tage
    • Schwangere: Rifampicin kontraindiziert; Ceftriaxon 1-mal 250 mg intramuskulär als Alternative
  • Zeitfenster der Durchführung
    • Die Prophylaxe sollte so früh wie möglich begonnen werden, idealerweise
      innerhalb von 7 Tagen nach Erkrankungsbeginn des Indexfalls
  • Zusätzliche Impfmaßnahmen
    • Ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder ≤ 4 Jahren sollten
      sofort nachgeimpft werden (je nach Impfstatus und Alter)
  • Wichtig: Isolationsmaßnahmen
    • Keine zusätzlichen Isolationsmaßnahmen notwendig bei Durchführung der Rifampicin-Prophylaxe
    • Bei verzögertem Beginn der PEP kann eine vorübergehende Ausgrenzung aus Gemeinschaftseinrichtungen notwendig sein

Besonderheiten

  • Infektionsquelle ist oft ein asymptomatischer Träger
  • Die PEP eliminiert die Besiedlung des Nasopharynx, verhindert somit Sekundärfälle
  • Rifampicin kann orangerote Verfärbung von Urin, Speichel und Tränenflüssigkeit verursachen (wichtige Aufklärung)

Literatur

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024