FSME-Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Unter einer postexpositionellen Prophylaxe (PEP) versteht man die medizinische Versorgung mit Medikamenten oder spezifischen Antikörpern zur Vermeidung einer Erkrankung bei Personen, die nicht immunisiert sind, jedoch einem Krankheitserreger ausgesetzt waren.

Bei FSME (ein Flavivirus, übertragen durch Zecken) stellt die PEP ein Sonderfall dar, da keine standardisierte STIKO-Empfehlung vorliegt – eine passive Immunisierung ist jedoch unter bestimmten Bedingungen möglich.

Durchführung

  • Passive Immunisierung mit FSME-Hyperimmunglobulin
    • Die Gabe erfolgt intramuskulär, idealerweise innerhalb der ersten 96 Stunden nach Zeckenstich
    • Ziel: Neutralisierung des Virus durch spezifische Antikörper
    • Die Schutzrate liegt bei etwa 60 %, selbst bei frühzeitiger Gabe
    • Eine routinemäßige Anwendung wird nicht empfohlen, da die klinische Wirksamkeit begrenzt und die Datenlage uneinheitlich ist
  • Sonderhinweise bei Kindern
    • Bei Kindern unter 14 Jahren wird die passive Immunisierung nicht empfohlen, da trotz Gabe schwere Verläufe nicht sicher verhindert werden können
    • Die STIKO empfiehlt bei Kindern stattdessen konsequent die präexpositionelle Impfung in Risikogebieten
  • Verfügbarkeit und rechtlicher Status
    • FSME-Immunglobulin ist nicht in Deutschland zugelassen (Importpräparate erforderlich, z. B. aus Österreich)
    • Die Anwendung erfolgt off-label und sollte dokumentiert und individuell begründet werden
  • Alternative Maßnahmen
    • Beobachtung über einen Zeitraum von bis zu 4 Wochen nach Zeckenstich
    • Frühzeitige Diagnostik bei Auftreten grippeähnlicher Symptome oder neurologischer Beschwerden
    • Aufklärung über Frühzeichen der Erkrankung (z. B. biphasischer Verlauf mit Fieber, Meningitis)

Empfehlung der STIKO

  • Die STIKO empfiehlt keine postexpositionelle Gabe von Immunglobulin gegen FSME
  • Stattdessen steht die präventive Impfung bei Personen mit Exposition in Endemiegebieten im Vordergrund (Grundimmunisierung + Auffrischung alle 3-5 Jahre)

Literatur

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin. 4/2024