Respiratorische Synzytialvirus (RSV) Impfung

Die Respiratorische Synzytialvirus (RSV) Impfung (RSV-Impfung) ist erstmals 2023 von der Europäischen Kommission zugelassen worden.

Der Impfstoff, der Säuglinge vor der Infektion schützt, stellt eine maternale Impfung (mütterliche Impfung) dar, d. h. der Säugling erhält einen passiven Schutz vor RSV über die Mutter (= passive Immunisierung des Kindes/Nestschutz).

Das respiratorische Synzytialvirus (RSV) führt vor allem zu Infektionen der Schleimhäute der oberen Atemwege und des Flimmerepithels der Luftröhre und der Bronchien. Es bedingt dort unter anderem eine Verschmelzung der betroffenen Zellen, d. h. zu Synzytien, was dem Virus seinen Namen gab.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Passiver Schutz vor durch RSV verursachte Erkrankungen der unteren Atemwege (engl. Lower respiratory tract disease, LRTD) bei Säuglingen von der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten*
  • Aktive Immunisierung von Personen ab 60 Jahren zur Vorbeugung von durch RSV verursachten LRTD; insbesondere, wenn sie unter Lungen-, Herzkrankheiten oder Diabe­tes mellitus leiden.
  • Schwangere**, die sich in den Monaten September bis Januar in der 32.-36. SSW befinden, sollten diese Impfung erhalten, weil in dieser Zeit das Infektionsrisiko am höchsten ist. 
  • Personen im Alter von ≥ 75 Jahren sowie zur Indikationsimpfung von Personen im Alter von 60 bis 74 Jahren mit einer schweren Grunderkrankung*** oder die in einer Einrichtung der Pflege leben. Zu den schweren Grunderkrankungen zählen schwere Formen von u. a. chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane, chronischen Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen, chronischen neurologischen und neuromuskulären Erkrankungen, hämatoonkologischen Erkrankungen, Diabetes mellitus (mit Komplikationen) sowie einer schweren angeborenen oder erworbenen Immundefizienz.

*Seit Juni 2024 liegt seitens des Robert Koch-Instituts eine Empfehlung für diese Impfung vor!
**Sächsische Impfkommission (SIKO) 
***STIKO: 8. August 2024

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Personen mit akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten
  • Allergie gegen Impfstoffbestandteile (siehe Zusätze des Herstellers)

Durchführung

  • Wird als Einzeldosis-Injektion von 0,5 ml in einen Muskel verabreicht, üblicherweise in den Oberarm (Arexvy von Glaxo-Smith-Kline (GSK))

Wirksamkeit

  • Der Impfstoff soll das Risiko für Säuglinge, schwer an RSV zu erkranken, in den ersten drei Lebensmonaten um 82 %, in den ersten sechs Monaten um 69 % senken.
  • Die Impfstoffwirksamkeit betrug 82,6 % gegen eine bestätigte RSV-Er­krankung der unteren Atemwege bei Erwachsenen ab 60 Jahren. Die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankun­gen betrug 94,1 % [1]. (Arexvy von Glaxo-Smith-Kline (GSK))

Mögliche Nebenwirkungen/Impfreaktionen (Arexvy von Glaxo-Smith-Kline (GSK))

Sehr häufig (Nebenwirkungen, die bei mehr als 1 von 10 Impfstoffdosen auftreten können):

  • Ermüdung
  • Gelenkschmerzen (Arthralgie)
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen (Myalgie)
  • Schmerzen an der Injektionsstelle 

Häufig (Nebenwirkungen, die bei bis zu 1 von 10 Impfstoffdosen auftreten können):

  • Fieber
  • Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle
  • Schüttelfrost

Gelegentlich (Nebenwirkungen, die bei bis zu 1 von 100 Impfstoffdosen auftreten können):

  • Allergische Reaktionen wie Hautausschlag
  • Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Jucken an der Injektionsstelle
  • Schmerzen
  • Übelkeit
  • Unwohlsein
  • Vergrößerte Lymphknoten oder Lymphknotenschwellung an Hals, Achsel oder Leiste (Lymphadenopathie)

Weitere Hinweise

  • Passive Immunisierung
    • Zur passiven Immunisierung steht für pädiatrische Risikopatienten ein gegen das F-Protein des RSV-Virus gerichteter monoklonaler Antikörper (Palivizumab) zur Verfügung. Das Präparat ist während der RSV-Saison monatlich i.m. zu applizieren [Robert Koch-Institut].
      Beachte: Die pädiatrischen Fachgesellschaften empfehlen das Präparat nur für ausgebildete Risikogruppen [S2k-Leitlinie].
    • Des Weiteren steht der monoklonale Antikörper Nirsevi­mab (Beyfortus) zur Verfügung.
  • Die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie (RSV MAT-009) in 24 Ländern auf sechs Kontinenten wurde durch GlaxoSmithKline (GSK) am 25. Februar 2022 gestoppt, da bei 6,8 Prozent der Schwangeren in der Impfstoffgruppe und bei 4,9 Prozent in der Placebogruppe eine Frühgeburt auftrat. Ursachen für ein erhöhtes Risiko einer Frühgeburt in der Impfgruppe lassen sich bislang nicht identifizieren.

Literatur

  1. Papi A et al.: Respiratory Syncytial Virus Prefusion F Protein Vaccine in Older Adults. N Engl J Med 2023; 388: 595-608 doi: 10.1056/NEJMoa2209604

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Prophylaxe von schweren Erkrankungen durch Respiratory Syncytial Virus (RSV) (AWMF-Registernummer: 048-012) August 2018 Langfassung