Hepatitis B – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Serologie – Nachweis von Hepatitis B-spezifischen Antigenen*
- Hepatitis-B-Surface-Antigen (HBsAg)**: wichtigster serologischer Marker der akuten und chronischen HBV-Infektion [wird vor Beginn der klinischen Symptome positiv]
- Hepatitis-B-Core-Antigen (HBcAg)
- Hepatitis-B-e-Antigen (HBeAg)
- IgM- und IgG-Antikörper (Anti-HBs, Anti-HBc**, Anti-HBe)
- Anti-HBc-ELISA (Parameter für eine frische bzw. chronische, ggf. auch ausgeheilte Infektion; Nachweis ≥ 1 Woche später als HBs-Antigen-Nachweis) Hinweis: Anti-HBc-ELISA ist nach Impfung nicht positiv!
- Anti-HBc-IgM-ELISA (Parameter für eine akute Infektion; Nachweis häufig schon möglich vor Auftreten des HBs-Ag; Persistenz: bis zu 12 Monaten)
- Hepatitis-B-Surface-Antigen (HBsAg)**: wichtigster serologischer Marker der akuten und chronischen HBV-Infektion [wird vor Beginn der klinischen Symptome positiv]
- Nachweis von Hepatitis B-PCR (HBV-DNA bzw. HBV-PCR) – Marker für die Infektiosität/Viruslast (Ansteckungsfähigkeit); regelmäßige Verlaufskontrollen bei Patienten mit chronischer HBV-Infektion
- Die quantitative Bestimmung der HBV-DNA sollte im ersten Jahr der Therapie alle drei Monate erfolgen.
- HBV-Genotypisierung – für alle Patienten, für die eine Interferontherapie in Betracht kommt
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT) [ALT > AST]
- HIV-Test (bei unbekanntem HIV-Status)
*Namentlich ist im Sinne des Infektionsschutzgesetzes der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an einer akuten Virushepatitis zu melden.
**Zur Initialen Diagnostik einer HBV-Infektion (Primärdiagnostik)
Eine Testung auf HDV sollte bei allen Personen erfolgen, die eine neu diagnostizierte HBV-Infektion haben; auch bei bekannter HBV und nicht getesteter HDV sollte dies nachgeholt werden.
Stufendiagnostik
Verdacht auf | positiv | negativ |
Späte Inkubationsphase |
HBs-Antigen1, HBV-DNA | Anti-HBs |
Akute Infektion | HBs-Antigen1 + Anti-HBc | Anti-HBs |
ggf. HBe-Antigen2, Anti-HBc-IgM | ||
Chronisch inaktive Hepatitis Serokonversion von HBe-Antigen zu Anti-HBe |
HBs-Antigen (länger als 6 Monate positiv), Anti-HBe, Anti-HBc-IgG, | HBe-Antigen2, Anti-HBs |
ggf. HBV-DNA (wenige Kopien) | ||
Chronisch aktive Hepatitis Fehlende Serokonversion! |
HBs-Antigen (länger als 6 Monate positiv), HBe-Antigen2, Anti-HBc-IgG, HBV-DNA | Anti-HB, Anti-HBs |
Infektion mit Ausheilung | Anti-HBs3 (persistiert meist lebenslang), Anti-Hbc-IgG4 | HBs-Antigen, HBe-Antigen |
Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) | HBe-Antigen2 oder HBV-DNA | Anti-HBe5 |
Impfung (s. u.) | Anti-HBs3 | Anti-HBc-IgG |
Legende
- 1 Routinemarker einer frischen Infektion
- 2 Marker für die Virusvermehrung (positiv während der akuten und der chronisch aktiven Infektion)
- 3 Marker für Ausheilung und Impfung (s. u.)
- 4 Marker für stattgehabte Infektion ("Seronarbe"; lebenslange Persistenz)
- 5 Marker für nachlassende Viruslast (Übergang in die nichtreplikative Phase; gilt als prognostisch günstiges Zeichen; positiv nach akuter, ausgeheilter Infektion für Monate bis (längstens) einige Jahre und bei chronischen Infektionen ohne nennenswerte Virusvermehrung)
Serologische Parameter bei Hepatitis-B-Infektion [S2k-Leitlinie]
HBV-DNA | HBsAg | Anti-HBs | Anti-HBc | Anti-HBc-IgM | Infektionsstatus |
positiv | negativ / positiv | negativ | negativ | negativ | akute Infektion (sehr frühes Stadium) |
positiv | positiv | negativ | positiv | positiv | akute Infektion |
negativ | positiv | negativ | positiv | positiv | akute Infektion |
negativ / positiv | negativ | negativ | positiv | positiv | akute Infektion (spätes Stadium) |
negativ / positiv | negativ | positiv | positiv | positiv | postakute Infektion |
negativ | negativ | positiv | positiv | negativ | abgelaufene, immunologisch kontrollierte Infektion |
negativ / positiv | positiv | negativ | positiv | negativ | chronische Infektion |
positiv | negativ | negativ | positiv | negativ | chronische Infektion („okkulte“ Infektion) |
negativ | negativ | negativ | positiv | negativ | abgelaufene Infektion |
negativ | negativ | positiv | negativ | negativ | Immunität nach HBV-Impfung |
Übersicht der möglichen Ergebniskonstellationen der Labordiagnostik und ihre Bewertung.
Impfstatus – Kontrolle von Impftitern
Impfung | Laborparameter | Wert | Bewertung |
Hepatitis-B | Anti-HBs-ELISA | ≤ 100 U/ml | Kein ausreichender Impfschutz → Auffrischung erforderlich |
> 100 U/ml | Ausreichender Impfschutz |
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Antikörper gegen Hepatitis-Virus A, C, D, E
Beachte: Ca. 5 % aller Patienten mit chronischer HBV-Infektion sind mit HDV koinfiziert. - HIV-Test – Hepatitis B gilt als Indikatorerkrankung für HIV
- Bakterien
- Borrelien
- Brucellen
- Chlamydien
- Gonokokken
- Leptospiren
- Mycobaterium tuberculosis
- Rickettsien (z. B. Coxiella burnetii)
- Salmonellen Shigellen
- Treponema pallidum (Lues)
- Helminthen
- Ascaris
- Bilharziose (Schistosomiasis)
- Leberegel (Fasciola hepatica)
- Trichinen
- Protozoen
- Amöben
- Leishmania (Leishmaniose)
- Plasmodien (Malaria)
- Toxoplasmose
- Viren
- Adeno-Viren
- Coxsackie-Viren
- Cytomegalie-Virus (CMV)
- Epstein-Barr-Virus (EBV)
- Gelbfieber-Virus
- Herpes Simplex-Virus (HSV)
- Mumps-Virus
- Rubella-Virus
- Varizella-Zoster-Virus (VZV)
- Autoimmundiagnostik: ANA, AMA, ASMA (anti-SMA = AAK gegen glatte Muskulatur), Anti-LKM, Anti-LC-1, Anti-SLA, Anti-LSP, Anti-LMA
- Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT) – bei Verdacht auf Alkoholabusus
- Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT) [↑ nur bei Leberparenchym-Schaden]
- Regelmäßige Verlaufskontrollen von ALT-Aktivität im Serum bei Patienten mit chronischer HBV-Infektion
- Carbodefizientes Transferrin (CDT) [↑ bei chronischem Alkoholismus]*
- Transferrinsättigung (engl. transferrin saturation, TSAT) – bei Verdacht auf Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) [Verdacht bei Männern > 45 %, Frauen vor der Menopause > 35 %]
- Coeruloplasmin, Gesamtkupfer, freies Kupfer, Kupfer im Urin – bei Verdacht auf Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit)
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C – Nierenfunktion soll vor einer antiviralen Therapie regelmäßig überwacht werden
- Leberbiopsie (Gewebeentnahme aus der Leber) – bei einer chronischen Hepatitis zur Einstufung der entzündlichen Aktivität (Grading), der Leberfibrose (Staging) und von Komorbiditäten (Begleiterkrankungen)
- Beachte:
- Bei chronischer Hepatitis ist eine Leberbiopsie nur dann sinnvoll, wenn sich daraus Konsequenzen für die weitere Diagnostik oder Therapie ableiten lassen.
- Aufgrund eines erhöhten Blutungsrisikos bei fortgeschrittener Zirrhose ist es erforderlich, dass Nutzen und Risiken der Leberbiopsie sorgfältig abgewogen werden.
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virus-Infektion. (AWMF-Registernummer: 021-011), Juni 2021 Langfassung
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung