Hepatitis A (Hepatitis epidemica) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hepatitis A dar.
Familienanamnese
- Gab es in Ihrer Familie bereits Hepatitis-A-Erkrankungen oder andere virusbedingte Leberentzündungen (z. B. Hepatitis B oder C)?
- Hatten enge Angehörige in der Vergangenheit eine akute oder chronische Lebererkrankung (z. B. Steatosis hepatis (nicht-alkoholische Fettlebererkrankung))?
- Gibt es in Ihrer Familie Fälle von genetisch bedingten Lebererkrankungen (z. B. Morbus Wilson, Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit))?
- Besteht bei nahen Angehörigen eine Immunschwäche (z. B. HIV, medikamentöse Immunsuppression), die das Risiko für Virusinfektionen wie Hepatitis A erhöht?
- Gibt es in Ihrer Familie Reiserückkehrer aus Regionen mit erhöhtem Risiko für Hepatitis A (z. B. Südostasien, Mittelamerika, Afrika)?
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Arbeiten Sie in einer Gemeinschaftseinrichtung mit erhöhtem Infektionsrisiko (z. B. Kindergarten, Schule, Flüchtlingsunterkunft, Pflegeheim, Justizvollzugsanstalt)?
- Arbeiten Sie in einem Beruf mit häufigem Kontakt zu Lebensmitteln oder Trinkwasser (z. B. Gastronomie, Großküche, Lebensmittelverarbeitung, Landwirtschaft)?
- Arbeiten Sie im Bereich Abwasserentsorgung, Kanalreinigung oder in einem Labor mit infektiösem Material?
- Sind Sie obdachlos oder leben unter beengten hygienischen Bedingungen?
- Hatten Sie in den letzten Wochen engen Kontakt zu Personen mit nachgewiesener oder vermuteter Hepatitis-A-Infektion?
Sexualanamnese
- Partnerschaftliche Situation:
- Besteht derzeit eine feste Partnerschaft? Wenn ja:
- Handelt es sich um eine monogame Beziehung?
- Oder bestehen offene Beziehungsformen oder Sexualkontakte außerhalb einer festen Partnerschaft?
- Besteht sexueller Kontakt mit Männern, Frauen oder mit beiden Geschlechtern?
- Besteht derzeit eine feste Partnerschaft? Wenn ja:
- Sexualverhalten und Schutzmaßnahmen:
- Hatten Sie in den letzten 12 Monaten wechselnde Sexualpartner?
- Gab es in den letzten Wochen neue Sexualkontakte?
- Welche Arten von Sexualkontakt hatten Sie (vaginal, oral, anal, oro-anal)?
- Wurde beim Sexualkontakt regelmäßig ein Kondom oder eine andere Barrieremethode verwendet?
- Gab es engen Körperkontakt mit Anus, Rektum oder fäkal verunreinigten Flächen (z. B. bei Rimming, Analingus)?
- Frühere sexuell übertragbare Infektionen (STI):
- Wurden bei Ihnen früher sexuell übertragbare Infektionen diagnostiziert (z. B. Chlamydien, Syphilis, HIV, HPV, Herpes)? Wenn ja:
- Wann wurden diese behandelt und wie war der Verlauf?
- Wurden bei Ihnen früher sexuell übertragbare Infektionen diagnostiziert (z. B. Chlamydien, Syphilis, HIV, HPV, Herpes)? Wenn ja:
- Partneranamnese und Infektionsumfeld:
- Wurde bei Ihrem aktuellen oder früheren Sexualpartner eine Hepatitis-A-Infektion oder andere STI festgestellt?
- Wurden Ihre Sexualpartner über eine mögliche Ansteckung informiert?
- Relevante Beschwerden im Zusammenhang mit Sexualkontakten:
- Siehe unter: Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Haben Ihre Sexualpartner aktuell Symptome?* Wenn ja, welche?
Reiseanamnese
- Waren Sie in den letzten Wochen oder Monaten auf Reisen? Wenn ja:
- Wann sind Sie gereist? [Wichtig zur Einschätzung der Inkubationszeit]
- Wohin sind Sie gereist? Handelte es sich um ein Land mit niedrigem hygienischem Standard oder bekannter hoher Hepatitis-A-Prävalenz (z. B. Südostasien, Vorderer Orient, Russland, Afrika, Mittel- und Südamerika)?
- Wie lange dauerte Ihr Aufenthalt?
- In welcher Art Unterkunft haben Sie übernachtet (z. B. Hotel, Hostel, Zelt, Gastfamilie, ländliche Region)?
- Haben Sie während der Reise rohe oder unzureichend erhitzte Lebensmittel konsumiert (z. B. Meeresfrüchte, Salate, ungeschältes Obst)?
- Haben Sie Getränke mit Eiswürfeln oder Wasser aus unsicherer Quelle (z. B. Leitungswasser) zu sich genommen?
- Haben Sie auf eine sichere Händehygiene während der Reise geachtet (z. B. nach Toilettengängen, vor dem Essen)?
- Gab es während oder nach der Reise Symptome wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Gelbfärbung der Haut oder Augen?
- Hatten Sie im Rahmen der Reise engen Kontakt zu Einheimischen (z. B. durch häusliche Unterbringung, Hilfsdienste, medizinische Einsätze)?
- Sind Ihnen dort Hepatitis-A-Erkrankungen oder Ausbrüche bekannt geworden?
- Waren Sie vor der Reise gegen Hepatitis A geimpft? Wenn ja, wann erfolgte die letzte Impfung?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Fühlen Sie sich abgeschlagen oder krank?
- Haben Sie Fieber?* Wenn ja, seit wann und wie hoch?
- Bestehen Müdigkeit oder Schwäche?
- Haben Sie Bauchschmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch?
- Bestehen Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall?
- Haben Sie Völlegefühl oder Verdauungsbeschwerden?
- Haben Sie eine Gelbfärbung der Haut oder der Augen bemerkt?*
- Ist Ihnen dunkler Urin aufgefallen?*
- Ist Ihr Stuhl hell, grau oder farblos?*
- Besteht Juckreiz?
- Haben Sie eine vergrößerte Leber oder Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch bemerkt?*
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Hat sich Ihr Gewicht ungewollt verändert? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Hat sich ihr Appetit verändert?
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen bekannte Lebererkrankungen (z. B. Hepatitis B/C, Steatosis hepatis (Fettleber), Leberzirrhose (Leberschrumpfung))?
- Gab es frühere Infektionserkrankungen?
- Operationen:
- Wurde bei Ihnen jemals eine Bluttransfusion durchgeführt?
- Gab es operative Eingriffe in der Vergangenheit?
- Impfstatus:
- Sind Sie gegen Hepatitis A geimpft?
- Wann fand die letzte Impfung statt?
- Medikamentenanamnese:
- Nehmen Sie aktuell Medikamente ein?
- Verwenden Sie Medikamente, die die Leber belasten können (z. B. Paracetamol, Methotrexat)?
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.