Hepatitis A – Einleitung
Bei der Hepatitis A handelt es sich um eine Leberentzündung, die durch das Hepatitis A-Virus übertragen wird. Das Hepatitis A-Virus gilt als häufigster Auslöser für eine akute Hepatitis in Deutschland.
Synonyme und ICD-10: Epidemische Gelbsucht; HA-Virus-Infektion; HAV; Hepatitis A (Hepatitis epidemica); Hepatitis epidemica; Virushepatitis A; infektiöse Hepatitis A; ICD-10-GM B15.-: Akute Virushepatitis A
Das Hepatitis A-Virus ist ein RNA-Virus, das zur Familie der Picornaviridae, Genus Hepatovirus gehört.
Der Erreger ist sehr temperatur- und trockenheitsresistent. Er kann bei Kälte unbegrenzt überleben und bleibt im Meerwasser 3 Monate und bei Trockenheit ca. 1 Monat infektionstüchtig. Es ist ebenso resistent gegen normale Seifen.
Charakteristische Laborbefunde
- Erhöhte Transaminasen (ALT, AST): Deutlicher Anstieg, oft über 10-fach der Norm.
- Erhöhtes Bilirubin: Häufig mit Ikterus assoziiert.
- Positiver Anti-HAV-IgM: Nachweis einer akuten Infektion.
- Positiver Anti-HAV-IgG: Nachweis einer durchgemachten Infektion oder Impfung, zeigt Immunität an.
Formen der Erkrankung
- Akute Hepatitis A: Die häufigste Form, die mit einer akuten Leberentzündung einhergeht.
- Fulminante Hepatitis A: Sehr selten, kann zu akutem Leberversagen führen.
Epidemiologie
Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.
Häufigkeitsgipfel: Am häufigsten bei Kindern und jungen Erwachsenen in Regionen mit niedriger Hygiene.
Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In Hochprävalenzländern sehr hoch; nahezu 100 % der Bevölkerung haben in der Kindheit eine Infektion durchgemacht. In Deutschland ist die Prävalenz niedriger.
Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Ca. 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland.
Saisonale Häufung: Zwischen September und November kommt es gehäuft zu Fällen.
Infektionsepidemiologie
Erreger: Hepatitis-A-Virus (HAV)
Erregerreservoir: Der Mensch ist das einzige relevante Reservoir.
Vorkommen: Weltweit verbreitet, besonders häufig in Entwicklungsländern mit schlechten hygienischen Bedingungen. In Deutschland seltener, viele Fälle sind auf Reisen in Hochprävalenzgebiete zurückzuführen.
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Möglich, insbesondere durch direkten Kontakt oder kontaminierte Lebensmittel.
Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Mittel, die Ansteckungsfähigkeit ist moderat.
Übertragungsweg: Fäkal-oral, häufig durch kontaminiertes Wasser, Lebensmittel (z. B. rohe Meeresfrüchte, mit Fäkalien gedüngtes Gemüse), und sexuell bei MSM (Männer, die Sex mit Männern haben). Selten parenteral (z. B. durch verunreinigte Nadeln).
Eintrittspforte: Orale Aufnahme des Virus.
Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 15-50 Tage (meist 25-30 Tage).
Krankheitsdauer: In der Regel 2-6 Wochen.
Dauer der Infektiosität: 2 Wochen vor bis 2 Wochen nach Krankheitsbeginn, insbesondere bis 1 Woche nach Auftreten eines Ikterus.
Seroprävalenz (Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper: Hoch in Ländern mit niedriger Hygiene, in Deutschland niedriger.
Erregerspezifische Immunität: Eine durchgemachte Infektion hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Verlauf und Prognose
Verlauf
- Asymptomatischer Verlauf: In 25 % der Fälle asymptomatisch.
- Symptomatischer Verlauf: In 74,8 % der Fälle symptomatisch.
- Fulminanter Verlauf: In 0,2 % der Fälle plötzlich und schwerwiegend.
- Ikterischer Verlauf: Gelbfärbung der Haut bei 10 % der Kinder unter 6 Jahren, bei ca. 45 % der Kinder von 6-14 Jahren und bei ca. 75 % der erkrankten Erwachsenen.
- Dauer: Die Erkrankung heilt immer folgenlos aus (innerhalb von 4 bis 8 Wochen).
- Therapie: Keine antivirale Therapie; bei fulminanter Hepatitis ggf. Lebertransplantation erforderlich.
- Spontane Ausheilung: Die Hepatitis A führt in 100 % der Fälle zu einer spontanen Ausheilung.
Prognose
- Letalität: Bei Patienten über 50 Jahren beträgt die Letalität 3 %
Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis A (aktive Immunisierung) ist verfügbar. Vor allem bei Reisen in Risikogebiete wird eine Impfung empfohlen. Auch Beschäftigte der Lebensmittelindustrie und Gastronomie, in Pflegeberufen, von Einrichtungen zur Abwasserentsorgung, Erzieher sowie medizinisches Fachpersonal haben ein höheres Ansteckungsrisiko und sollten sich impfen lassen.
Für die Hepatitis-A-Postexpositionsprophylaxe (passive Immunisierung; zur Vermeidung einer Erkrankung bei Personen, die gegen Hepatitis A nicht durch Impfung geschützt sind, dieser aber ausgesetzt waren) steht ein Anti-HAV-Immunglobulin zur Verfügung.
In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Die Meldung hat bei Krankheitsverdacht, Erkrankung sowie Tod namentlich zu erfolgen.
Leitlinien
- Tiplica, G.-S. et al.: 2015 European guidelines for the management of partners of persons with sexually transmitted infections. JEADV 2015; online 7. Mai 2015
- S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung