Varizellen-Impfung
Die Windpocken-Impfung (Varizellen-Impfung) ist eine Standardimpfung (Regelimpfung), die mittels eines Lebendimpfstoff durchgeführt wird.
Varizellen (Windpocken) ist eine weitverbreitete Infektion durch das Varicella-Zoster-Virus (Varizella-Zoster-Virus), die hoch ansteckend ist. Dabei verläuft die Erkrankung, die meist bei Kindern auftritt und sich unter anderem durch einen Hautausschlag äußert, relativ gutartig.
Die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus im höheren Alter wird Herpes zoster (kurz: Zoster) genannt. Sie geht einher mit einem Hautausschlag mit Bläschen und starken Schmerzen im betroffenen Hautbereich.
Nachfolgend die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut zur Varizellen-Impfung:
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- I: Personen wg. erhöhten individuellen Risikos (Indikationsimpfung):
- Seronegative Frauen mit Kinderwunsch
- Seronegative Patienten vor geplanter immunsuppressiver Therapie oder Organtransplantation
- Empfängliche Patienten mit schwerer Neurodermitis
- Empfängliche Personen mit engem Kontakt zu den beiden zuvor Genannten
- B: Personen wg. erhöhten beruflichen Risikos:
- Seronegative Personen (einschließlich Auszubildende, PraktikantInnen, Studierende und ehrenamtlich Tätige) in folgenden Tätigkeitsbereichen:
- Medizinische Einrichtungen (gemäß § 23 (3) Satz 1 IfSG) inklusive Einrichtungen sonstiger humanmedizinischer Heilberufe
- Tätigkeiten mit Kontakt zu potenziell infektiösem Material
- Einrichtungen der Pflege (gemäß § 71 SGB XI)
- Gemeinschaftseinrichtungen (gemäß § 33 IfSG)
- Einrichtungen zur gemeinschaftlichen Unterbringung von Asylbewerbern, Ausreisepflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern
- Seronegative Personen (einschließlich Auszubildende, PraktikantInnen, Studierende und ehrenamtlich Tätige) in folgenden Tätigkeitsbereichen:
Legende
- I: Indikationsimpfungen für Risikogruppen bei individuell (nicht beruflich) erhöhtem Expositions-, Erkrankungs- oder Komplikationsrisiko sowie zum Schutz Dritter
- B: Impfungen aufgrund eines erhöhten beruflichen Risikos, z. B. nach Gefährdungsbeurteilung gemäß Arbeitsschutzgesetz/Biostoffverordnung/ Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und/oder zum Schutz Dritter im Rahmen der beruflichen Tätigkeit
Hinweis!
Häufig liegt bei Erwachsenen eine natürliche Immunität gegen Varizellen vor. Wenn Sie vor 1970 (vor Beginn der allgemeinen MMR-Impfung) geboren wurden, dann liegt häufig zudem eine natürliche Immunität gegen Masern, Mumps und Röteln vor.
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwangere
- Personen mit akuten, behandlungsbedürftigen Krankheiten
- Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten wie beispielsweise einer HIV-Infektion
Durchführung
- Grundimmunisierung: Erste Impfung im Alter zwischen 11 und 14 Monaten, die zweite Impfung erfolgt zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat
- Für die erste Impfung gegen Varizellen und Masern, Mumps, Röteln sollte die simultane Gabe von Varizellen-Impfstoff und MMR-Impfstoff an verschiedenen Körperstellen bevorzugt werden oder vier Wochen danach. Grund für diese Empfehlung ist das leicht erhöhte Risiko von Fieberkrämpfen 5 bis 12 Tage nach der Gabe des kombinierten MMRV-Impfstoffs im Vergleich zur simultanen Impfung mit Varizellen- und MMR-Impfstoff. Dies wurde nur bei der Erstimpfung beobachtet.
- Die zweite Impfung gegen Varizellen kann mit einem MMRV-Kombinationsimpfstoff erfolgen (s. a. Mitteilung der STIKO zur „Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (MMRV)“ im Epidemiologischen Bulletin 38/2011).
- Kinder vor dem vollendeten 13. Lebensjahr erhalten eine Dosis des Lebendimpfstoffes. Kinder ab dem 13. Lebensjahr, Jugendliche und Erwachsene erhalten zwei Dosen des Impfstoffes im Abstand von mindestens sechs Monaten.
- Wg. Impfung Gruppe B: Insgesamt 2-malige Impfung (bei gleichzeitiger Indikation zur MMR-Impfung ggf. MMRV-Kombinationsimpfstoff verwenden)
- Nachholimpfung: Alter 2-17 Jahren
Beachte: Frauen mit Kinderwunsch: Bei fehlender Immunität und Schutzimpfung, muss die Patientin darüber aufgeklärt werden, dass eine Konzeption für 4 bis 6 Wochen nach Impfung vermieden werden sollte! (Kontrazeption erforderlich)
Wirksamkeit
- Zuverlässige Wirksamkeit
Mögliche Nebenwirkungen/ Impfreaktionen
- Lokale Reaktionen wie Rötung und Schwellung um die Einstichstelle
- Hautausschlag ähnlich dem der Varizellen-Infektion
- Fieberkrämpfe 5-12 Tage nach erster Gabe des kombinierten MMRV-Impfstoffs (Empfehlung: Varizellen-Impfstoff und MMR-Impfstoff an verschiedenen Körperstellen bei erster Dosis!)
Impfstatus – Kontrolle von Impftitern
Impfung | Laborparameter | Wert | Bewertung |
Varizellen (Windpocken)/ Gürtelrose (Varizella-Zoster-Virus) |
VCV-IgG-ELISA | < 60 mIU/ml | Kein ausreichender Impfschutz nachweisbar → Grundimmunisierung empfohlen |
60-80 mIU/ml | Fraglicher Impfschutz → Auffrischung empfohlen | ||
> 80 mIU/ml | Ausreichender Impfschutz (→ Kontrolle in 3 Jahren) |