Vorhofflattern – Ursachen
Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Vorhofflattern ist eine supraventrikuläre Herzrhythmusstörung, die durch eine schnelle und gleichmäßige Aktivierung des rechten Vorhofs charakterisiert ist. Ursächlich liegt meist ein Makro-Reentry-Mechanismus (kreisende Erregung) entlang des Trikuspidalklappenrings (Herzklappe zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer) vor.
Mechanismus der Entstehung
- Makro-Reentry-Kreis:
- Die kreisende Erregung verläuft entlang typischer anatomischer Strukturen, häufig um die Trikuspidalklappe herum.
- Dies führt zu einer kontinuierlichen Wiedererregung des Vorhofgewebes, ohne dass die Erregung vollständig zum Stillstand kommt.
- Typische Vorhoffrequenz:
- Vorhofflattern zeigt sich typischerweise mit einer Vorhoffrequenz von 240-350 Schlägen pro Minute.
- Die atriale Frequenz wird häufig im Verhältnis 2:1 auf die Kammern übergeleitet, was zu einer Kammerfrequenz von 120-170 Schlägen pro Minute führt.
- Subtypen:
- Typisches Vorhofflattern:
- Im EKG zeigt sich ein regelmäßiges undulierendes Flattern der Vorhofwellen („Sägezahnmuster“), typischerweise in den Ableitungen II, III und aVF sichtbar.
- Meistens ist die Erregung im rechten Vorhof lokalisiert und läuft gegen den Uhrzeigersinn (counter-clockwise).
- Atypisches Vorhofflattern:
- Der Erregungskreis kann auch an anderen Stellen im Vorhof liegen.
- Im EKG fehlen die typischen Sägezahnmuster, was die Diagnose erschwert.
Risikofaktoren
- Häufige Begleiterkrankungen:
- Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung).
- Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck).
- Klappenvitien (Herzklappenfehler).
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
- Chronische Lungenerkrankungen (z. B. COPD).
- Strukturelle Veränderungen des Herzens:
- Erweiterungen der Vorhöfe.
- Narbenbildung durch frühere Operationen oder Ablationen (therapeutische Katheterverfahren).
Zusammenfassung und klinische Relevanz
Vorhofflattern ist eine häufige Herzrhythmusstörung, die auf einer kreisenden Erregung im Vorhof beruht. Charakteristisch ist die hohe Vorhoffrequenz mit einer oft regelmäßigen Kammerüberleitung. Das Erkrankungsbild tritt meistens im Zusammenhang mit strukturellen Herzerkrankungen oder chronischen Lungenerkrankungen auf. Eine frühe Diagnose und Therapie sind entscheidend, da unbehandelte Episoden das Risiko für thromboembolische Ereignisse und eine chronische Herzinsuffizienz erhöhen können.
Ätiologie (Ursachen)
Biographische Ursachen
- Lebensalter – höheres Alter
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Opulente Mahlzeit (üppiges Essen)
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
- Genussmittelkonsum
- Alkohol (Frau: > 15 g/Tag; Mann: > 20 g/Tag)
- Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Akute respiratorische Insuffizienz – Atemstörung mit daraus resultierendem Sauerstoffmangel
- Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) (1,9-fache Steigerung der Inzidenz) [1]
- Chronische Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Herzerkrankungen unterschiedlicher Genese; u. a.
- Herzinsuffizienz/Herzschwäche (3,5-fach erhöhtes Risiko) [1]
- Herzklappenerkrankungen
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Perikarditis (Herzbeutelentzündung)
- Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung)
- Zustand n. Myokardinfarkt (Herzinfarkt)
- Metabolisches Syndrom
- Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
- Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS)
Medikamente
- Flecainid und Propafenon (Natriumkanalblocker) – können bei Patienten mit Vorhofflattern eine 1:1 AV-Überleitung auslösen und das QRS-Intervall verbreitern; bei Einsatz dieser Medikamente bei Patienten mit Vorhofflattern sollte zusätzlich ein AV-Knoten-blockierendes Medikament verschrieben werden [2].
Weitere Ursachen
- Nach chirurgischen Eingriffen am offenen Herzen
Literatur
- Granada J, Uribe W, Chyou PH, Maassen K, Vierkant R, Smith PN, Hayes J, Eaker E, Vidaillet H: Incidence and predictors of atrial flutter in the general population. J Am Coll Cardiol. 2000 Dec;36(7):2242-6.
- Tisdale JE et al.: Drug-Induced Arrhythmias: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation 15 Sep 2020 https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000000905Circulation. ;0