Ventrikuläre Tachykardie – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) [Ventrikuläre Tachykardie (VT): Breitkomplextachykardie (Herzfrequenz > 120/min; QRS-Komplex: Dauer >140 ms (RSB) oder >160 ms (LSB));
    • monomorphe VT – bei ischämischer Kardiomyopathie/Herzmuskelerkrankung mit Minderdurchblutung des Herzmuskels und nach Myokardinfarkt/Herzinfarkt; dilatative Kardiomyopathie/krankhafte Erweiterung (Dilatation) des Herzmuskels, besonders de linken Herzkammer (Ventrikel)
    • monomorphe VT mit spezifischer Morphologie
      • Ausflusstrakt-VT: Ursprung ist ein fokaler Herd im Ausflusstrakt einer der Ventrikel (Herzkammer); Auftreten bei meist herzgesunden Patienten; meist nicht lebensbedrohlich; oft oligosymptomatisch (einziges Symptom)
      • Faszikuläre VT: QRS-Block nur grenzwertig breit und Rechtsschenkelblock; Auftreten bei meist herzgesunden Patienten
    • polymorphe VT 
      • Torsade de Pointes (TdP) bei angeborenem oder erworbenem Long-QT-Syndrom (LQTS; Verlängerung der QT-Zeit im EKG)
        • DD: Polymorphe VT mit verlängertem QTc = Pseudo-Torsade-de-Pointes [1]: diese können beispielsweise in der Folge eines Nichtansprechens auf Amiodaron entstehen oder in der Erholungsphase nach einem kürzlich stattgefundenen ischämischen Infarkt. 
      • Pseudo-TdP: Chinidin (Therapie der Wahl); echte“ TdP wg. angeborenes oder erworbenes Long-QT: Betablocker, Magnesium i.v. und ggf. ein Pacing
      • Brugada-Syndrom (BS) – wird den „primären kongenitalen (angeborenen) Kardiomyopathien“ und dort den sogenannten Ionenkanalerkrankungen zugerechnet. Patienten mit dieser Erkrankung sind scheinbar vollkommen herzgesund, können aber bereits im Jugend- und frühen Erwachsenenalter einen plötzlichen Herztod erleiden. Long-QT-Syndrom (Verlängerung der QT-Zeit im Elektrokardiogramm (EKG); kann bei sonst herzgesunden Menschen zum plötzlichen Herztod führen)]
    Beachte: 
    • Im 12-Kanal EKG kann eine ventrikuläre Tachykardie (VT) nie sicher von einer supraventrikulären Tachykardie (SVT) bei Präexzitation oder Aberration differenziert werden → In einer Notfallsituation deshalb immer eher von einer VT ausgehen!
    • Patienten mit hämodynamisch relevanter Breitkomplextachykardie und > 35 Jahre mit kardialen Vorerkrankungen haben eine hohe Vortestwahrscheinlichkeit für eine VT.

Legende: LSB: Linksschenkelblock; RSB: Rechtsschenkelblock

Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Langzeit-EKG (über 24 Stunden angelegtes EKG) – zur genaueren Beurteilung der Herzfunktion innerhalb des Tages

Beachte: Eine Tachykardie mit einem verbreiterten QRS-Komplex findet man bei einer:

  • ventrikulären Tachykardie (VT; Kammertachykardie)
  • supraventrikulären Tachykardie (SVT) mit einem Schenkelblock (vorbestehend oder Tachykardie bedingt) ca. 30 % aller SVT)
  • antegraden Überleitung über ein akzessorisches Bündel oder retrograd mit Schenkelblock (selten)
  • Elektrolytstörung(en) oder Medikamente, die eine SVT verbreitern (sehr selten)

Literatur

  1. Rosso R et al.: Polymorphic ventricular tachycardia, ischaemic ventricular fibrillation, and torsade de pointes: importance of the QT and the coupling interval in the differential diagnosis, Eur Heart J 2021;, ehab138, doi: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab138