Ventrikuläre Tachykardie – Einleitung

Die ventrikuläre Tachykardie (VT) ist eine Herzrhythmusstörung, die zur Gruppe der Reizleitungsstörungen gehört. Sie zeichnet sich durch eine schnelle Herzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute aus, die ihren Ursprung in den Ventrikeln (Herzkammern) hat. Diese Störung ist potenziell lebensbedrohlich und erfordert oft eine sofortige medizinische Intervention.

Synonyme und ICD-10: Kammertachykardie; Tachykardie, ventrikuläre; ICD-10-GM I47.2: Ventrikuläre Tachykardie

Formen der Erkrankung

Die ventrikuläre Tachykardie kann in verschiedene Formen unterteilt werden:

  • Monomorphe ventrikuläre Tachykardie: Gleichförmige QRS-Komplexe im EKG, die von einer einzigen ventrikulären Erregungsursache ausgehen.
  • Polymorphe ventrikuläre Tachykardie: Unterschiedliche QRS-Morphologien im EKG, die auf mehrere ventrikuläre Erregungsherde hinweisen. Eine spezielle Form ist die Torsades-de-pointes-Tachykardie (TdP), die in Verbindung mit einem verlängerten QT-Intervall auftritt.
  • Anhaltende VT: Dauert länger als 30 Sekunden oder führt aufgrund hämodynamischer Instabilität zu einer sofortigen Behandlung [1].
  • Nicht-anhaltende VT: Dauert weniger als 30 Sekunden und endet spontan.
  • Pulsatile VT: Patienten haben einen fühlbaren Puls, was eine defibrillationsfreie Behandlung ermöglicht.
  • Pulslose VT: Patienten haben keinen fühlbaren Puls, was eine sofortige Defibrillation erfordert.

Ursachen

Die häufigsten Ursachen für ventrikuläre Tachykardien umfassen:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung): Eine der häufigsten Ursachen, oft assoziiert mit Myokardinfarkt (Herzinfarkt).
  • Myokardinfarkt: Vernarbtes Gewebe im Herzen kann als Substrat für eine kreisende Erregung fungieren.
  • Herzinsuffizienz: Eine verminderte Herzleistung kann die Entstehung von VT begünstigen.
  • Elektrolytstörungen: Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie (Magnesiummangel) können die Auslösung von VT fördern.
  • Kardiomyopathien: Einschließlich dilatativer, hypertropher und arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung).
  • Medikamenten-induzierte QT-Verlängerung: Kann zu Torsades-de-pointes führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen, Verhältnis etwa 2:1.

Häufigkeitsgipfel
: Vor allem bei älteren Patienten, insbesondere nach Myokardinfarkt.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Präzise Prävalenzdaten variieren, aber es ist eine der häufigsten Ursachen für plötzlichen Herztod.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz steigt mit dem Alter und ist besonders hoch bei Patienten mit KHK oder nach einem Myokardinfarkt.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Ventrikuläre Tachykardien treten häufig bei Patienten mit strukturellen Herzerkrankungen auf und können sowohl akut als auch chronisch rezidivierend auftreten.
  • Akute Episoden können zur hämodynamischen Instabilität führen, was eine sofortige Behandlung erforderlich macht.
  • In der Regel ist eine VT ein internistischer Notfall, der eine rasche Diagnose und Therapie erfordert.

Prognose

  • Schlecht bei Vorliegen struktureller Herzerkrankungen, insbesondere bei persistierenden ventrikulären Tachykardien nach Myokardinfarkt. Die Letalität (Sterblichkeit) innerhalb des ersten Jahres kann bis zu 85 % betragen.
  • Besser bei Patienten ohne strukturelle Herzerkrankungen, die kein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung haben.
  • Eine zeitnahe Behandlung, insbesondere durch Defibrillation bei pulslosem VT oder Kardioversion (Wiederherstellung des normalen Herzrhythmus) bei pulsatilem VT, kann lebensrettend sein.
  • Langzeitprognose: Abhängig von der erfolgreichen Behandlung der zugrunde liegenden Ursache und der Prävention von Rezidiven (Wiederauftreten der Erkrankung), z. B. durch den Einsatz von implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD) bei Hochrisikopatienten.

Literatur

  1. EP Europace: 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death: The Task Force for the Management of Patients with Ventricular Arrhythmias and the Prevention of Sudden Cardiac Death of the European Society of Cardiology (ESC). Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC). EP Europace, Volume 17, Issue 11, November 2015, Pages 1601–1687. doi.org/10.1093/europace/euv319

Leitlinien

  1. ECC Committee, Subcommittees and Task Forces of the American Heart Association: 2005 American Heart Association Guidelines for Cardiopulmonary Resuscitation and Emergency Cardiovascular Care.Circulation. 2005;112:IV-1–IV-5.
  2. EP Europace: 2015 ESC Guidelines for the management of patients with ventricular arrhythmias and the prevention of sudden cardiac death: The Task Force for the Management of Patients with Ventricular Arrhythmias and the Prevention of Sudden Cardiac Death of the European Society of Cardiology (ESC). Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC). EP Europace, Volume 17, Issue 11, November 2015, Pages 1601–1687. doi.org/10.1093/europace/euv319