Ulcus cruris venosum – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Beim Ulcus cruris venosum handelt es sich um die Folge der chronisch venösen Insuffizienz (CVI).
Die chronisch venöse Insuffizienz stellt eine Abflussbehinderung im venösen System der unteren Extremität dar.

Es kommt durch eine Hypertonie (Bluthochdruck) im venösen System mit Hypervolämie, was durch Schädigung der Kapillaren zu Zirkulationsstörungen führt. Auslösend ist zumeist die Venenklappeninsuffizienz (Venenklappenverschlussschwäche), jedoch kann auch eine Obstruktion (Verschluss) etwa durch eine Thrombose (völliger oder teilweiser Verschluss eines Blutgefäßes durch Blutgerinnsel) ursächlich sein.

Ätiologie (Ursachen) des Ulcus cruris (UC)

Biographische Ursachen

  • Lebensalter – zunehmendes Alter

Krankheitsbedingte Ursachen

Herzkreislaufsystem (I00-I99) [häufigste ursächliche Erkrankung des Ulcus cruris venosum]

  • Chronischvenöse Insuffizienz (CVI)/primäre Varikose (Ulcus cruris varicosum: ca. 60-80 % aller Ulzera)
  • Leitveneninsuffizienz – Funktionsstörung der tiefen Venen des Beines, im Rahmen derer die Klappen in den tiefen Venen nicht mehr schließen und somit nicht mehr ihre Funktion als Ventil erfüllen können
  • Postthrombotisches Syndrom (PTS) – mögliche Spätkomplikation nach Auftreten einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT)
  • Sekundäre Varikose – Behinderung des Blutabflusses im tiefen Venensystem, beispielsweise durch Thrombosen oder durch Venenklappenschäden der tiefen Venen als Folge von Thrombosen

Weitere Ursachen eines chronischen Ulcus cruris (UC) sind:

  • Genetischer Defekte: z. B. Faktor-V-Mutation, Klinefelter-Syndrom, Spina bifida
  • Alkoholabusus
  • Erkrankungen
    • Dermatosen (Hauterkrankungen): z. B. Pyoderma gangraenosum, Lupus erythematodes, Morphea, Necrobiosis lipoidica, systemische Sklerodermie,  
    • Endokrinologische Erkrankungen (Erkrankung der hormonproduzierenden Drüsen): z. B. Diabetes mellitus (ca. 30 % aller Fälle von UC)
    • Gefäßerkrankungen, arterielle → Ulcus cruris arteriosum (ca. 10-15 % aller Ulzera)
      • Angiopathie (Gefäßkrankheit)
      • Angiodysplasien – Gefäßmissbildungen von Arterien, Venen oder Lymphgefäßen
      • Hypertonie/Bluthochdruck (Ulcus hypertonicum Martorell)
      • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – fortschreitende Stenosierung (Verengung) bzw. Okklusion (Verschluss) der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund einer Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
      • Thrombangiitis obliterans (Synonyme: Endarteriitis obliterans, Morbus Winiwarter-Buerger, Von-Winiwarter-Buerger-Krankheit, Thrombangitis obliterans) – Vaskulitis (Gefäßerkrankung), die mit rezidivierenden (wiederkehrenden) arteriellen und venösen Thrombosen (Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Blutgefäß) einhergeht; Symptome: belastungsabhängige Schmerzen, Akrozyanose (Blaufärbung der Körperanhänge) und trophische Störungen (Nekrose/ Gewebeschäden, die durch das Absterben von Zellen entstehen und Gangrän der Finger und Zehen im fortgeschrittenen Stadium); mehr oder weniger symmetrisches Auftreten; junge Patienten (< 45 Jahre)
      • Thromboembolien (z. B. bei Aneurysmen)
      • Vaskulitiden – entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die durch eine Neigung zu Entzündungen der (meist) arteriellen Blutgefäße gekennzeichnet sind.
    • Hämatologische Erkrankungen, z. B.
      • Hyperkoagulopathien (pathologische erhöhte Gerinnungszeit des Blutes): Faktor-V-Leiden (APC-Resistenz), Protein-C oder Protein-S-Mangel, ATIII-Mangel, Antiphospholipidsyndrom
      • Sichelzellanämie
    • Infektionen: S. aureus, gramnegative Erreger, seltene Infektionen (Leishmaniose, Mykosen, Mykobakteriose, Sporotrichiose)
    • Neubildungen: z. B. Basalzellkarzinom (BZK; Basaliom), Plattenepithelkarzinom der Haut; selten: Lymphome, Sarkome, Metastasen
    • Stoffwechselerkrankungen: kalzifizierende urämische Arteriolopathie (Kalziphylaxie), Gicht, Dysproteinämie (Störung des Eiweißhaushalts im Blut)
  • Medikamente, z. B. Hydroxyurea, Phenprocoumon
  • Exogene Faktoren, z. B. Manipulation, thermische Effekte/Verbrennungen, Dekubitus, Bestrahlungsfolgen, Trauma (Verletzungen)

Ca. 18 % aller Ulzera cruris sind arteriell-venöse Ulzera.