Thrombose – Symptome – Beschwerden

Eine Thrombose kann sowohl bei Venen (Gefäße, die das Blut dem Herzen zuführen) als auch Arterien (Gefäße, die das Blut vom Herzen wegführen) auftreten.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Thrombose hinweisen:

Venöse Thrombose

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine venöse Thrombose und werden oft zuerst bemerkt:

  • Ödematöse Schwellung*: Spannungsgefühl und Schwellung, insbesondere in der Wade; oft das erste Zeichen einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT) (ca. 70-80 % der Betroffenen)
  • Lokaler Schmerz*: Schmerzen im Bereich der betroffenen Venen, besonders bei Druck auf die Wade (ca. 60-70 % der Betroffenen)
    • Wadenkompressionsschmerz (Meyer-Zeichen*): Schmerzen bei Kompression der Wade; oft typisch bei tiefer Venenthrombose (ca. 50 % der Betroffenen)
    • Wadenschmerz bei Dorsalextension des Fußes (Homans-Zeichen*): Schmerz bei der Beugung des Fußes nach oben; ein weiteres typisches Zeichen der TVT (ca. 40 % der Betroffenen)
    • Medialer Fußsohlenschmerz bei Druck (Payr-Zeichen*): Schmerzen in der Fußsohle, vor allem an der Innenseite, beim Drücken auf den Fuß (ca. 30 % der Betroffenen)
  • Zyanose (Blauverfärbung der Haut*): Die Haut der betroffenen Extremität kann bläulich oder livide erscheinen und wirkt oft glänzend (ca. 40-50 % der Betroffenen).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Entzündungen: Entzündungszeichen wie Rötung oder Schwellung über der betroffenen Vene (ca. 30 % der Betroffenen)
  • Überwärmung: Die betroffene Extremität fühlt sich wärmer an als die gesunde Seite (ca. 40 % der Betroffenen).
  • Verstärkte Venenzeichnung: Sichtbare Venen, die sich besonders in aufrechter Position stärker zeigen (ca. 30 % der Betroffenen)
  • Fieber: Erhöhte Körpertemperatur, besonders bei schwereren Thrombosen (ca. 20 % der Betroffenen)
  • Tachykardie: Puls über 100 Schläge pro Minute; oft als Reaktion auf die Thrombose (ca. 20-30 % der Betroffenen)

*Klassische Leitsymptome eine tiefen Beinvenenthrombose (TVT) [s. u. "Körperliche Untersuchung": Wells-Score zur Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer tiefen Venenthrombose (TVT)]

Lokalisation

  • Alle Blutgefäße möglich
  • Beinvenen häufiger als Armvenen (letztere häufiger bei Männern)

Phlegmasia coerulea dolens: bes. schwere Verlaufsform einer venösen Thrombose, die durch eine akute, stark schmerzhafte, livide Schwellung (blässlich; schlecht durchblutetes, fahles Gewebe) gekennzeichnet ist. Es handelt sich dabei aufgrund der möglichen Folgeerkrankungen bzw. Komplikationen (motorische Schwäche, Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Minderdurchblutung oder sonstiger Schädigung), hypovolämischer Schock (Schock aufgrund eines akuten Volumenmangels)) um einen einen lebensbedrohlichen Notfall.  

Beachte!

  • Die Symptomatik einer tiefen Beinvenenthrombose (TVT) kann sehr unspezifisch sein.
  • Viele Venenthrombosen, v. a. Unterschenkelvenenthrombosen, verlaufen klinisch inapparent (asymptomatisch, d. h. ohne Symptome).
  • Bei Bettlägerigkeit und bei Rezidivthrombosen (Wiederauftreten einer Thrombose) der gleichen Extremität können die Symptome sehr gering ausgeprägt oder fehlend sein.
  • Bei einer Phlebitis (Entzündung eines venösen Gefäßes) der epifaszialen Venen (= oberflächliche Venenthrombose, OVT) sollte ebenfalls eine duplexsonographische Untersuchung erfolgen, da ggf. eine zusätzliche Beteiligung der tiefen Venen der klinischen Diagnostik entgehen kann
  • Wells-Score zur Bestimmung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer tiefen Venenthrombose (TVT): s. u. "Körperliche Untersuchung" und "Labordiagnostik"
  • Stets auf klinische Zeichen einer Lungenembolie achten (s. u. "Warnzeichen (red flags)")

Arterielle Thrombose

Leitsymptome
Diese Leitsymptome lenken den Verdacht auf eine arterielle Thrombose und werden oft zuerst bemerkt:

  • Schmerzen: Plötzliche, starke Schmerzen im betroffenen Bereich, oft in der betroffenen Extremität, durch den Verschluss einer Arterie (ca. 70-80 % der Betroffenen)
  • Blässe der betroffenen Extremität: Die Haut wirkt blass, da die Blutversorgung unterbrochen ist (ca. 60-70 % der Betroffenen).
  • Teilweise Ischämie: Mangelhafte Durchblutung, die zu blasser oder kalter Haut im betroffenen Bereich führt (ca. 50-60 % der Betroffenen)
  • Pulslosigkeit: Der Puls in der betroffenen Extremität ist nicht mehr tastbar, was ein deutliches Anzeichen für eine arterielle Thrombose ist (ca. 40-50 % der Betroffenen).
  • Komplette Ischämie: Vollständiger Ausfall der Durchblutung, was zu einem Verlust der Organ- oder Gewebefunktion führen kann, ein medizinischer Notfall (ca. 30-40 % der Betroffenen)

Hauptsymptome (primäre Symptome)
Diese Hauptsymptome prägen das klinische Bild einer arteriellen Thrombose:

  • Kältegefühl: Die betroffene Extremität fühlt sich kalt an, da die Blutversorgung fehlt (ca. 60 % der Betroffenen).
  • Parästhesien: Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle durch mangelnde Sauerstoffversorgung der Nerven (ca. 50 % der Betroffenen)
  • Muskelschwäche oder Lähmungen: Die betroffene Extremität verliert an Kraft, eventuell bis hin zur Lähmung (ca. 40-50 % der Betroffenen).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen:

  • Lokalisierte periphere Zyanose: Bläuliche Verfärbung der Haut an den betroffenen Gliedmaßen aufgrund von Sauerstoffmangel (ca. 30-40 % der Betroffenen)
  • Gangrän: In schweren Fällen, wenn die Durchblutung nicht schnell wiederhergestellt wird, kann es zu einem Gewebeabsterben kommen (ca. 10-20 % der Betroffenen).

Im angelsächsischen Sprachraum wird zur Memorierung der klinischen Zeichen des akuten Arterienverschlusses der Merkspruch 6 P nach Pratt verwendet:

  • pain = Schmerz
  • pallor = Blässe
  • paresthesia = Gefühlsstörung
  • pulselessness = Pulslosigkeit
  • paralysis = Bewegungsunfähigkeit
  • prostration = Schock

Warnzeichen (red flags) 

  • Akut einsetzender Thoraxschmerz (Brustschmerzen)*, teils als Vernichtungsschmerz empfunden (70-80 %) Dyspnoe (Atemnot)* und Tachypnoe (gesteigerte bzw. überhöhte Atemfrequenz; typisch: akut einsetzend; ggf. aber auch langsam zunehmend) (80-90 %), Angst, Beklemmung, vegetative Symptomatik (z. B. Schweißausbrüche) (50 %), Husten (40 %), Synkope (kurze Bewusstlosigkeit)  (10-20 %), Hypoxämie (erniedrigter Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut) oder Hypokapnie (erniedrigter Kohlenstoffdioxidpartialdruck im arteriellen Blut), Tachykardie (zu schneller Puls mit > 100 Schlägen/min), Hämoptyse (Bluthusten) (10 %), Palpitationen (Herzaktionen, die vom Betroffenen selbst als ungewöhnlich schnell, kräftig oder unregelmäßig wahrgenommen werden) (10 %) → denken an: Lungenembolie

*Atemsynchroner Schmerz mit Ruhedyspnoe