Thrombose – Prävention
Zur Prävention der Thrombose muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Unzureichende Flüssigkeitszufuhr – Führt zu Dehydratation (Austrocknung) und erhöht die Blutgerinnungsneigung.
- Mikronährstoffmangel – Insbesondere Mangel an Vitamin K, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren erhöht die Gerinnungsneigung.
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) – Einer der stärksten Risikofaktoren für die Entstehung von Thrombosen durch Förderung der Blutgerinnung und Gefäßschädigung.
- Alkohol – Übermäßiger Konsum (> 30 g/Tag) kann durch Dehydratation und Veränderungen der Gerinnung eine Thrombose fördern.
- Drogenkonsum
- Kokain – Führt zu Vasokonstriktion (Gefäßverengung) und erhöht das Risiko für thromboembolische Ereignisse.
- Cannabis – Kann durch vasomotorische Effekte und erhöhte Gerinnungsneigung das Risiko steigern.
- Körperliche Aktivität
- Langdauernde Immobilität – Prolongiertes Sitzen (z. B. Langstreckenflüge > 6 Stunden, "Reisethrombose").
- Bettlägerigkeit – Besonders nach Operationen oder schweren Erkrankungen erhöht das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE).
- Bewegungsmangel – Verstärkt die venöse Stase (Blutstau) und damit die Thromboseneigung.
- Psycho-soziale Situation
- Chronischer Stress – Erhöht die Ausschüttung von Stresshormonen (z. B. Cortisol), was die Gerinnung fördern kann.
- Übergewicht
- Adipositas (BMI ≥ 30) – Erhöht das Risiko für Thrombosen durch proinflammatorische (entzündungsfördernde) Prozesse und mechanische Kompression der Venen.
Medikamente
- Antidepressiva (Amitriptylin/bei Patienten > 70 L. J)
- Antipsychotika (Neuroleptika) – Chlorpromazin, Clozapin, Haloperidol, Thioridazin
- Diuretika [Exsikkose]
- Hormone
- Glucocorticoide (Budenosid, Cortison, Fluticason, Prednisolon)
- Östrogene (Ethinylestradiol, Estradiol) – Östrogentherapie als Hormonersatztherapie (HT): Erhöhung des thromboemboembolischen Risikos um: + 6 Ereignisse pro 10.000 Frauen pro Anwendungsjahr
- Östrogen-Gestagen-Kombinationen (orale Kontrazeptiva: Ethinylestradiol + Norethisteron-/Norgestrel-Derivat – insb. in Kombination mit Rauchen; Hormonersatztherapie, HET; engl.: hormone replacement therapy / HRT) in der Menopause: Erhöhung des thromboemboembolischen Risikos um: + 17 Ereignisse pro 10.000 Frauen pro Anwendungsjahr
- Siehe auch unter "Thromboembolien durch Medikamente"; Gestagene kombiniert mit Ethinylestradiol, hier zeigen insb. folgende Gestagene: Gestoden/Desogrestrel/Drospirenon, Etonogestrel/Norelgestromin ein erhöhtes Risiko für Thromboembolien
Weitere Risikofaktoren
- Bettlägerigkeit, z. B. nach Operationen (z. B. Sectio/Kaiserschnitt) oder schweren Erkrankungen
- Schwangerschaft – von den ersten Schwangerschaftswochen bis etwa sechs Wochen postpartal (nach der Entbindung) sind Thromboembolien, das heißt tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien oder zerebrale Thrombosen, bis zehnmal häufiger als außerhalb dieser Zeitperiode; in den Wochen 7 bis 12 ist das Thromboserisiko noch um den Faktor 2,2 erhöht [1]
- Traumata (Verletzungen):
- Kopfes 54 %
- Beckenfrakturen (Beckenbrüche) 61 %
- Tibiafrakturen (Schienbeinbrüche) 77 %
- Femurfrakturen (Oberschenkelbrüche) 80 %
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
- Regelmäßige Bewegung
- Förderung der Durchblutung durch moderate Bewegung wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen.
- Vermeidung von längeren Sitzphasen durch regelmäßiges Aufstehen und Dehnen (z. B. alle 2 Stunden bei Langstreckenflügen).
- Optimierung der Ernährung
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens 2 Liter pro Tag).
- Ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien.
- Reduktion von gesättigten Fettsäuren und Transfetten.
- Risikofaktoren vermeiden
- Verzicht auf Tabak und Einschränkung des Alkoholkonsums.
- Vermeidung von Dehydratation (besonders bei Hitze oder körperlicher Aktivität).
- Kompressionstherapie
- Verwendung von Kompressionsstrümpfen bei längeren Reisen oder nach Operationen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, das Risiko erneuter thromboembolischer Ereignisse zu minimieren und Komplikationen zu vermeiden.
- Medikamentöse Prophylaxe einer venösen Thromboembolie (VTE) [Leitlinie: 1]
- Antikoagulantien:
- Niedermolekulares Heparin (NMH) bei erhöhtem Thromboserisiko, z. B. nach Operationen.
- Bei ambulanten Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom unter systemischer Tumortherapie; Voraussetzung: geringes Blutungsrisiko
- In prophylaktischer Dosierung bei Patienten unter einer immunmodulatorischen Therapie in Kombination mit systemischen Steroiden oder anderen systemischen Tumortherapien; ebenso hier Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder Acetylsalicylsäure in niedriger oder therapeutischer Dosierung
- Direkte orale Antikoagulantien (DOAK) wie Rivaroxaban oder Apixaban bei hohem VTE-Risiko (außer bei Schwangeren).
- Niedermolekulares Heparin (NMH) bei erhöhtem Thromboserisiko, z. B. nach Operationen.
- Acetylsalicylsäure (ASS) – Zur Thromboseprophylaxe bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren.
- Antikoagulantien:
- Früherkennung
- Screening auf Thrombophilien (erbliche oder erworbene Gerinnungsstörungen) bei familiärer Belastung oder wiederholten Thrombosen.
- Duplex-Sonographie bei Symptomen wie Beinödemen oder Schmerzen.
- Postoperative Maßnahmen
- Frühzeitige Mobilisation nach Operationen.
- Intermittierende pneumatische Kompression bei bettlägerigen Patienten.
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Verhinderung von Rezidiven, die Verbesserung der Lebensqualität und die Reduktion von Komplikationen.
- Langzeitantikoagulation
- Dauerhafte Einnahme von Antikoagulantien bei wiederholten Thrombosen oder persistierenden Risikofaktoren.
- Kompressionstherapie
- Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen zur Vorbeugung eines postthrombotischen Syndroms (PTS).
- Rehabilitation
- Regelmäßiges Bewegungstraining unter Anleitung (z. B. Gehübungen).
- Physiotherapie zur Verbesserung der venösen Zirkulation und Muskelpumpe.
- Langzeitbetreuung
- Regelmäßige Kontrolle der Gerinnungsparameter (z. B. INR-Wert bei Vitamin-K-Antagonisten).
- Beratung zu Lebensstiländerungen (z. B. Gewichtskontrolle, Rauchstopp).
- Psychosoziale Unterstützung
- Aufklärung über die Bedeutung der Therapietreue bei Antikoagulantien.
- Beratung zur Integration präventiver Maßnahmen in den Alltag.
Literatur
- Kamel H et al.: Risk of a Thrombotic Event after the 6-Week Postpartum Period. February 13, 2014. doi: 10.1056/NEJMoa1311485
Leitlinien
- Farge D et al.: 2019 international clinical practice guidelines for the treatment and prophylaxis of venous thromboembolism in patients with cancer, Lancet Oncol. 2019 Oct;20(10):e566-e581 doi:https://doi.org/10.1016/S1470-2045(19)30336-5