Thrombose – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Thrombose dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, die mit einer erhöhten Thromboseneigung (Neigung zu Bildung von Blutgerinnseln) einhergehen, wie z. B.:
    • Gerinnungsstörungen? (z. B. Faktor-V-Leiden, Protein-C- oder Protein-S-Mangel)
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfälle?
  • Sind in Ihrer Familie frühzeitige Todesfälle durch Herzinfarkt oder Lungenembolie aufgetreten?

Soziale Anamnese

  • Üben Sie einen Beruf aus, bei dem Sie lange stehen oder sitzen müssen, z. B. Büroarbeit, Fließbandarbeit?
  • Haben Sie kürzlich:
    • Langstreckenflüge (länger als 4 Stunden) unternommen?
    • Lange Autofahrten mit wenig Bewegung gemacht?
  • Gibt es psychosoziale Belastungen, wie Stress, der Ihre Aktivität oder Gesundheit beeinträchtigen könnte?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie Schmerzen im Bein?*
  • Ist ein Bein oder ein Arm geschwollen?*
  • Haben Sie bemerkt, dass sich das betroffene Gebiet überwärmt anfühlt?*
  • Haben Sie sichtbare Venenveränderungen bemerkt, wie hervortretende oder gerötete Venen?
  • Haben Sie Fieber, ohne dass andere Infektzeichen vorliegen?
  • Haben Sie Beschwerden wie:
    • Herzrasen oder ein beschleunigter Puls?*
    • Atemnot oder Brustschmerzen (mögliche Zeichen einer Lungenembolie)?*
  • Haben Sie ein Schweregefühl oder ein Spannungsgefühl in den Beinen?
  • Haben Sie bemerkt, dass sich die Haut am betroffenen Bein verfärbt hat (rötlich, bläulich)?
  • Gab es vor Kurzem eine Verletzung oder Operation?
  • Bestehen seit kurzer Zeit Symptome wie plötzliche Schwellungen nach der Geburt oder im Zusammenhang mit der Menstruation?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Bewegen Sie sich ausreichend im Alltag? Wie viele Minuten körperliche Aktivität (z. B. Gehen, Sport) pro Tag?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit (wie viel pro Tag)?
  • Sind Sie übergewichtig? Bitte teilen Sie uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) mit.
  • Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen pro Tag?

Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese

  • Vorerkrankungen – bestehen bekannte:
    • Blutgerinnungsstörungen (z. B. Faktor-V-Leiden, Prothrombinmutation)?
    • Herz- oder Gefäßerkrankungen (z. B. Vorhofflimmern, Arteriosklerose (Arterienverkalkung))?
    • Tumorerkrankungen oder eine aktive Krebsbehandlung?
  • Medikamente und Eingriffe: Haben Sie in der letzten Zeit:
    • Bluttransfusionen erhalten?
    • Hormonelle Verhütungsmittel oder Hormontherapien (z. B. bei Wechseljahresbeschwerden) eingenommen?
    • Medikamente wie Thrombozytenaggregationshemmer oder Gerinnungshemmer?
  • Verlauf nach Operationen – hatten Sie vor Kurzem:
    • Eine Operation (z. B. orthopädisch, chirurgisch) mit längerem Krankenhausaufenthalt?
    • Längere Bettlägerigkeit nach einer Verletzung oder Krankheit?
  • Schwangerschaft:
    • Sind Sie derzeit schwanger oder haben Sie kürzlich entbunden?
    • Hatten Sie Komplikationen in einer früheren Schwangerschaft (z. B. Präeklampsie, Frühgeburten)?

Medikamentenanamnese

  • Antidepressiva (Amitriptylin bei Patienten > 70 L. J)
  • Antipsychotika (Neuroleptika) – Chlorpromazin, Clozapin, Haloperidol, Thioridazin
  • Diuretika [Exsikkose/Austrocknen]
  • Hormone
    • Glucocorticoide (Budenosid, Cortison, Fluticason, Prednisolon)
    • Östrogene (Ethinylestradiol, Estradiol) – Östrogentherapie als Hormonersatztherapie (HT): Erhöhung des thromboemboembolischen Risikos um: + 6 Ereignisse pro 10.000 Frauen pro Anwendungsjahr
    • Östrogen-Gestagen-Kombinationen (orale Kontrazeptiva: Ethinylestradiol + Norethisteron-/Norgestrel-Derivat – insb. in Kombination mit Rauchen; Hormonersatztherapie, HET; engl.: hormone replacement therapy / HRT) in der Menopause: Erhöhung des thromboemboembolischen Risikos um: + 17 Ereignisse pro 10.000 Frauen pro Anwendungsjahr
      • Kombination von hormoneller Kontrazeption und NSAR-Einnahme erhöht das Thromboembolierisiko auf das bis zu 45-fache [1].

Siehe auch unter "Thromboembolien durch Medikamente"; Gestagene kombiniert mit Ethinylestradiol, hier zeigen insb. folgende Gestagene: Gestoden/Desogrestrel/Drospirenon, Etonogestrel/Norelgestromin ein erhöhtes Risiko für Thromboembolien.

Umweltanamnese

  • Waren Sie längere Zeit in einer Umgebung mit Dehydrationsrisiken, wie:
    • Trockene Luft (z. B. klimatisierte Räume, Flugzeuge)?
    • Hohe Temperaturen (z. B. bei Reisen oder beruflicher Belastung)?
  • Luftverschmutzung: Feinstäube, Stickstoffdioxide (NO2) und Stickoxide (NOx) [2]

* Falls eine Frage mit „Ja“ beantwortet wurde, sollten Sie dies umgehend mit Ihrem Arzt besprechen. (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Meaidi A et al.: Venous thromboembolism with use of hormonal contraception and non-steroidal anti-inflammatory drugs: nationwide cohort study. BMJ 2023;382:e074450; https://doi.org/10.1136/bmj-2022-074450
  2. Lutsey P et al.: Air pollution is associated with increased risk of venous thromboembolism: the Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis Blood 2024 blood.2024026399. https://doi.org/10.1182/blood.2024026399