Subarachnoidalblutung – Klassifikation
Folgende Formen der Subarachnoidalblutung (SAB) werden nach der Ursache unterschieden [1]:
- Nicht-traumatische (spontane) Subarachnoidalblutung
- Aneurysmatische SAB (85 % der Fälle)
- Ruptur (Riss) eines zerebralen Aneurysmas
- die Blutung ist in den basalen Zisternen am stärksten (Zisternen = Hohlräume um das Gehirn herum)
- Nicht-Aneurysmatische SAB (15 % der Fälle)
- Perimesenzephale SAB
- das Blut sammelt sich um Mesencephalon (Mittelhirn) und Pons ("Brücke"; ein Abschnitt des Gehirns, der zusammen mit dem Kleinhirn zum Hinterhirn gehört)
- Ursache ist wahrscheinlich eine venöse Blutung
- prognostisch günstigerer Typ, in der Regel ohne Rezidivblutungen (erneute Blutungen)
- Komplikationen wie bei aneurysmatischer SAB
- Nicht-perimesenzephale basale SAB
- ohne Nachweis einer Blutungsquelle
- Kortikale SAB
- kleine kortikale ("von der Hirnrinde ausgehende") Subarachnoidalblutungen
- in den benachbarten Hirnregionen kommt es zu fokalen Anfällen oder Ausfällen (fokal = herdförmig, nur einen Teil betreffend)
- häufigste Ursache bei Betroffenen,
- die jünger als 70 Jahre sind, ist das reversible zerebrale Vasokonstriktionssyndrom (RCVS; Synonym: Call-Fleming-Syndrom: Konstriktion (Zusammenziehen der Muskulatur) von Hirngefäßen, die zu schweren Kopfschmerzen (Vernichtungskopfschmerzen) mit oder ohne weitere neurologische Auffälligkeiten führt)
- die älter als 70 Jahre sind, die zerebrale Amyloidangiopathie (ZAA; degenerative Vaskulopathie (Gefäßschäden), die durch Ablagerungen von Beta-Amyloid (Peptide/bestimmte Eiweißmoleküle) in den Wandschichten entsteht; Beta-Amyloid-Plaques gelten auch als Hauptauslöser von demenziellen Erkrankungen und Morbus Alzheimer)
- Sonstige Ursachen:
- Arteriitiden (Entzündung einer oder mehrerer Arterien) [4]
- Gefäßanomalien wie arteriovenöse Malformation (AVM; angeborene Fehlbildung der Blutgefäße), Durafistel (pathologische Kurzschlussverbindung zwischen Arterien und Venen auf der Ebene der Hirnhäute)
- Intrakranielle (im Schädel vorkommende) arterielle Dissektion (Aufspaltung der Wandschichten einer Arterie) [4]
- Kokainabusus [4]
- Reversibles zerebrales Vasokonstriktionssyndrom (RCVS; s. o.)
- Tumoren [4]
- Venöse Thrombose (Gefäßerkrankung, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einer Vene bildet) [4]
- Zerebrale Amyloidangiopathie (ZAA; s. o.)
- Perimesenzephale SAB
- Aneurysmatische SAB (85 % der Fälle)
- Traumatische Subarachnoidalblutung
- im Rahmen schwerer Schädel-Hirn-Trauma (SHT; Unfälle etc.) – bei etwa 40 % der Traumata
Die Einteilung der Stadien bzw. Schweregrade der Subarachnoidalblutung sowie eine entsprechende Einschätzung der Prognose kann nach der "Hunt und Hess-Skala" erfolgen [2].
Hunt und Hess-Grad | Symptome | perioperative Mortalität |
0 |
|
– |
I |
|
0-5 % |
II |
|
1-10 % |
III |
|
10-15 % |
IV |
|
60-70 % |
V |
|
70-100 % |
Bevorzugt wird die Klassifikation der "World Federation of Neurosurgical" (WFNS) verwendet [3]. Sie orientiert sich am Glasgow Coma Scale (GCS)*:
Klasse | Kriterium | GCS Punktzahl |
1 | – | 15 |
2 | ohne fokale ZNS-Zeichen | 13-14 |
3 | mit fokalen ZNS-Zeichen | 13-14 |
4 | mit oder ohne fokale ZNS-Zeichen | 7-12 |
5 | mit oder ohne fokale ZNS-Zeichen | < 7 |
*Skala zur Abschätzung einer Bewusstseinsstörung
Literatur
- S1-Leitlinie: Subarachnoidalblutung (SAB). (AWMF-Registernummer: 030-073), September 2012 Langfassung
- Hunt WE, Hess RM: Surgical risk as related to time of intervention in the repair of intracranial aneurysms. J Neurosurg 1968; 28: 14-20
- Wippold FJ for the Expert Panel on Neurologic Imaging: Focal Neurologic Deficit. American Journal of Neuroradiology; November 2008, 29 (10): 1998-2000
- van Gijn J, Kerr RS, Rinkeahal GJ: Subarachnoid haemorrhage. Lancet 2007; 369: 306-18
Leitlinien
- S1-Leitlinie: Subarachnoidalblutung (SAB). (AWMF-Registernummer: 030-073), September 2012 Langfassung