Sinusarrhythmie – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die Sinusarrhythmie ist eine Herzrhythmusstörung, die durch Schwankungen in der Frequenz des Sinusknotens (primäres Schrittmacherzentrum des Herzens) charakterisiert ist. Sie kann in zwei Formen unterteilt werden:

Respiratorische Sinusarrhythmie

  • Bei dieser Form handelt es sich um eine physiologische (natürliche) Schwankung der Herzfrequenz, die in direktem Zusammenhang mit der Atemtätigkeit steht.
  • Pathomechanismus: Während der Inspiration (Einatmung) steigt die Herzfrequenz an, während sie während der Exspiration (Ausatmung) abnimmt. Der zugrunde liegende Mechanismus ist eine Modulation der Herzfrequenz durch den Vagusnerv (Nervus vagus), der Teil des parasympathischen Nervensystems ist und die Herzaktivität reguliert.
  • Ursache: Der Anstieg der Herzfrequenz bei der Einatmung ist auf eine Abnahme des intrathorakalen (Brustraum-) Drucks zurückzuführen, der zu einem vermehrten venösen Rückfluss zum Herzen führt. Dies resultiert in einer Erhöhung des Herzschlagvolumens und einer reflektorischen Hemmung des Vagusnervs, was die Herzfrequenz erhöht. Bei der Ausatmung nimmt der venöse Rückfluss ab, der Vagusnerv wird aktiviert und verlangsamt die Herzfrequenz.
  • Klinische Relevanz: Diese Form der Sinusarrhythmie ist physiologisch und wird insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen als Normalbefund betrachtet. Sie kann auch bei gut trainierten Sportlern verstärkt auftreten. Es besteht in der Regel kein pathologischer Krankheitswert.

Nicht-respiratorische Sinusarrhythmie

  • Diese Form der Sinusarrhythmie ist pathologisch und geht auf eine gestörte Funktion des Sinusknotens zurück.
  • Pathomechanismus: Hier ist die Variabilität der Herzfrequenz unabhängig von der Atemtätigkeit und kann auf eine Schädigung oder Degeneration des Sinusknotens hinweisen. Eine unregelmäßige Erregungsbildung resultiert in einer inkonsistenten Abfolge von Herzschlägen.
  • Ursachen: Die nicht-respiratorische Sinusarrhythmie tritt häufig im Rahmen von Erkrankungen des Herzens auf, wie z. B.:
    • Koronare Herzkrankheit (KHK): Minderdurchblutung des Sinusknotens kann zu einer Funktionsstörung führen.
    • Sick-Sinus-Syndrom: Eine Gruppe von Herzrhythmusstörungen, bei denen die Schrittmacherfunktion des Sinusknotens gestört ist.
    • Myokarditis (Herzmuskelentzündung): Eine Entzündung des Herzmuskels kann die Funktion des Sinusknotens beeinträchtigen.
    • Herzoperationen: Insbesondere Eingriffe in der Nähe des Sinusknotens (z. B. bei Operationen am Vorhof) können zu einer Schädigung und Funktionsstörung führen.
  • Klinische Relevanz: Diese Form der Sinusarrhythmie weist auf eine potenziell zugrunde liegende Herzkrankheit hin und bedarf einer weitergehenden Diagnostik, um die genaue Ursache festzustellen.

Differenzierung und Diagnostik

Respiratorische Sinusarrhythmie:

  • Am stärksten ausgeprägt bei jüngeren Menschen, verschwindet jedoch in der Regel mit zunehmendem Alter.
  • Tritt bei Inspiration und Exspiration auf und folgt dem Atemrhythmus.
  • Im Elektrokardiogramm (EKG) zeigt sich eine atemsynchrone Schwankung der PP-Intervalle.

Nicht-respiratorische Sinusarrhythmie:

  • Unregelmäßige Herzschlagabstände, die nicht mit der Atmung korrelieren.
  • Kann auf eine gestörte Sinusknotenfunktion hindeuten und tritt oft im Rahmen anderer kardialer Erkrankungen auf.

Zusammenfassung und klinische Relevanz

Die respiratorische Sinusarrhythmie ist eine physiologische und harmlose Variante der Herzfrequenzmodulation, die bei Kindern und Jugendlichen besonders ausgeprägt ist. Dagegen kann die nicht-respiratorische Sinusarrhythmie auf eine Schädigung des Sinusknotens oder eine zugrunde liegende Herzkrankheit hinweisen und sollte daher weiter abgeklärt werden, um potenziell gefährliche kardiale Ursachen auszuschließen.

Ätiologie (Ursachen)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Schädigung des Sinusknotens durch beispielsweise einen Myokardinfarkt (Herzinfarkt)

Medikamente

  • Intoxikation mit Digitalisglykosiden – Medikamente wie Digoxin, die die Herzkraft stärken und gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden

Beachte: Die Sinusarrhythmie ist meist physiologisch durch die Atmung verursacht (= respiratorische Sinusarrhythmie).