Sick-Sinus-Syndrom – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Die häufigste Ursache für das Sick-Sinus-Syndrom (SSS) ist eine idiopathische fibrotische Degeneration des Sinusknotens (physiologischer Schrittmacher des Herzens). Diese Degeneration führt zu einer verminderten Funktion der Schrittmacherzellen, die die normale Herzfrequenz aufrechterhalten. Zusätzlich spielen jedoch weitere Faktoren eine Rolle, die im Folgenden zusammengefasst werden:

Genetische Prädisposition

In den letzten Jahren wurden genetische Prädispositionen zunehmend als mögliche Ursache für das Sick-Sinus-Syndrom identifiziert. Mutationen in verschiedenen Ionenkanal-Genen, wie SCN5A (kodiert für den Natriumkanal NaV1.5) oder HCN4 (kodiert für den Hyperpolarisation-aktivierten zyklischen Nukleotid-gesteuerten Kanal 4), wurden bei einigen Patienten mit SSS nachgewiesen [1]. Diese genetischen Veränderungen können zu einer Dysfunktion der Schrittmacherzellen führen und die rhythmische Aktivität des Sinusknotens stören.

Entzündungsprozesse und Autoimmunreaktionen

Chronische Entzündungen und Autoimmunprozesse werden als zusätzliche pathogenetische Faktoren diskutiert. Bestimmte systemische Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis können den Sinusknoten durch eine immunvermittelte Entzündung schädigen. Ebenso könnten virale Infektionen (z. B. Myokarditis) zu einer Entzündung und damit zu einer Funktionsstörung des Sinusknotens führen [2].

Komorbiditäten

Begleiterkrankungen wie arterielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit (KHK; Herzkranzgefäßerkrankung), Herzinsuffizienz (Herzschwäche) sowie Diabetes mellitus werden ebenfalls als Risikofaktoren betrachtet, die das Sick-Sinus-Syndrom begünstigen. Insbesondere die KHK kann zu einer Ischämie (Minderdurchblutung) des Sinusknotens führen und dessen Funktion beeinträchtigen.

Altersbedingte Veränderungen

Mit zunehmendem Alter kommt es zu degenerativen Veränderungen im gesamten Erregungsleitungssystem des Herzens. Diese altersbedingten Prozesse sind eine der Hauptursachen für die Entstehung des Sick-Sinus-Syndroms bei älteren Patienten. Fibrose, Narbenbildung und Ablagerungen im Sinusknotenbereich können zu einer Störung der elektrischen Impulsbildung und -weiterleitung führen, was eine Bradykardie (langsamer Herzschlag) oder eine Sinuspause zur Folge haben kann.

Funktionelle Veränderungen

Zusätzlich zu den strukturellen Veränderungen wird auch eine Dysregulation der autonomen Nervensystemaktivität diskutiert. Eine übermäßige Aktivierung des Parasympathikus kann den Sinusknoten inhibieren und damit zu Bradykardien führen, während eine Dysfunktion des sympathischen Nervensystems den Sinusknoten übermäßig stimulieren kann.

Zusammenfassung der pathophysiologischen Mechanismen

Folgende Funktionsstörungen werden unter dem Sick-Sinus-Syndrom zusammengefasst:

  • Sinusbradykardie (< 60 Herzschläge pro Minute) [1].
  • Intermittierender SA-Block (sinuatrialer Block), Sinusarrest (Sinusknotenstillstand) [1].
  • Bradykardie-Tachykardie-Syndrom: bradykarde Phasen des Herzschlags (< 60 Schläge pro Minute) im Wechsel mit tachykarden Phasen (> 100 Schläge pro Minute); dieses ist häufig mit einem unzureichenden Frequenzanstieg unter Belastung (chronotrope Inkompetenz) verbunden [2, 3].

Insgesamt handelt es sich beim Sick-Sinus-Syndrom um eine multifaktorielle Erkrankung, deren Entstehung sowohl durch genetische Faktoren als auch durch erworbene Ursachen beeinflusst wird.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Prädispositionen (s. u. Pathogenese)
  • Lebensalter – höheres Alter

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis
  • Hypertensive Herzerkrankung – durch Bluthochdruck bedingte Herzerkrankung
  • Idiopathische Degeneration des Reizleitungssystems
  • Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung)
  • Koronare Herzkrankheit (KHK) – Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) in den Herzkranzgefäßen
  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)

Literatur

  1. Ferrer M: Sick sinus syndrome in atrial disease. JAMA 1968; 206:645-646
  2. Kaplan BM, Langendorf R, Lev M, Pick A: Tachycardia-bradycardia syndrome (so-called "sick sinus syndrome"). Am J Cardiol 1973; 31:497-508 doi: http://dx.doi.org/10.1016/0002-9149(73)90302-0
  3. Alpert MA, Flaker GC: Arrhythmias associated with sinus node dysfunction. JAMA 1983; 250:2160-2166