Sick-Sinus-Syndrom – Operative Therapie

Das Sick-Sinus-Syndrom (SSS) ist eine Erkrankung des Sinusknotens, die zu einer unregelmäßigen oder zu langsamen Herzfrequenz führen kann. Dies kann Schwindel, Bewusstlosigkeit oder Müdigkeit verursachen. Die Implantation eines Herzschrittmachers (Pacemaker) ist die wichtigste Behandlungsmethode, um den Herzrhythmus zu stabilisieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Symptomatische Bradykardie (verlangsamter Herzschlag), anhaltende Herzfrequenzen unter 40-50 Schlägen pro Minute, insbesondere mit Schwindel oder Ohnmachtsanfällen
  • Sinusknotenstillstand oder -pausen, wenn der Herzschlag für mehr als 3 Sekunden aussetzt und dies zu Beschwerden führt
  • Tachy-Brady-Syndrom (Wechsel von zu schnellem und zu langsamem Herzschlag), bei dem nach schnellen Herzrhythmen (z. B. Vorhofflimmern) längere Pausen auftreten
  • Chronotrope Inkompetenz (fehlende Anpassung der Herzfrequenz an Belastung), wenn der Puls bei körperlicher Anstrengung nicht steigt

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Vorübergehende Bradykardien (verlangsamter Herzschlag aufgrund von äußeren Faktoren), z. B. durch Medikamente oder Elektrolytstörungen
  • Asymptomatische Bradykardien, also langsame Herzschläge ohne Beschwerden
  • Schwere Infektionen oder Sepsis (Blutvergiftung), wenn eine Implantation erst nach Behandlung der Infektion möglich ist

Operationsverfahren

  1. Präoperative Vorbereitung
    • Langzeit-EKG zur genauen Beurteilung der Herzrhythmusstörungen
    • Ultraschalluntersuchung des Herzens zur Überprüfung der Herzfunktion
    • Blutuntersuchung zur Optimierung des Elektrolyt- und Gerinnungsstatus
  2. Implantation des Herzschrittmachers
    • Zugang: Meist über eine Vene unterhalb des Schlüsselbeins
    • Platzierung: Einführung der Elektroden in den rechten Vorhof und/oder rechten Ventrikel
    • Befestigung: Fixierung der Elektroden an der Innenwand des Herzens
    • Schrittmachersystem: Meist DDD-System, das sowohl den Vorhof als auch die Herzkammer steuert
  3. Intraoperative Kontrolle
    • Kontrolle der Elektrodenlage mit EKG
    • Überprüfung der Impulsübertragung
    • Verschluss der Wunde und Verband

Postoperative Nachsorge

  • Erste Kontrolle innerhalb von 24 Stunden mit EKG und Schrittmachertest
  • Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen alle 6-12 Monate
  • Lebenslange Kontrolle des Schrittmachers zur Überprüfung der Batterie- und Elektrodenfunktion

Mögliche Komplikationen

  • Frühkomplikationen: Hämatombildung, Infektion der Wunde, Luftansammlung im Brustraum (Pneumothorax), falsche Platzierung der Elektroden
  • Spätkomplikationen: Elektrodenbruch, Verrutschen der Elektroden, unangemessene Schrittmacherreaktion, Batterieerschöpfung nach 8–12 Jahren

Vergleich der Operationsmethoden

Methode Technik Vorteile Nachteile
Ein-Kammer-Schrittmacher Elektrode nur im rechten Vorhof oder Ventrikel Einfachere Implantation. kürzere OP-Dauer Keine physiologische Atrio-Ventrikuläre Synchronisation
Nicht für Tachy-Brady-Syndrom geeignet
Zwei-Kammer-Schrittmacher (DDD-System) Elektroden im rechten Vorhof und Ventrikel Physiologische Steuerung, bessere Anpassung an Belastung Komplexere Implantation
Höherer Energieverbrauch
Biventrikulärer Schrittmacher (CRT-P) Elektroden in beiden Ventrikeln und Vorhof Synchronisation bei Herzinsuffizienz, Optimierung der Herzleistung Nur bei Herzinsuffizienz mit Linksschenkelblock indiziert

Fazit

Die Implantation eines Herzschrittmachers ist die empfohlene Behandlung für symptomatische Bradykardien beim Sick-Sinus-Syndrom. Besonders Zwei-Kammer-Schrittmacher (DDD-Systeme) bieten eine physiologische Rhythmussteuerung und werden meist bevorzugt. Die Auswahl des Schrittmachertyps richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten und möglichen Begleiterkrankungen.

Weitere Hinweise

  • DANPACE-II-Studie: Sick-Sinus-Syndrom hatten mit DDD-40-Pacing nicht weniger Vorhofflimmern (VHF) als Patienten mit DDDR-60-Pacing, dafür aber deutlich mehr (Prä-)Synkopen [1].

Literatur

  1. Kronborg M. DANPACE II – Minimized atrial pacing and risk of atrial fibrillation in sinus node dysfunction. ESC Congress 2023; Hot Line 7; 28. August 2023, 11.15h–12.15h