Schock – Prävention
Ein Schock beschreibt einen lebensbedrohlichen Zustand, bei dem die Sauerstoffversorgung lebenswichtiger Organe unzureichend ist. Die Prävention und das Management von Schockzuständen basieren auf einer Reduktion individueller Risikofaktoren, einer raschen Erkennung und Behandlung sowie auf spezifischen Maßnahmen je nach Schocktyp.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mangelernährung und Dehydratation – Begünstigen hypovolämische Schockzustände durch Reduktion des intravasalen Volumens.
- Übermäßige Salzaufnahme – Kann Herzinsuffizienz verschlechtern und das Risiko eines kardiogenen Schocks erhöhen.
- Nahrungsmittelallergien – Häufigste Ursache für Anaphylaxien, insbesondere Erdnüsse, Baumnüsse, Milchprodukte, Eier und Meeresfrüchte.
- Ernährungsdefizite – Mangel an Mikronährstoffen wie Eisen, Vitamin B12 oder Folat erhöht das Risiko für Anämien, die sekundär das Risiko für hypovolämischen Schock steigern können.
- Genussmittelkonsum
- Alkohol – Chronischer Konsum kann zu Lebererkrankungen führen, die das Risiko für Blutgerinnungsstörungen und hämorrhagischen Schock erhöhen.
- Tabak (Rauchen) – Verstärkt die Atherosklerose und erhöht das Risiko für kardiogene Schockzustände.
- Drogenkonsum
- Illegale Substanzen – Kokain, Methamphetamin und Opioide können das Risiko für kardiogene und neurogene Schockzustände erheblich steigern.
- Körperliche Aktivität
- Übermäßige körperliche Belastung – Kann durch Überanstrengung oder Verletzungen das Risiko für traumatisch-hämorrhagischen oder kardiogenen Schock erhöhen.
- Bewegungsmangel – Begünstigt chronische kardiovaskuläre Erkrankungen und steigert das Risiko für kardiogenen und septischen Schock.
- Psycho-soziale Situation
- Chronischer Stress – Führt zu einer Überaktivierung des sympathischen Nervensystems, was das Risiko für kardiogene und neurogene Schockzustände erhöht.
Präventionsfaktoren
Zur Prävention von Schockzuständen sind spezifische Schutzmaßnahmen notwendig:
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Ernährungsmaßnahmen
- Hydration und Elektrolytausgleich – Regelmäßige Flüssigkeitszufuhr und ausreichende Versorgung mit Natrium, Kalium und Magnesium zur Stabilisierung des intravasalen Volumens.
- Eisen- und Vitamin-Supplementation – Prävention von Anämien, um das Risiko für hypovolämischen Schock zu verringern.
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Vermeidung von Auslösern einer Anaphylaxie
- Nahrungsmittelmanagement – Strikte Vermeidung bekannter Allergene.
- Medikamentenmanagement – Substitution allergieauslösender Medikamente, wenn möglich.
- Verzicht auf Alkohol und Kontrolle von Zusatzstoffen – Alkohol und bestimmte Konservierungsstoffe können die allergische Reaktion verstärken.
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Lebensstilinterventionen
- Rauchverzicht – Reduziert das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und kardiogenen Schock.
- Mäßigung von Alkohol – Schutz vor chronischen Leberschäden und hämorrhagischen Schockzuständen.
- Regelmäßige Bewegung – Fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit und reduziert das Risiko für septische und kardiogene Schockzustände.
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Medizinische Maßnahmen
- Impfungen – Schutz vor Infektionen, die das Risiko für septischen Schock erhöhen können.
- Blutdruck- und Cholesterinmanagement – Prävention von kardiogenen und neurogenen Schockzuständen.
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, Schockzustände frühzeitig zu erkennen und lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden:
- Früherkennung und Diagnostik
- Vitalzeichenüberwachung – Regelmäßige Kontrolle von Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung.
- Blutuntersuchungen – Überwachung von Elektrolyten, Blutgerinnungsparametern und Entzündungsmarkern.
- Bildgebung – Ultraschall und CT bei Verdacht auf innere Blutungen oder Obstruktionen.
- Therapeutische Maßnahmen
- Adäquate Volumentherapie – Ausgleich von Flüssigkeitsdefiziten bei hypovolämischem und distributivem Schock.
- Medikamentöse Interventionen
- Vasopressoren – Zur Stabilisierung des Blutdrucks bei septischem und neurogenem Schock.
- Antibiotika – Frühzeitige Behandlung von Infektionen zur Vermeidung septischer Zustände.
- Lebensstiländerungen
- Stressmanagement – Reduktion psychosozialer Belastungen durch Achtsamkeitstechniken.
- Ernährungsoptimierung – Vermeidung von Mangelzuständen und Förderung der Herzgesundheit.
Sekundärprävention einer Anaphylaxie
- Adrenalin-Autoinjektor (AAI; Adrenalin-Fertigspritzen); aktiver Wirkstoff: Epinephrinhydrochlorid (0.36 mg pro 0.3 Milliliter) = Epinephrin (0.3 mg pro 0.3 Milliliter)
- Adrenalin-Dosierungen in Abhängigkeit vom Körpergewicht sowie vom klinischen Zustand und unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren [2]:
- 15-30 kg Körpergewicht (KG): 0,15 mg Adrenalin
- 30-60 kg KG: 0,3 mg
- > 60 kg KG: 0,3-0,6 mg
Weitere Hinweise
- Häufigster Trigger für eine Anaphylaxie ist eine Nahrungsmittelallergie.
- Für eine erneute anaphylaktische Episode war die Wahrscheinlichkeit besonders hoch bei Asthmatikern (Hazard Ratio, HR 1,94), wenn bei der Versorgung der ersten Anaphylaxie Adrenalin verabreicht wurde (HR 2,22) und wenn der Trigger ein Nahrungsmittel war (HR 11,44) [1].
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt darauf ab, das Fortschreiten eines bestehenden Schockzustands zu verhindern und langfristige Komplikationen zu minimieren:
- Langzeittherapie
- Optimierung der medikamentösen Behandlung – Regelmäßige Anpassung von Vasopressoren, Diuretika und anderen unterstützenden Medikamenten.
- Implantierbare Geräte – Einsatz von Defibrillatoren oder Pumpen zur Unterstützung der Herzfunktion bei kardiogenem Schock.
- Rehabilitation und Nachsorge
- Physiotherapie – Förderung der kardiovaskulären Kapazität und Wiederherstellung der Mobilität.
- Psychosoziale Unterstützung – Betreuung zur Bewältigung von Stress und emotionalen Belastungen nach einem Schockereignis.
- Patientenaufklärung
- Frühsymptome erkennen – Schulung zur Erkennung von Anzeichen eines erneuten Schocks.
- Notfallmanagement – Umgang mit Adrenalin-Autoinjektoren und anderen Sofortmaßnahmen.
Literatur
- O’Keefe A et al.: The Risk of Recurrent Anaphylaxis. JPEDS 2016; online 13. Oktober doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jpeds.2016.09.028
- Muraro et al.: Anaphylaxis: Guidelines from the European Academy of Allergy and Clinical Immunology, Allergy 2014 Aug;69(8):1026-45. doi: 10.1111/all.12437. Epub 2014 Jun 9.