Rheumatisches Fieber – Einleitung

Das rheumatische Fieber (RF) ist eine reaktive Erkrankung, die meist nach einer Infektion mit ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A (Lancefield-Klassifikation) auftritt. Von besonderer Bedeutung ist die Herzbeteiligung, die sich als Pankarditis (Entzündung des gesamten Herzens) äußert. Zudem kann das rheumatische Fieber auch an Gelenken, Gehirn, Blutgefäßen und subkutanem Gewebe (Unterhautgewebe) auftreten.

Synonyme und ICD-10: Streptokokkenrheumatismus; ICD-10-GM I00: Rheumatisches Fieber ohne Angabe einer Herzbeteiligung; ICD-10-GM I01.-: Rheumatisches Fieber mit Herzbeteiligung

Formen des rheumatischen Fiebers (RF)

Das rheumatische Fieber kann sich in verschiedenen Formen manifestieren:

  • Akute rheumatische Arthritis (Gelenkentzündung): Schmerzen und Schwellungen in großen Gelenken, typischerweise wandernd.
  • Pankarditis: Entzündung aller Herzschichten, kann zu bleibenden Herzschäden führen.
  • Chorea minor (Sydenham-Chorea): Unkontrollierte, ruckartige Bewegungen, vor allem im Gesicht und an den Extremitäten.
  • Erythema marginatum: Flächige, ringförmige Hautrötungen.
  • Subkutane Knoten: Schmerzlose, harte Knoten unter der Haut, meistens an Streckseiten der Gelenke.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Jungen zu Mädchen gleich häufig.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt meistens ab dem 4. Lebensjahr auf, mit einem Maximum des Auftretens des akuten rheumatischen Fiebers (ARF) im 10. Lebensjahr.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): In den Industriestaaten durch die Antibiotikatherapie der Streptokokkeninfektionen gering. In Entwicklungsländern tritt die Erkrankung nach wie vor häufig auf.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Initialphase: Ein bis drei Wochen nach der Streptokokkeninfektion kommt es zu einer abakteriellen (ohne das Vorliegen von Bakterien) Entzündung verschiedener Organsysteme (Gelenke, Herz, Haut und Gehirn).
  • Chronische Phase: Bei etwa 50 % der Betroffenen entwickelt sich eine chronische rheumatische Herzerkrankung, insbesondere bei wiederholten Episoden.

Prognose

  • Mit Karditis (Herzentzündung): Risiko für schwere Herzklappenfehler, die unbehandelt zur Herzinsuffizienz führen können.
  • Ohne Karditis: Gute Prognose, sofern keine weiteren Rückfälle auftreten.
  • Rückfallrisiko: Bereits an rheumatischem Fieber Erkrankte müssen vor einem Rückfall geschützt werden, da mit jedem Rückfall das Risiko für Herzklappenfehler steigt.
  • Letalität: Die Sterblichkeit beträgt 2 bis 5 %.

Leitlinien

  1. Leitlinie: Rheumatisches Fieber – Poststreptokokkenarthritis im Kindes- und Jugendalter. DGPK 2012
  2. Dajanii AS, Ayoub E, Biermann FZ, Bisno AL, Denny FW, Guidelines for the Diagnosis of Rheumatic fever, Jones Criteria, 1992 Update. JAMA 1992; 268:2069-73