Postthrombotisches Syndrom – Operative Therapie

Eine operative Therapie ist nur bei Versagen der konservativen Therapie indiziert. Ziel der operativen Therapie ist die Sanierung insuffizienter Venen (Venen mit gestörter Funktion), um venöse Abflussstörungen (Einschränkungen des Blutflusses) zu beseitigen und die chronische venöse Insuffizienz (langfristige Funktionsstörung der Venen) zu reduzieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Varikose (Krampfadern) – Insuffizienz der oberflächlichen Venen mit konsekutivem Blutrückfluss (Rückfluss von Blut) und venöser Hypertension (erhöhter Druck in den Venen).
  • Obstruktionen (Venenverengungen oder -verschlüsse) – Stenosierende (verengende) oder vollständig obstruierte (blockierte) Beckenvenen (z. B. durch postthrombotische Veränderungen der V. iliaca communis oder externa).

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK, Durchblutungsstörung der Beinarterien) mit relevanter Durchblutungsstörung.
  • Schwerwiegende kardiale oder pulmonale Begleiterkrankungen (Herz- oder Lungenerkrankungen), die ein operatives Risiko erhöhen.
  • Unkontrollierte Gerinnungsstörungen (Störungen der Blutgerinnung) oder aktive Infektionen im Operationsgebiet.
  • Fehlende Rekanalisierungsoptionen (keine Möglichkeit zur Wiedereröffnung der Vene) aufgrund ausgeprägter fibröser Verschlüsse (narbiger Verschluss der Vene) oder fortgeschrittener venöser Fibrosierung (Bindegewebsvermehrung in den Venen).

Operationsverfahren

Verfahren bei Varikose (Krampfadern)

Die chirurgische Therapie der Varikose im Rahmen des postthrombotischen Syndroms orientiert sich an den Standardverfahren zur Behandlung einer Varikose:

  • Endovenöse Lasertherapie (EVLT, Verschluss der Vene mit Laser) oder Radiofrequenzablation (RFA, thermische Verödung der Vene) – Thermische Ausschaltung insuffizienter Venen.
  • Stripping der V. saphena magna oder parva (operative Entfernung der Stammvene) – Bei relevanter Refluxstrecke (Blutrückfluss) mit konsekutiver venöser Hypertension.
  • Krossektomie mit Perforantenligatur (chirurgische Durchtrennung von Verbindungsvenen) – Bei insuffizienten Perforansvenen zur Reduktion der venösen Hypertonie.

Verfahren bei Obstruktionen (Venenverengungen oder -verschlüsse)

  • Endovaskuläre Rekanalisation mit Stent-Angioplastie (Aufdehnung der Vene mit Gefäßstütze) – Minimalinvasives Verfahren zur Wiederherstellung des venösen Abflusses durch Dilatation (Erweiterung) der Stenose und Stent-Implantation (Einsetzen einer Gefäßstütze).
    • Offenheitsraten (Dauer der Durchgängigkeit): 73–100 %, je nach Lokalisation der Stenose und postinterventioneller Antikoagulationstherapie (Blutverdünnung).
  • Offene Bypasschirurgie der iliakalen Obstruktionen (Umgehungsoperation bei Beckvenenverschluss) – Indiziert bei ausgedehnten, nicht stentfähigen Obstruktionen.
    • Verfahren: Autologe Venenbypassanlage (Verwendung einer körpereigenen Vene) oder Verwendung von PTFE-Prothesen (künstliche Gefäßprothese) zur Überbrückung des Verschlusses.
  • Hybridverfahren (Kombination aus endovaskulärer und offener Chirurgie) – Kombination aus minimalinvasiven und offenen chirurgischen Rekonstruktionen zur Optimierung des Langzeitergebnisses.

Postoperative Nachsorge

  • Antikoagulation (Blutverdünnungstherapie) – Langfristige oder lebenslange orale Antikoagulation (z. B. direkte orale Antikoagulantien oder Vitamin-K-Antagonisten) zur Reduktion des Thromboserisikos.
  • Kompressionstherapie (Tragen von Kompressionsstrümpfen) – Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen (Klasse II–III) zur Unterstützung des venösen Abflusses.
  • Physiotherapie und Bewegungstherapie (gezieltes Bewegungstraining) – Förderung der Muskelpumpe und Reduktion venöser Stase (Blutstau in den Venen).
  • Regelmäßige Duplexsonographie (Ultraschallkontrollen der Venen) – Kontrolle der Offenheitsrate nach Stent-Implantation oder Bypasschirurgie.

Mögliche Komplikationen

  • Rezidivthrombosen (erneute Thrombosen) – Erhöhtes Risiko für erneute Thrombosierungen, insbesondere bei persistierenden Risikofaktoren.
  • Stent-Okklusion (Verschluss des Stents) – Insbesondere bei inadäquater Antikoagulation oder fehlender Mobilisation.
  • Infektion des Bypasses oder der Stentregion (bakterielle Infektion des operierten Bereichs) – Selten, jedoch mit gravierenden Folgen bei Protheseninfektionen.
  • Chronische Schmerzen (anhaltende Beschwerden nach der Operation) – Persistenz postthrombotischer Beschwerden trotz operativer Rekonstruktion.

Vergleich der Operationsmethoden

Verfahren Indikation Vorteile Nachteile
Endovaskuläre Stent-Angioplastie (Aufweitung der Vene mit Stent) Iliakale oder femorale Stenosen Minimalinvasiv, hohe Offenheitsraten Stent-Okkklusion (Stent-Verschlüsse) möglich, Antikoagulation (Blutverdünner) erforderlich
Offene Bypasschirurgie (Venenbypass-Operation) Ausgedehnte venöse Obstruktionen Gute Langzeitergebnisse, Bypassfähigkeit erhalten Höhere OP-Morbidität (operationsbedingte Erkrankungen), längere Erholungszeit
Endovenöse Lasertherapie (EVLT, thermische Verödung der Vene) Varikose Minimalinvasiv, geringe Rekonvaleszenz Nicht bei allen Venentypen anwendbar
Stripping der V. saphena magna (operative Entfernung der Stammvene) Varikose mit ausgeprägtem Reflux Bewährtes Verfahren, gute Langzeitergebnisse Postoperative Hämatome (Blutergüsse), invasive Methode

Fazit

Die operative Therapie des postthrombotischen Syndroms ist eine wichtige Behandlungsoption, wenn konservative Maßnahmen versagen. Die Wahl des Verfahrens hängt von der zugrunde liegenden Pathologie ab. Endovaskuläre Verfahren zeigen hohe Offenheitsraten und sind minimalinvasiv, während offene Rekonstruktionen eine langfristige Lösung für ausgeprägte venöse Obstruktionen bieten. Die postinterventionelle Nachsorge spielt eine entscheidende Rolle für den Langzeiterfolg.