Plötzlicher Kindstod – Prävention

Zur Prävention des plötzlichen Kindstodes muss auf eine Reduktion der Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Ausschließliche Flaschenernährung
  • Genussmittelkonsum
    • Alkoholkonsum (> 1. Trimenon/Schwangerschaftsdrittel) + Rauchen der Mutter in der Schwangerschaft (12-fach erhöhtes Risiko) [7]
    • Rauchen, der der Eltern während der Schwangerschaft – bereits ab einer Zigarette pro Tag ist ein 2-faches Risiko nachweisbar (Anstieg dosisabhängig) [5]
  • Drogenkonsum
    • Drogeneinnahme der Mutter (Kokain; Cannabis; Heroin- und Methadonkonsum) in der Schwangerschaft
      • Cannabis- und Nikotin-Konsum gemeinsam: Mortalität (Sterberate) im 1. Lebensjahr lag mit 1,2 Prozent nach Doppelexposition viermal so hoch wie in der Kontrolle (0,3 Prozent) [8].
    • Drogeneinnahme des Vaters nach der Geburt
  • Schlafen in Bauchlage gilt als Hauptrisikofaktor – auch die Seitenlage kann aufgrund der Instabilität nicht empfohlen werden (10-fache Risiko)
  • Zudecken des Kopfes/Decke über den Kopf ziehen (22-fache Risiko)
  • Überwärmung des Kindes (3,5-fache Risiko)
  • Schlafen mit einer anderen Person (oder einem Tier)
  • Schlafen auf dem Sofa – 67-fach erhöhtes Risiko für Säuglinge unerwartet zu sterben (wg. Erstickung oder Strangulation/weniger wg. des plötzlichen Kindstodes) [1]
  • „swaddling“ (Pucken) von Säuglingen (Wickeltechnik: Wickeln des Kindes mit Decken, Schlafsäcken und anderen Umhüllungen) [3]
  • Zu weich gebettet [6]: 
    • Ersticken durch weiches Polstern (69 % aller Erstickungsfälle); häufig im Bett von Erwachsenen (49 %) und meistens in Bauchlage (92 %)
    • Ursache waren vor allem Decken (34 %), zu weiche Matratzen (23 %) oder Kissen (22 %)
    • Decken, Stofftiere
    Weitere Ursachen: Erstickungstod durch einen anderen Menschen (19 % aller Fälle), meistens durch Mutter oder Vater; meistens im Bett von Erwachsenen (73 %).

Weitere Risikofaktoren

  • Säuglinge, die im US-Staat Colorado in einer Höhe von mehr als 8.000 Fuß (2.438 Meter) geboren werden, haben einer Studie zufolge ein 2,3-fach erhöhtes Risiko auf einen plötzlichen Kindstod (SIDS) [2]; wahrscheinliche Ursache ist ein Sauerstoffmangel.

Prophylaxemaßnahmen

Folgende Empfehlungen gelten als gesichert [S1-Leitlinie]: 

  1. Legen Sie Ihr Kind zum Schlafen auf den Rücken; benutzen Sie dabei eine feste Unterlage.
  2. "Legen Sie Ihr Kind tagsüber, solange es wach ist und Sie es gut beobachten können, regelmäßig für kurze Zeit auch auf den Bauch, um die motorische Entwicklung zu fördern und einer asymmetrischen Kopfform (abgeflachter Kopf, lagebedingter Plagiozephalus) vorzubeugen".
  3. Achten Sie auf eine rauchfreie Umgebung für Ihr Kind auch schon während der gesamten Schwangerschaft
  4. Vermeiden Sie Überwärmung: Während der Nacht ist eine Raumtemperatur von 18 °C optimal, anstelle einer Bettdecke empfiehlt sich die Verwendung eines Baby-Schlafsacks in altersentsprechender Größe. Im Zweifelsfall fühlen Sie zwischen den Schulterblättern, ob sich die Haut warm, aber nicht verschwitzt anfühlt: dann ist es Ihrem Kind weder zu warm noch zu kalt.
  5. "Fall Sie keinen Schlafsack verwenden möchten, achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht mit dem Kopf unter die Bettdecke rutschen kann, indem Sie es so ins Bett legen, dass es mit den Füßen am Fußende anstößt. Verzichten sie auf Kopfkissen, Fellunterlagen, „Nestchen“, gepolsterte Bettumrandungen und größere Kuscheltiere, mit denen sich Ihr Kind überdecken könnte".
  6. "Verzichten Sie auf Kopfkissen, Fellunterlagen, „Nestchen“, gepolsterte Bettumrandungen und größere Kuscheltiere".
  7. "Wickeln Sie Ihr Kind zum Schlafen nicht fest ein".
  8. Lassen Sie Ihr Kind bei sich im Zimmer, aber im eigenen Kinderbett schlafen (gilt vor allem für die ersten sechs Lebensmonate).
  9. Stillen Sie im 1. Lebensjahr möglichst für mindestens vier bis sechs Monate.
  10. Bieten Sie Ihrem Kind zum Schlafengehen einen Schnuller an (kein Zwang; d. h. z. B. keine Re-Platzierung des Schnullers beim schlafenden Kind!) (29%ige Risikoreduktion) [4]; Risikoreduktion möglicherweise wg. Erweiterung der oberen Atemwege oder einer geringeren Schlaftiefe

Plötzlicher Säuglingstod unmittelbar nach der Geburt

Folgende Risikofaktoren liegen dabei meistens vor:

  1. Kind liegt in Bauchlage auf der Brust der Mutter, die von der Geburt noch erschöpft ist.
  2. Kind ist überwärmt, da zugedeckt auf dem warmen Bauch der Mutter liegend.

Ursachen des plötzlichen Kindstodes: Verlegung der Atemwege (zum Beispiel an der mütterlichen Brust)

Literatur

  1. Rechtman LR et al.: Sofas and Infant Mortality. Pediatrics. Published online October 13, 2014. doi: 10.1542/peds.2014-1543
  2. Katz D et al.: Sudden Infant Death Syndrome and Residential Altitude. doi: 10.1542/peds.2014-2697
  3. McDonnell E, Moon RY; Infant deaths and injuries ­associated with wearable blankets, swaddle wraps, and swaddling. J Pediatr 2014; 165:1152-1156; doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jpeds.2013.12.045
  4. Hauck FR, Omojokun OO, Siadaty MS: Do pacifiers reduce the risk of sudden infant death syndrome? A meta-analysis. Pediatrics. 2005 Nov;116(5):e716-23.
  5. Anderson TM et al.: Maternal Smoking Before and During Pregnancy and the Risk of Sudden Unexpected Infant Death. Pediatrics Volume 143, number 4, April doi: https://doi.org/10.1542/peds.2018-3325
  6. Erck Lambert AB et al.: Sleep-Related Infant Suffocation Deaths Attributable to Soft Bedding, Overlay, and Wedging. Pediatrics 2019; e20183408; https://doi.org/10.1542/peds.2018-3408
  7. Elliott AJ et al.: Concurrent prenatal drinking and smoking increases risk for SIDS: Safe Passage Study report. EClinicalMedicineJanuary 20, 2020 doi:https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2019.100247
  8. Crosland BA et al.: Risk of Adverse Neonatal Outcomes After Combined Prenatal Cannabis and Nicotine Exposure JAMA Netw Open. 2024;7(5):e2410151. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.10151

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Prävention des Plötzlichen Säuglingstods (SIDS, Sudden infant death syndrome). (AWMF-Registernummer: 063 - 002), November 2022 Langfassung