Plötzlicher Kindstod – Einleitung

Der plötzliche Kindstod, auch als Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) bekannt, beschreibt den unerwarteten und ungeklärten Tod eines scheinbar gesunden Säuglings, der nach einer vollständigen Anamnese (Krankengeschichte) und Autopsie nicht durch eine eindeutige Ursache erklärt werden kann. In den meisten Fällen tritt der Tod während des Schlafes auf.

Synonyme und ICD-10: Krippentod; Syndrom des plötzlichen Kindstodes; Syndrom des plötzlichen Todes im Säuglingsalter; sudden infant death syndrome (SIDS); ICD-10-GM R95.-: Plötzlicher Kindstod

Ursachen

Die genauen Ursachen des plötzlichen Kindstods sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung, Umweltfaktoren und Entwicklungsprozessen des autonomen Nervensystems eine Rolle spielt. Bekannte Risikofaktoren umfassen:

  • Schlafposition: Bauchlage des Säuglings im Schlaf.
  • Überwärmung: Übermäßige Wärmezufuhr während des Schlafs.
  • Rauchen: Tabakrauchen in der Umgebung des Säuglings.
  • Frühgeburt: Vorzeitige Geburt und niedriges Geburtsgewicht.

Differentialdiagnosen

Mögliche Differentialdiagnosen, die bei plötzlichem Kindstod in Betracht gezogen werden sollten, umfassen:

  • Plötzlicher unerwarteter Tod im Kindesalter (SUDC): Tritt bei Kindern über einem Jahr auf.
  • Metabolische Störungen: Unerkannte angeborene Stoffwechselerkrankungen.
  • Herzrhythmusstörungen: Angeborene Arrhythmien, die zu einem plötzlichen Herztod führen können.
  • Infektionen: Unerkannte systemische Infektionen, die plötzlich zum Tod führen.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.

Häufigkeitsgipfel:
Der plötzliche Kindstod tritt überwiegend zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat auf. Etwa 80 % der Fälle ereignen sich vor dem 6. Lebensmonat.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Der plötzliche Kindstod ist die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr in Deutschland. Das Risiko wird mit 0,04 % angegeben.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): In Deutschland liegt die Inzidenz bei etwa 0,1-0,37 Fällen pro 1.000 Lebendgeborene pro Jahr.

Saisonale Häufung:
Rund zwei Drittel der Fälle ereignen sich in den Wintermonaten.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Der plötzliche Kindstod tritt meist ohne Vorwarnung und während des Schlafs auf. In etwa 90 % der Fälle verstirbt das Kind in der Nacht, oft in den frühen Morgenstunden.

Prognose

  • Der plötzliche Kindstod ist eine tragische und unerklärliche Todesursache, die in den meisten Fällen nicht vorhersehbar ist. Durch präventive Maßnahmen kann das Risiko jedoch deutlich gesenkt werden.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Prävention des Plötzlichen Säuglingstods (SIDS, Sudden infant death syndrome). (AWMF-Registernummer: 063 - 002), November 2022 Langfassung