Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – Prävention
Zur Prävention der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.
Verhaltensbedingte Risikofaktoren
- Ernährung
- Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – Ein Mangel an essenziellen Mikronährstoffen wie Vitamin D, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure) kann das Risiko für atherosklerotische Prozesse erhöhen, die zur pAVK führen können.
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen) – Das relative Risiko von Rauchern für pAVK war mehr als doppelt so hoch wie ihr Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK) und Apoplex (Schlaganfall); beim pAVK-Risiko dauerte es ca. 30 Jahre bis sich das Risiko wieder normalisierte; beim KHK-Risiko nach zwanzig rauchfreien Jahren und das Apoplexrisiko normalisierte sich innerhalb von fünf bis zwanzig Jahren [2].
- Psycho-soziale Situation
- Negativer Stress am Arbeitsplatz erhöht das Risiko für eine schwere pAVK in ähnlicher Weise wie für einen Apoplex (Schlaganfall) und Myokardinfarkt (Herzinfarkt) [3]
Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)
Zur Prävention der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Atherosklerose zu verhindern oder zu verlangsamen. Dabei spielen eine gesunde Lebensführung und medikamentöse Maßnahmen eine zentrale Rolle.
- Ernährung
- Gesunde Fettzufuhr – Eine Ernährung reich an ungesättigten Fettsäuren (z. B. Olivenöl, Nüsse, Fisch) und arm an gesättigten Fettsäuren und Transfetten reduziert das Risiko für Atherosklerose und pAVK.
- Mikronährstoffreiche Kost – Die ausreichende Versorgung mit Vitamin D, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren unterstützt die Gefäßgesundheit.
- Reduktion von Zucker und Salz – Ein hoher Zuckerkonsum und übermäßige Salzaufnahme fördern vaskuläre Schäden und sollten vermieden werden.
- Genussmittelkonsum
- Tabakverzicht – Der Verzicht auf Rauchen reduziert das Risiko einer pAVK erheblich; das Risiko normalisiert sich erst nach etwa 30 Jahren vollständiger Abstinenz [2].
- Einschränkung des Alkoholkonsums – Moderater Alkoholkonsum kann protektive Effekte haben, während übermäßiger Konsum vaskuläre Schäden fördert.
- Körperliche Aktivität
- Regelmäßige Bewegung – Moderate Aktivitäten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen fördern die periphere Durchblutung und verringern die Progression der Atherosklerose.
- Gezieltes Gefäßtraining – Bewegungstherapien wie das Gehtraining verbessern die Kollateralbildung und erhöhen die Gehstrecke bei Patienten mit pAVK.
- Medikamentöse Prävention
- Statintherapie – Statine senken den LDL-Cholesterinspiegel, reduzieren vaskuläre Entzündungen und verringern die Inzidenz der pAVK [1].
Sekundärprävention
Die Sekundärprävention zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, Symptome zu lindern und kardiovaskuläre Folgeereignisse zu verhindern. Patienten mit diagnostizierter pAVK benötigen eine umfassende Behandlung.
- Medikamentöse Therapie
- Hochdosierte Statintherapie – Reduziert das Risiko für koronare Ereignisse und senkt die Progression der Atherosklerose [1].
- Thrombozytenaggregationshemmung – Die Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel vermindert das Risiko thrombotischer Komplikationen.
- Antihypertensive Therapie – Eine konsequente Blutdruckkontrolle (< 140/90 mmHg) senkt das Risiko vaskulärer Komplikationen.
- Lebensstilmodifikationen
- Raucherentwöhnung – Rauchen ist der stärkste modifizierbare Risikofaktor. Der Rauchstopp verringert das Risiko für vaskuläre Komplikationen (Gefäßkomplikationen) und verbessert die Durchblutung [1].
- Gewichtsmanagement – Eine Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Patienten reduziert die vaskuläre Belastung und verbessert die Lebensqualität.
- Körperliche Aktivität
- Gehtraining – Regelmäßige Bewegung steigert die Gehstrecke und verbessert die Kollateralbildung.
- Rehabilitationsprogramme – Physiotherapeutische Programme unterstützen Patienten bei der Umsetzung gezielter Bewegungsmaßnahmen.
- Früherkennung und Überwachung
- Regelmäßige Duplex-Sonographie – Zur Überwachung der Gefäßdurchblutung und frühzeitigen Erkennung von Verschlüssen.
- Screening auf Begleiterkrankungen – Diagnostik und Therapie von Diabetes mellitus, Hypertonie (Bluthochdruck) und Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung).
Tertiärprävention
Die Tertiärprävention zielt auf die langfristige Betreuung von Patienten mit fortgeschrittener pAVK und die Vermeidung von Komplikationen wie Ulzera, Infektionen oder Amputationen.
- Langzeitbetreuung
- Interdisziplinäre Betreuung – Zusammenarbeit von Gefäßchirurgen, Internisten, Diabetologen und Physiotherapeuten.
- Regelmäßige Kontrolle – Überwachung der Gefäßsituation durch bildgebende Verfahren (z. B. Angiographie: Gefäßdarstellung mittels Kontrastmittel).
- Medikamentöse Langzeittherapie
- Dauerhafte Thrombozytenaggregationshemmung – Zur Vermeidung erneuter thrombotischer Ereignisse.
- Optimierung der Lipidtherapie – LDL-Wert < 55 mg/dl anstreben.
- Rehabilitation
- Wundversorgung bei Ulzera (Geschwüre) – Fachgerechte Behandlung von Wunden, um Infektionen und Amputationen zu verhindern.
- Physiotherapie – Förderung der Mobilität durch Gehtraining und Muskelaufbau.
- Chirurgische Maßnahmen
- Gefäßrekonstruktionen – Angioplastie (Verfahren zur Erweiterung oder Wiedereröffnung verengter oder verschlossener Blutgefäße/Arterien), Stenting (Einsetzen eines Implantats zur Offenhaltung von Gefäßen) oder Bypass-Operationen zur Wiederherstellung der Durchblutung.
- Amputationsprävention – Frühzeitige Intervention bei Infektionen oder Gewebenekrosen.
- Psychosoziale Unterstützung
- Patientenschulung – Vermittlung von Wissen zur Erkrankung und ihren Therapiemöglichkeiten.
- Selbsthilfegruppen – Austausch mit anderen Betroffenen zur Verbesserung der Lebensqualität.
Literatur
- Stoekenbroek RM, Boekholdt SM, Fayyad R, Laskey R, Tikkanen MJ, Pedersen TR, Hovingh GK: High-dose atorvastatin is superior to moderate-dose simvastatin in preventing peripheral arterial disease. On behalf of the Incremental Decrease in End Points Through Aggressive Lipid Lowering Study Group. Heart. 2015 Jan 16. pii: heartjnl-2014-306906. doi: 10.1136/heartjnl-2014-306906.
- Matsushita K et al.: Cigarette Smoking, Smoking Cessation, and Long-Term Risk of 3 Major Atherosclerotic Diseases. Journal of the American College of Cardiology 2019. https://doi.org/10.1016/j.jacc.2019.05.049
- Heikkilä K et al.: Job Strain as a Risk Factor for Peripheral Artery Disease: A Multi-Cohort Study. J Am Heart Assoc 2020;9:e013538