Niedriger Blutdruck (Hypotonie) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Hypotonie (niedriger Blutdruck) dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie bekannte Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die häufiger auftreten oder von mehreren Familienmitgliedern berichtet wurden (z. B. Hypotonie (niedriger Blutdruck), Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Ohnmachtsanfälle, andere Herz- oder Gefäßkrankheiten, die schon in früheren Generationen vorgekommen sind)?
- Bestehen in Ihrer Familie hormonelle Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Nebenniereninsuffizienz?
Sozialanamnese
- Arbeiten Sie in einem Beruf mit langer stehender Tätigkeit (z. B. Friseur, Verkäufer, Kellner)?
- Erleben Sie berufliche oder private Belastungen, die Sie körperlich oder geistig erschöpfen?
- Fühlen Sie sich ausreichend erholt und bekommen Sie genug Schlaf?
- Halten Sie sich häufig in heißen oder schwül-warmen Umgebungen auf?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- In welchen Situationen tritt Schwindel auf? Geschieht das vor allem beim Aufstehen, Gehen oder bei längerem Stehen?
- Sind Sie schon einmal ohnmächtig geworden oder kurz davor gewesen?*
- Spüren Sie Herzklopfen oder gelegentliche Stiche in der Brust?*
- Haben Sie niedrige Pulsfrequenzen oder unregelmäßigen Herzschlag bemerkt?
- Fühlen Sie sich häufig müde oder erschöpft? Gibt es bestimmte Tageszeiten, an denen dies verstärkt auftritt?
- Haben Sie oft kalte Hände oder Füße?
- Schwitzen Sie häufiger oder unregelmäßig, beispielsweise nachts?
- Haben Sie häufig Kopfschmerzen? Falls ja, in welchen Situationen und wie stark sind diese?
- Haben Sie Probleme mit der Wärmeregulierung?
- Haben Sie Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Durchfall?
- Besteht eine vermehrte Blässe der Haut oder ein allgemeines Kältegefühl?
- Ist Ihnen nach körperlicher Anstrengung schnell schwindelig?
- Haben Sie Schwierigkeiten mit der Konzentration oder Gedächtnisprobleme?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
- Nehmen Sie regelmäßig salzreiche oder eher salzarme Nahrung zu sich?
- Wie viel trinken Sie täglich? Besteht eine reduzierte Flüssigkeitsaufnahme?
- Bewegen Sie sich täglich ausreichend?
- Betreiben Sie regelmäßig Sport oder andere körperliche Aktivitäten?
- Trinken Sie Alkohol? Wenn ja, welches Getränk bzw. welche Getränke und wie viele Gläser pro Tag?
- Nehmen Sie Drogen? Wenn ja, welche Drogen und wie häufig pro Tag bzw. pro Woche?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Bestehen bekannte Herzerkrankungen?
- Haben Sie eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder eine Bradykardie (langsame Herzfrequenz)?
- Wurde bei Ihnen eine endokrinologische Erkrankung festgestellt, z. B. Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison), Hypopituitarismus (Unterfunktion der Hirnanhangsdrüse))?
- Haben Sie eine bekannte vegetative Dysfunktion (z. B. orthostatische Dysregulation)?
- Leiden Sie an postinfektiösen Syndromen, wie postviraler Erschöpfung?
- Operationen:
- Hatten Sie in der Vergangenheit größere Operationen? Falls ja, welche?
- Wurden Ihnen hormonproduzierende Organe entfernt (z. B. Nebennieren, Schilddrüse)?
- Allergien:
- Haben Sie bekannte Allergien gegen Medikamente oder andere Stoffe?
- Haben Sie Unverträglichkeiten gegen Lebensmittel, die Ihre Symptome beeinflussen könnten?
- Schwangerschaftsanamnese:
- Sind Sie aktuell schwanger oder hatten Sie während einer früheren Schwangerschaft niedrigen Blutdruck?
- Haben Sie in der Schwangerschaft Kreislaufprobleme oder ungewöhnliche Müdigkeit bemerkt?
Medikamentenanamnese
- α2-Agonisten (Apraclonidin, Brimonidin, Clonidin)
- ACE-Hemmer (Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Moexipril, Perindopril, Ramipril, Spirapril, Trandolapril)
- Analgetika
- Nichtsaure Analgetika (Metamizol, Paracetamol/Acetaminophen)
- Anaesthetika (Propofol)
- Angiotension-II-Rezeptor-Antagonisten (AT-II-RB; ARB; Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten; Angiotensin-Rezeptorblocker; AT1-Rezeptorantagonisten, AT1-Rezeptorblocker, AT1-Antagonisten, AT1-Blocker; Angiotensin-Rezeptorblocker, Sartane) – Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan)
- Antiarrhythmika
- Adenosin
- Wirkstoffklasse II: Metoprolol
- Antidepressiva
- Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA) – Mirtazapin
- Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI) – Reboxetin, Viloxazin
- Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) – Duloxetin, Venlafaxin
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) – Trazodon
- Tetrazyklische Antidepressiva (Maprotilin, Mianserin)
- Trizyklische Antidepressiva (TZA) – Amitriptylin, Clomipramin, Desipramin, Doxepin, Imipramin, Nortriptylin, Opipramol, Trimipramin
- Antihistaminika (Azelastin, Cetirizin, Clemastin, Desloratardin, Dimenhydrinat, Dimetinden, Diphenhydramin, Loratardin, Meclozin, Terfenadin)
- Antiprotozoika (Pentamidin)
- Antipsychotika (Neuroleptika)
- Konventionelle (Klassische) Antipsychotika (Neuroleptika) – Haloperidol, Melperon
- Atypische Antipsychotika (Neuroleptika) – Asenapin, Olanzapin, Quetiapin, Risperidon
- Betablocker
- ß1 (Acebutolol, Atenolol, Betaxolol, Bisoprolol, Celiprolol, Esmolol, Metoprolol, Nebivolol)
- α + ß (Carvediol)
- Nadolol, Oxprenolol, Pindolol, Propranolol
- Calcimimetikum (Etelcalcetid)
- Calciumantagonisten (Amlodipin, Diltiazem, Felodipin, Fendilin, Gallopamil, Lacidipin, Lercanidipin, Nitrendipin, Nifedipin, Nimodipin, Nicardipin, Isradipin, Nisoldipin, Nilvadipin, Manidipin, Verapamil)
- Diuretika
- Hormone
- Leovodopa (L-Dopa)
- Dopaminagonisten (α-Dihydroergocriptin, Bromocriptin, Cabergolin, Lisurid, Pergolid, Pramipexol, Ropinirol, Rotigotin)
- Mineralocorticoidantagonist (Spironolacton)
- Oxytocin
- Oxytocin-Rezeptor-Antagonisten (Atosiban)
- Prostaglandinanaloga (Alprostadil/Prostaglandin E)
- Prostanoide (Epoprostenol, Iloprost, Treprostinil)
- Hypnotika (Propofol)
- Lokalanästhetika (Lidocain, Procain, Mepivacain)
- Magnesium
- MAO-Hemmer (Tranylcypromin)
- Methylxanthine (Theophyllin)
- Monoklonale Antikörper (Trastuzumab)
- Muskelrelaxantien (Baclofen, Tizanidin)
- Nitrate (Glycerolnitrat, Glyceroltrinitrat, Isosorbiddinitrat, Nitroprussidnatrium)
- Phosphodiesterase-III-Hemmer (Enoximon, Milrinon)
- Rheologika (Pentoxifyllin)
- Sedativa
- Benzodiazepine (Diazepam, Flunitrazepam, Midazolam, Lorazepam, Temazepam, Tetrazepam*) [*Verschreibungsstopp seit August 2013 wg. schwerwiegender Hautreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom oder dem Erythema multiforme]
- Selektive α1-Adrenozeptor-Antagonisten (Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin)
- Serotonin-Rezeptoragonisten
- Triptane (Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan, Zolmitriptan)
- Thrombolytika (rt-PA)
- Vasodilatatoren (Diazoxid, Dihydralazin)
- Virostatika (Foscarnet, Ganciclovir)
* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.