Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie) – Operative Therapie
Die pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) ist eine Erkrankung mit erhöhtem Druck in den Lungengefäßen, die zu einer zunehmenden Belastung des rechten Herzens führt. In fortgeschrittenen Stadien oder bei Therapieresistenz können interventionelle oder operative Verfahren erforderlich sein.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Therapieresistenter Lungenhochdruck, der auf medikamentöse Therapie nicht ausreichend anspricht
- Rechtsherzbelastung (Rechtsherzinsuffizienz) infolge des Lungenhochdrucks
- Patienten mit terminaler pulmonaler Hypertonie, die für eine Lungentransplantation infrage kommen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Schwere Begleiterkrankungen, die eine Operation unmöglich machen
- Unzureichende Organfunktion, insbesondere der Leber und Nieren
- Infektiöse Erkrankungen, die das postoperative Risiko erhöhen
Operationsverfahren
Ballonatrioseptostomie (Vorhofseptostomie mit Ballonkatheter)
- Ziel: Entlastung des rechten Ventrikels durch einen Rechts-Links-Shunt (Kurzschlussverbindung zwischen rechtem und linkem Vorhof)
- Verfahren: Mit einem Ballonkatheter wird das Vorhofseptum (Herzscheidewand im Vorhofbereich) perforiert
- Vorteile: Verbesserung der Herzfunktion, Reduktion des Drucks im rechten Herzen
- Nachteile: Risiko für Sauerstoffmangel (Hypoxämie) durch den entstehenden Shunt
Lungentransplantation (LUTX, vollständiger Lungenersatz)
- Indikation: Endstadium der pulmonalen Hypertonie, insbesondere bei idiopathischer pulmonaler Hypertonie oder pulmonaler Hypertonie infolge von Lungenfibrose
- Verfahren: Ersatz einer oder beider Lungenflügel durch ein Spenderorgan
- Vorteile: Verbesserung der Lebensqualität, langfristige Drucksenkung in den Lungengefäßen
- Nachteile: Hohes perioperatives Risiko, lebenslange Immunsuppression erforderlich
Mögliche Komplikationen
- Rechtsherzversagen – Bei unzureichender Entlastung durch die Ballonatrioseptostomie
- Hypoxämie (Sauerstoffmangel im Blut) – Durch den entstehenden Shunt
- Abstoßungsreaktion (bei Lungentransplantation) – Risiko für chronische Abstoßungsreaktion (chronische Transplantatdysfunktion)
- Infektionen – Besonders nach Transplantationen durch Immunsuppression
Vergleich der Operationsmethoden
Verfahren | Indikation | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Ballonatrioseptostomie | Rechtsherzbelastung bei pulmonaler Hypertonie | Minimalinvasiv, schnelle Entlastung | Risiko für Sauerstoffmangel |
Lungentransplantation (LUTX) | Endstadium der Erkrankung | Dauerhafte Drucksenkung | Hohes OP-Risiko, lebenslange Immunsuppression |
Weitere Hinweise
- Chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) – Symptome: Belastungsdyspnoe, Thoraxschmerz, Abgeschlagenheit, Ödeme oder Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit); Diagnostik: Echokardiographie (Herzultraschall), gefolgt von einem Ventilations-Perfusions-Szintigramm; ggf. auch eine Rechtsherzkatheteruntersuchung
Therapie: operative Ausschälung des thrombotischen Materials, d. h. pulmonale Endarteriektomie (PEA) unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine ist die Therapie der Wahl [1]; eine neue Behandlungsoption ist die pulmonale Ballonangioplastie (Ballonangioplastie der Pulmonalarterien, BPA) für Patienten mit inoperabler CTEPH; dieses ist kombinierbar mit Riociguat (Stimulator der löslichen Guanylatzyklase (sGC), ein wichtiges Enzym im Stickstoffmonoxid-Signalweg). Riociguat kann auch eine einzige therapeutische Maßnahme bei symptomatischer und inoperabler CTEPH sein. - Die doppelseitige isolierte Lungentransplantation (LUTX) bei pulmonaler Hypertonie wird bei Patienten mit PAH (Gruppe 1) und mit pulmonaler Hypertonie bei Lungenparenchymerkrankungen (Gruppe 3) bevorzugt [2].
Fazit
Die operative Therapie des Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie) umfasst interventionelle Verfahren wie die Ballonatrioseptostomie zur Entlastung des rechten Herzens und die Lungentransplantation als definitive Therapie für terminal erkrankte Patienten. Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach dem Krankheitsstadium und dem individuellen Risikoprofil.
Literatur
- Konstantinides S et al.: 2014 ESC Guidelines on the diagnosis and management of acute pulmonary embolism. European Heart Journal 2014; 35: 3033-3080; doi: 10.1093/eurheartj/ehu283
- Yusen RD, Edwards LB, Kucheryavaya AY et al.: The registry of the International Society for Heart and Lung Transplantation: thirty-first adult lung and heart-lung transplant report – 2014; focus theme: retransplantation. J Heart Lung Transplant 2014 Oct;33(10):1009-24. doi: 10.1016/j.healun.2014.08.004. Epub 2014 Aug 14.