Lungenhochdruck (Pulmonale Hypertonie) – Medizingerätediagnostik

Obligate Medizingerätediagnostik

  • Echokardiographie (Echo; Herzultraschall) ‒ zur Messung der Trikuspidalinsuffizienz (Undichtigkeit, die zu einem Rückfluss des Blutes aus der rechten Herzkammer in den rechten Vorhof führt) und der sogenannten TAPSE (Abkürzung für: "tricuspid annular plane systolic excursion"); dadurch kann eine indirekte Abschätzung des systolischen pulmonal-arteriellen Drucks erfolgen; Messung der TAPSE erfolgt mittels M-Mode und beschreibt die longitudinale Auslenkung der Trikuspidalklappe während der Systole/Kontraktionsphase des Herzens (< 2 cm = pulmonale Hypertonie/Lungenhochdruck).
    Des Weiteren Abschätzung des systolischen pulmonalarteriellen Drucks über die maximale Regurgitationsgeschwindigkeit an der Trikuspidalklappe (TRV; Trikuspidalklappen-Regurgitationsgeschwindigkeit) im kontinuierlichen Doppler.
    Ziel: Graduierung der echokardiographischen Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer pulmonalen Hypertonie (PH) basierend auf der maximalen Trikuspidalklappen-Regurgitationsgeschwindigkeit als hoch, intermediär oder niedrig.
  • [Abgeschätzter PAPsys:
    • 37-50 mmHg (Trikuspidaler Regurgitationsjet 2,9-3,4 m/sec); PH möglich → Abklärung bei Vorliegen von PH-Risikofaktoren (z. B. Sklerodermie), Rechtsherzbelastungszeichen oder unklarer Dyspnoe
    • > 50 mmHg (Trikuspidaler Regurgitationsjet > 3,4 m/sec): PH wahrscheinlich  Abklärung erforderlich, einschließlich Rechtsherzkatheteruntersuchung (I, C)]
  • Bei Verdacht auf PAH (Pulmonal-arterielle Hypertonie) oder CTEPH (chronische thromboembolische pulmonale Hypertonie) sowie bei Hinweisen auf eine schwere PH in Verbindung mit einer Linksherz- oder Lungenerkrankung →  Vorstellung des Patienten in einem spezialisierten PH-Expertenzentrum [1] 
  • Elektrokardiogramm (EKG; Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzmuskels) Veränderung des EKGs treten in der Regel spät auf oder fehlen bei einem Großteil der Patienten. Folgende Veränderung können bei Cor pulmonale auftreten:
    • Rechtsherzhypertrophiezeichen (Zeichen der rechts Herzvergrößerung):
      • Erhöhung der R-Zacke in den Ableitungen V1 und V2
      • Erhöhung der S-Zacke in den Ableitungen V5 und V6 auf > 0, 7 mV
    • Rechtsventrikuläre Repolarisationstörung:
      • ST-Senkungen und T-Negativierungen in den Ableitung V1-V3
    • Kriterien mit niedriger Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, durch das Verfahren auch als gesund erkannt werden):
      • Rechtsschenkelblock mit einer Deformation des Kammerkomplexes in der Brustwandableitung V1, V2, und einem negativen T in V1 bis V3
      • pyramidales P pulmonale (P-Welle ist verbreitert und erhöht) in der Extremitätenableitung III 
  • Röntgenaufnahme des Thorax (Röntgen-Thorax/Brustkorb), in zwei Ebenen Veränderungen zeigen sich auch hier erst sehr spät. Folgende Veränderungen können bei Cor pulmonale auftreten:
    • Rechtsherzhypertrophie, das Herz füllt im seitlichem Bild den retrosternalen Raum 
    • Prominenter Pulmonalisbogen (Truncus pulmonalis)
    • Erweiterte zentrale Lungenarterien, Kalibersprung zu den peripheren Arterien hin → peripher "helle Lunge"
  • Rechtsherzkatheteruntersuchung (RHK); mithilfe des Rechtsherzkatheters kann der rechtsventrikuläre Druck (Druck in der rechten Herzkammer) in Ruhe und unter Belastung bestimmt werden:
    • Bestätigung der Diagnose der PH
    • Ursachenabklärung und Ermittlung des hämodynamischen Schweregrades
    • Vasoreagibilitätstest (mit inhalativem Stickstoffmonoxid (NO) oder alternativ inhalativem Iloprost), um sogenannte „Responder“ zu identifizieren, die von einer Therapie mit hochdosierten Calciumantagonisten profitieren können; Indikationen: Patienten mit idiopathischer, hereditärer oder medikamentenassoziierter pulmonal arterieller Hypertonie 

Fakultative Medizingerätediagnostik ‒ in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und der obligaten Medizingerätediagnostik ‒ zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) – zur Basisdiagnostik
  • Computertomographie des Thorax/Brustkorb (Thorax-CT) und entsprechende Pulmonalisangiographie (Gefäßdarstellung der Lungenschlagadern (Lungenarterien)) – zur weiterführenden Diagnostik [u. a. dilatierte Pulmonalvenen, Stenosen und Gefäßabbrüche; Dilatation des rechten Ventrikels und rechten Vorhofs]
  • Kardio-Magnetresonanztomographie (Synonyme: kardiale Magnetresonanztomographie (cMRT), kardiale MRT, Kardio-MRT; Cardio-MRT; MRT-Kardio; MRT-Cardio): Untersuchungsverfahren, bei dem mit Hilfe eines Magnetfeldes das Herz dargestellt wird [Pulmonalklappensinsuffizienz]
  • Perfusions-/Ventilationsszintigraphiediagnostisches Verfahren der Nuklearmedizin, welches zur Beurteilung einer Lungenembolie eingesetzt wird; 
    • Indikationen: schwere PH; Ausschluss einer chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie
    • Verdacht auf eine chronische thromboembolische PH (CTEPH); typisch bei Zust. n. Lungenembolie und danach Belastungsdyspnoe  (Atemnot unter Belastung) [Methode der Wahl zum Ausschluss einer CTEPH]
  • Spiroergometrie (Messung von Atemgasen während körperlicher Belastung)
  • 6-Minuten-Gehtest – standardisiertes Verfahren zur objektiven Beurteilung, Bestimmung des Schweregrades sowie Verlaufsbeurteilung einer Belastungseinschränkung, die auf kardiopulmonale Ursachen zurückzuführen ist.

Literatur

  1. Galiè N et al.: ESC/ERS Guidelines for the diagnosis and treatment of pulmonary hypertension: The Joint Task Force for the Diagnosis and Treatment of Pulmonary Hypertension of the European Society of Cardiology (ESC) and the European Respiratory Society (ERS). Endorsed by: Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC), International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT). Eur Respir J 2015(46):903-975