Lipödem – Weitere Therapie

Eine kausale Therapie, d. h. eine Therapie, die die Krankheitsursachen bekämpft, ist nicht bekannt. Symptomlindernde Verfahren sind Mittel der ersten Wahl.

Allgemeine Maßnahmen

  • Beachte: Ein Lipödem ist nicht mit einer lebensstilbedingten Adipositas gleichzusetzen! Gleichwohl ist das Lipödem mit einem erhöhten Risiko für die Ausbildung einer morbiden Adipositas (BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) > 40) assoziiert.
  • Normalgewicht anstreben! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm.
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)

Medikamentöse Therapie

  • Der Lipödemschmerz lässt sich derzeit nicht medikamentös behandeln.

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) – zur Umfangsreduktion bei Lipödem
  • Liposuktion (Fettabsaugung) – Ein Lipödem ist durch die Liposuktion der Extremitäten nicht heilbar und keine Methode zur Gewichtsreduktion ist. Allerdings können durch eine Liposuktion Schmerzen gelindert und die Lebensqualität verbessert werden.

Medizinische Hilfsmittel

  • Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann in frühen Stadien das abendliche Ödem vermeiden (Empfehlung: Bei Ödemen sollte eine Kompression getragen werden!)

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Beachte: Ein Lipödem ist nicht mit einer lebensstilbedingten Adipositas gleichzusetzen! Unabhängig davon sollte eine Kalorienbilanzierung, d. h. gesunde Balance zwischen Kalorienaufnahme und Kalorienverbrennung, lebenslang fortgesetzt werden.
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte)
    • Am Tag sollten etwa 2,5 Liter Flüssigkeit aus Nahrung und Getränken aufgenommen werden (soweit keine Gegenanzeigen dafür vorliegen)
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
  • Sportliche Bewegung im (unter) Wasser (Schwimmen, Aquajogging, Aquagymnastik etc.) sind besonders gut geeignet; des Weiteren jegliche Art von Wandern, Walken o. Ä. (mit Kompressionsstrümpfen)
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) ‒ Sport/Bewegungstherapie, Hautpflege und regelmäßige manuelle Lymphdrainage (MLD) – zur verbesserten Drainage der Lymphgefäße – und anschließende Kompressionstherapie (Kompressionsbekleidung; maßgefertigte: Klasse II-III; in Stadium III: Initialtherapie durch mehrlagige Kompressionsbandagierung vor Anpassung der Kompressionsbekleidung); Durchführung:
    • Entstauungsphase (Phase 1 der KPE): 1-2/Tag (ambulant bzw. stationär)
    • Erhaltungs- und Optimierungsphase (Phase 2 der KPE): MLD nur noch 1-2/Woche
  • Die KPE bewirkt ein Nachlassen der Spannungs- und Druckschmerzen, ggf. auch Abnahme der Hämatomneigung.
  • Die KPE muss regelmäßig wiederholt werden:
    • Stadium I: oft reicht eine intermittierende Therapie aus
    • Stadium II und III: Dauertherapie, lebenslang

Hinweis: Die physikalische Therapie zeigt eine transiente Erleichterung des Lipödemschmerz.

Psychotherapie

  • Psychosoziale Therapie: Da viele Frauen mit Lipödem zusätzlich unter psychosozialen Belastungen, wie Essstörungen und Depressionen leiden.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Lipödem Hilfe e.V.
    Drosselweg 8, 32369 Rahden
    Telefon: 0151-28298633, E-Mail:
    info@lipoedem-hilfe-ev.de, Internet: www.lipoedem-hilfe-ev.de 
  • Deutsche Gefäßliga e. V.
    Postfach 4038, D-69254 Malsch b. Heidelberg
    Telefon: 07253-26228, Fax: 07253-278160, E-Mail: info@deutsche-gefaessliga.de Internet: www.deutsche-gefaessliga.de

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). (AWMF-Registernummer: 037 - 005), Dezember 2018 Langfassung
  2. S2k-Leitlinie: Lipödem. (AWMF-Registernummer: 037 - 012), Januar 2024 Langfassung