Lipödem – Operative Therapie
Das Lipödem ist eine chronische, fortschreitende Erkrankung, die durch eine disproportionale Fettverteilungsstörung, insbesondere an den Extremitäten, gekennzeichnet ist. Die operative Therapie erfolgt mittels Liposuktion (Fettabsaugung), insbesondere in Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA), um die krankhaft vermehrten Fettzellen zu entfernen.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Lipödem Stadium 2 oder 3 mit therapieresistenter Schmerzsymptomatik
- Einschränkungen in der Mobilität und Lebensqualität
- Unzureichendes Ansprechen auf konservative Therapie
- Wiederkehrende Entzündungen und Hautveränderungen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Unkontrollierte Adipositas (BMI > 40)
- Schwere kardiovaskuläre oder pulmonale Erkrankungen
- Störungen der Blutgerinnung
- Nicht kompensierter Diabetes mellitus
- Psychiatrische Erkrankungen mit gestörtem Körperbild
Operationsverfahren
Liposuktion in Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA)
- Einbringen einer Tumeszenzlösung (Mischung aus Lokalanästhetikum/örtliche Betäubung und Adrenalin) ins Unterhautfettgewebe
- Mechanische Lösung und Absaugung des hypertrophierten Fettgewebes mittels Mikrokanülen
- Ggf. mehrfach wiederholte Sitzungen zur vollständigen Behandlung
- Kombination mit Kompressionstherapie zur postoperativen Gewebestabilisierung
Postoperative Nachsorge
- Tragen von Kompressionskleidung für mindestens 6 Wochen
- Fortsetzung der physikalischen Therapie zur Reduktion von Ödemen
- Regelmäßige Lymphdrainage zur Optimierung des Heilungsverlaufs
- Schmerzmanagement mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) nach Bedarf
- Mobilisation zur Verbesserung der postoperativen Lymphzirkulation
Mögliche Komplikationen
- Frühkomplikationen: Blutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Ödeme
- Spätkomplikationen: Narbenbildungen, Asymmetrien, Fettgewebsnekrosen
- Langzeitrisiken: Sensibilitätsstörungen, erneute Fettakkumulation bei unzureichender Nachsorge
Vergleich der Operationsmethoden
Methode | Technik | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Tumeszenz-Liposuktion (TLA) | Infiltration mit großvolumiger Lösung, Absaugung mit Mikrokanüle | Hohe Sicherheit, schonend für Lymphbahnen, ambulant durchführbar | Mehrere Sitzungen nötig, lange Nachsorge erforderlich |
Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL) | Wasserstrahl löst Fettgewebe vor der Absaugung | Reduziertes Gewebetrauma, kürzere OP-Dauer | Teurer, nicht flächendeckend verfügbar |
Laser-assistierte Liposuktion (LAL) | Laserenergie verflüssigt Fett vor Absaugung | Straffung des Bindegewebes, weniger postoperatives Ödem | Risiko für Verbrennungen, höhere Kosten |
Fazit
Die Liposuktion ist die einzige kausale Therapieoption beim Lipödem, insbesondere bei fortgeschrittenen Stadien mit therapieresistenter Schmerzsymptomatik. Der Eingriff reduziert dauerhaft das krankhaft vermehrte Fettgewebe, verringert den Gewebedruck und verbessert die Mobilität sowie die Lebensqualität der Patienten. Die Wahl des Verfahrens ist individuell abzustimmen. Eine konsequente postoperative Kompressionstherapie und physikalische Therapie sind essenziell für ein optimales Langzeitergebnis.
Zur rechtlichen Grundlage der Anerkennung der Liposuktion als therapeutische Maßnahme durch die gesetzliche Krankenversicherung (GKV): Seit Januar 2020 wird die Leistung von der GKV bei einem Lipödem im Stadium 3 b übernommen. Zudem muss der Nachweis einer erfolgreichen konservativen Therapie über 6 Monate nachgewiesen werden. Gleiches gilt für Patienten mit Adipositas Grad II (BMI: 35-39,9).
Leitlinien
- S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). (AWMF-Registernummer: 037 - 005), Dezember 2018 Langfassung
- S2k-Leitlinie: Lipödem. (AWMF-Registernummer: 037 - 012), Januar 2024 Langfassung