Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) – Einleitung

Ösophagusvarizen, umgangssprachlich als "Krampfadern der Speiseröhre" bezeichnet, sind abnorm erweiterte Venen im submukösen (unterhalb der Schleimhaut gelegenen) Bereich der Speiseröhre (Ösophagus). Sie entstehen infolge einer portalen Hypertension (Pfortaderhochdruck), die häufig im Rahmen einer Leberzirrhose (Schrumpfleber) auftritt. Ösophagusvarizen haben dünne Wände und neigen dazu, bei geringem Druckanstieg, wie er bei körperlicher Anstrengung oder Husten auftritt, zu rupturieren, was zu potenziell lebensbedrohlichen Blutungen führt.

Synonyme und ICD-10: blutende Venenvarikose des Ösophagus; blutendes Ulcus varicosum des Ösophagus; Downhillvarizen; Hämorrhagie bei Ösophagusvarizen; Ösophagusvarizen ohne Blutung; Ösophagusvarizenblutung; Speiseröhrenkrampfadern; Speiseröhrenvarizen; Ulcus varicosum des Ösophagus; variköses blutendes Ulkus des Ösophagus; variköses Ösophagusulkus; Venenvarikose des Ösophagus; ICD-10-GM I85.-: Ösophagusvarizen

Ösophagusvarizen sind sehr dünnwandig und können schnell rupturieren (zerreißen). Bereits körperliche Anstrengung wie das Heben schwerer Lasten oder Husten führt zu einer Drucksteigerung in den Venen. Ösophagusvarizenblutungen stellen eine lebensbedrohliche Komplikation dar!

Formen der Erkrankung

Ösophagusvarizen werden nach dem Vorhandensein einer Blutung klassifiziert:

  • Ösophagusvarizen mit Blutung
    • ICD-10-GM: I85.0
    • Diese Form stellt eine akute, lebensbedrohliche Situation dar und erfordert sofortige medizinische Intervention.
  • Ösophagusvarizen ohne Blutung
    • ICD-10-GM: I85.9
    • Diese Form kann lange asymptomatisch bleiben und wird oft erst entdeckt, wenn eine Blutung auftritt oder im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung bei Patienten mit Leberzirrhose.

Ursachen

Ösophagusvarizen entstehen in der Regel durch eine portale Hypertension (Pfortaderhochdruck), die am häufigsten durch eine Leberzirrhose (Schrumpfleber) bedingt ist. Der erhöhte Druck in der Pfortader führt zu einer Umleitung des Blutes über alternative Venen, darunter die Venen der Speiseröhre, die sich dann erweitern und zu Varizen werden.

Im Rahmen einer portalen Hypertension, bedingt durch eine Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium, sind bei ca. 50 % der Betroffenen Ösophagusvarizen nachweisbar. Jeder Patient mit Leberzirrhose sollte regelmäßig auf das Vorhandensein von Ösophagusvarizen untersucht werden.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel:
Mittleres bis höheres Lebensalter, insbesondere bei Patienten mit chronischem Alkoholismus oder anderen Risikofaktoren für Leberzirrhose.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Bei ca. 50 % der Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose sind Ösophagusvarizen nachweisbar.

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz einer Ösophagusvarizenblutung beträgt ca. 5 % pro Jahr bzw. 30 % bei Nachweis von "cherry red spots" auf der Mukosa des Ösophagus.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Ösophagusvarizen entwickeln sich meist symptomlos und bleiben oft unbemerkt, bis sie bluten.
  • Das Risiko für eine Blutung steigt mit dem Schweregrad der zugrunde liegenden Lebererkrankung.

Prognose

  • Erstblutung: Die Letalität bei der ersten Blutung beträgt bis zu 30 %.
  • Rezidivblutung: Innerhalb der ersten 10 Tage nach einer initialen Blutung beträgt das Risiko für eine erneute Blutung 35 %. Innerhalb eines Jahres liegt die Rezidivrate bei 70 %.
  • Langzeitprognose: Die Prognose hängt stark vom Schweregrad der Leberzirrhose und der Effektivität der Sekundärprävention ab. Ohne angemessene Sekundärprophylaxe, wie z. B. die Gabe von nicht selektiven Betablockern und die Gummibandligatur, bleibt die Prognose schlecht [1].

Literatur

  1. Hagström H et al.: Secondary Prevention of Esophageal Variceal Bleeding Is Often Imperfect: A National, Population-Based Cohort Study of 3592 Patients Clinical Gastroenterology and Hepatology May 14, 2023 doi:https://doi.org/10.1016/j.cgh.2023.05.003