Kammerflimmern – Operative Therapie

Kammerflimmern (ventrikuläre Fibrillation) ist eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung, die durch unkoordinierte und ineffektive Kontraktionen der Herzkammern gekennzeichnet ist. Diese Störung führt zu einem sofortigen Kreislaufstillstand und erfordert eine umgehende Therapie. Die operative Therapie zielt auf die Prävention und Behandlung von Kammerflimmern bei Risikopatienten ab.

Operative Therapieansätze bei Kammerflimmern

  • Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD):
    • Definition:
      • Ein ICD (implantierbarer Kardioverter-Defibrillator) ist ein implantierbares Gerät, das gefährliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern erkennt und automatisch durch Elektroschocks beendet.
    • Indikationen:
      • Überlebte Episoden von Kammerflimmern oder ventrikulärer Tachykardie.
      • Hochrisikopatienten mit strukturellen Herzerkrankungen wie ischämischer Kardiomyopathie (Herzschwäche aufgrund von Durchblutungsstörungen) oder nicht-ischämischer Kardiomyopathie (Herzschwäche anderer Ursachen).
      • Angeborene Arrhythmiesyndrome wie Long-QT-Syndrom (verlängerte Erregungsrückbildung) oder Brugada-Syndrom (angeborene Ionenkanalstörung).
    • Verfahren:
      • Der ICD wird subkutan (unter die Haut) implantiert, meist im Bereich der Brustwand.
      • Elektroden werden über die Vena subclavia (Schlüsselbeinvene) in die Herzkammern eingeführt.
    • Funktion:
      • Kontinuierliche Überwachung des Herzrhythmus.
      • Sofortige Abgabe von Defibrillationsschocks bei Kammerflimmern.
    • Vorteile:
      • Effektive Prävention plötzlicher Herztode durch Rhythmusstörungen.
  • Katheterablation:
    • Definition:
      • Eine Katheterablation ist ein minimalinvasives Verfahren, bei dem die Arrhythmieherde (Herde für Rhythmusstörungen) gezielt durch Radiofrequenzenergie oder Kälte zerstört werden.
    • Indikationen:
      • Kammerflimmern, das durch spezifische elektrische Reizungen (z. B. durch Narbengewebe nach einem Myokardinfarkt) ausgelöst wird.
      • Ergänzend bei Patienten mit ICD, um die Notwendigkeit häufiger Schocks zu reduzieren.
    • Verfahren:
      • Ein Katheter wird über die Blutgefäße in das Herz eingeführt.
      • Unter Bildgebungskontrolle (z. B. 3D-Mapping) wird der Auslöser der Arrhythmie identifiziert und verödet.
  • Chirurgische Ablation (Maze-Operation):
    • Definition:
      • Eine chirurgische Technik zur Schaffung von Narbenlinien (Barrieren für elektrische Impulse) im Herzmuskel, die die Ausbreitung unkontrollierter Erregungen verhindern.
    • Indikationen:
      • Patienten mit refraktärem Kammerflimmern oder bei kombinierter Herzoperation (z. B. Bypass-Operation).
    • Verfahren:
      • Durchführung während einer offenen Herzoperation (z. B. bei gleichzeitiger Klappenrekonstruktion).
  • Koronarchirurgie:
    • Indikation:
      • Kammerflimmern infolge eines akuten Myokardinfarkts (Herzinfarkt) oder signifikanter Koronararterienstenosen (Verengungen der Herzkranzgefäße).
    • Verfahren:
      • Koronare Bypass-Operation: Umgehung der verengten Herzkranzgefäße mit körpereigenem Gewebe.
      • Perkutane koronare Intervention (PCI): Wiedereröffnung der Gefäße durch Ballondilatation und Stent-Implantation.

Nachsorge und Prävention

  • Nachsorge bei ICD:
    • Regelmäßige Kontrolle der Batterieleistung und Funktion.
    • Programmierung zur Anpassung an individuelle Rhythmusstörungen.
  • Medikamentöse Unterstützung:
    • Antiarrhythmika zur Stabilisierung des Herzrhythmus (z. B. Amiodaron).
  • Risikofaktorenmanagement:
    • Kontrolle von Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen.
    • Lebensstiländerungen wie Rauchverzicht und Gewichtsmanagement.

Fazit

Die operative Therapie von Kammerflimmern umfasst primär die Implantation eines ICD zur Prävention lebensbedrohlicher Rhythmusstörungen. Ergänzend können Katheter- und chirurgische Ablationsverfahren sowie Koronarchirurgie indiziert sein. Eine enge Nachsorge und ganzheitliche Betreuung sind essenziell, um die Therapieerfolge langfristig zu sichern und das Risiko eines plötzlichen Herztodes zu minimieren.