Intraventrikulärer Block – Operative Therapie

Ein intraventrikulärer Block 1. Ordnung, der durch eine verlängerte Überleitungszeit zwischen Vorhöfen und Kammern gekennzeichnet ist, stellt in der Regel keine eigenständige Indikation für die Implantation eines Herzschrittmachers dar. Die Entscheidung erfolgt auf Basis zusätzlicher Leitungsstörungen, Symptomen oder zugrunde liegender Erkrankungen.

Indikationen für das Einsetzen eines Herzschrittmachers

Ein Herzschrittmacher ist bei folgenden Konstellationen indiziert:

Atrioventrikulärer Block (AV-Block)

  • AV-Block III° (permanent oder häufig intermittierend)
    • Vollständiger Block der Reizleitung zwischen Vorhöfen und Kammern.
    • Klinische Zeichen: Synkopen (kurzzeitige Bewusstlosigkeit), Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder bradykardiebedingte Schwindelsymptome (wg. Puls > 60 Schläge/Min.).
    • Schrittmachertherapie: Dauerhafte elektrische Stimulation erforderlich, um die kardiale Pumpfunktion sicherzustellen.
  • AV-Block II°, Typ Mobitz
    • Fortschreitender Leitungsblock mit intermittierendem (zeitweilig ausfallend) Ausfall der Überleitung.
    • Typisches Risiko: Entwicklung eines AV-Blocks III°.
    • Indikation: Herzschrittmacher bei symptomatischer Bradykardie oder nachgewiesener Progression der Leitungsstörung.

Neuromuskuläre Erkrankungen mit AV-Block II° oder III°

  • Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen wie:
    • Myotone Dystrophie
    • Duchenne-Muskeldystrophie
    • Limb-Girdle-Muskeldystrophie
  • Häufig assoziiert mit progressiven Leitungsstörungen und erhöhtem Risiko für plötzlichen Herztod.
  • Schrittmacherindikation: Bereits bei asymptomatischen AV-Blockaden aufgrund der potenziellen Progression zu höhergradigen Blockaden.

Kombinierte Indikationen und spezifische Risikokonstellationen

  • Linksventrikuläre Dysfunktion: Patienten mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion/Schlagvolumen der linken Herzkammer (z. B. LVEF ≤ 35 %) profitieren von einer biventrikulären Stimulation (kardiale Resynchronisationstherapie, CRT) zur Verbesserung der Pumpfunktion und Prognose.
  • Bradykardie-bedingte Symptome: Herzfrequenzen unterhalb des physiologischen Bereichs, die zu Synkopen, Schwindel oder Leistungsminderung führen.

Ergänzende Diagnostik und Therapieoptionen

Diagnostische Maßnahmen

  • Langzeit-EKG: Nachweis intermittierender Leitungsstörungen und Symptomkorrelation.
  • Echokardiographie: Bewertung der systolischen Funktion und struktureller Herzerkrankungen.
  • Elektrophysiologische Untersuchung (EPU): Detaillierte Abklärung bei unklaren oder komplexen Leitungsstörungen.

Therapieansätze

  • Schrittmachermodell: Auswahl eines bedarfsgerechten Systems (z. B. Einkammer-, Zweikammer- oder biventrikuläre Schrittmacher).
  • Individuelle Anpassung: Berücksichtigung von Begleiterkrankungen, Lebensstil und kardialer Funktion.
  • CRT bei Herzinsuffizienz: Indiziert bei Patienten mit kompletter Linksschenkelblockade (QRS ≥ 150 ms) und stark eingeschränkter systolischer Funktion.

Zusammenfassung

Ein Herzschrittmacher ist primär bei höhergradigen AV-Blockaden, insbesondere AV-Block II° (Mobitz) und III°, sowie bei neuromuskulären Erkrankungen mit Leitungsstörungen indiziert. Diagnostische Abklärung und individuelle Therapieanpassung sind essenziell, insbesondere bei komplexen oder kombinierten Krankheitsbildern.