Lipoprotein (a)-Erhöhung (Hyperlipoproteinämie) – Einleitung

Hyperlipoproteinämien bezeichnen Zustände, bei denen die Lipidwerte im Blutserum (Nüchtern-Serumuntersuchung) erhöht sind. Dyslipoproteinämien hingegen beschreiben Störungen, bei denen die Lipoproteinfraktionen im Blutserum in einem gestörten Verhältnis vorliegen, insbesondere wenn das Verhältnis von HDL zu LDL ungünstig ist. Lipide sind im Blut nicht löslich und daher stets an Lipoproteine gebunden, die als Komplexe aus Proteinen (Apolipoproteine) und Lipiden fungieren.

Synonyme und ICD-10

  • Synonyme: Dyslipidämie, Hypercholesterinämie, Hyperlipidämie, Lipoproteinämie
  • ICD-10: E78.-: Störungen des Lipoproteinstoffwechsels und sonstige Lipidämien

Die Lipide sind immer an Lipoproteine (Komplex aus Proteinen (Apolipoproteine) und Lipiden) gebunden, da sie im Blut nicht löslich sind. 

Das Lipoprotein (a) (Lp(a)) besteht aus einem cholesterinreichen LDL-Cholesterin-Partikel verbunden mit einem zusätzlichen Glykoprotein, dem Apolipoprotein(a), das an das Apolipoprotein B100 gebunden ist [1].
Wie LDL-Cholesterin dringt Lp(a) in den subendothelialen Raum (unterhalb der Gefäßinnenhaut (Endothel)) der Arterienwand ein, wo es zurückgehalten werden kann.

Physiologie

Lipide sind stets an Lipoproteine gebunden, da sie im Blut nicht löslich sind. Diese Lipoproteine spielen eine zentrale Rolle im Lipidtransport und -metabolismus. Lipoprotein (a) (Lp(a)) ist ein spezifisches Lipoprotein, das aus einem cholesterinreichen LDL-Partikel und einem zusätzlichen Glykoprotein, dem Apolipoprotein(a), besteht. Lp(a) hat eine hohe strukturelle Ähnlichkeit mit Plasminogen, einem wichtigen Protein in der Blutgerinnung, und beeinflusst sowohl thrombotische als auch atherosklerotische Prozesse.

Formen der Hyperlipoproteinämien und Dyslipoproteinämien

  • Reine LDL-Erhöhung: Erhöhte LDL-Cholesterinwerte, oft mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert.
  • Isolierte HDL-Erniedrigung: Verminderte HDL-Cholesterinwerte, was das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht.
  • Hypertriglyzeridämie: Erhöhte Triglyceridwerte im Arteriosklerose; Blut, häufig verbunden mit metabolischem Syndrom und Pankreatitisrisiko.
  • Lipoprotein (a)-Erhöhung: Erhöhte Lp(a)-Werte (> 30 mg/dl), assoziiert mit einem erhöhten Risiko für atherosklerotische Erkrankungen und thrombotischen Komplikationen.

Die Lipoproteine sind für die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung und den Transport zwischen den Geweben und der Leber verantwortlich und werden wie folgt unterteilt:

Lipoprotein-Hauptklassen Aufgabe Bestandteile
Chylomikronen Transport der Triglyceride vom Darm zum Muskel Triglyceride ↑
Cholesterin ↓
VLDL Transport der Triglyceride und Cholesterin von der Leber zu anderen Geweben Triglyceride ↑
Cholesterin ↓
IDL Abbauprodukt der VLDL, weiterer Umbau zum LDL Triglyceride ↑
Cholesterin ↓
LDL Transport von im Körper gebildetem Cholesterin zu den Geweben Triglyceride ↓
Cholesterin ↑
HDL Transport des Cholesterins von den Geweben zur Leber (reverser Cholesterintransport, RCT) mit dem Ziel der Exkretion des Cholesterins; diese geschieht entweder direkt oder nach Umbau zu Gallensäuren Triglyceride ↓
Cholesterin ↑
Lp(a) Besteht unter anderem aus einer LDL-Komponente; hat Einfluss auf mehrere Systeme wie beispielsweise die Blutgerinnung Triglyceride ↓
Cholesterin ↑

Legende

  • VLDL: very low density lipoproteins (Lipoprotein mit sehr geringer Dichte)
  • IDL: intermediate density lipoproteins (Lipoprotein mit mittlerer Dichte)
  • LDL: low density lipoproteins (Lipoprotein mit geringer Dichte) – wird im Volksmund auch "schlechtes Cholesterin" genannt
  • HDL: high density lipoproteins (Lipoprotein mit hoher Dichte) – wird im Volksmund auch "gutes Cholesterin" genannt
  • Lp(a): Lipoprotein (a)

Lipoprotein (a)-Erhöhung

Lipoprotein (a)-Erhöhung (Hyperlipoproteinämie Typ Lp(a)) bezeichnet eine Erkrankung, bei der der Lipoprotein (a)-Spiegel im Blut erhöht ist. Lipoprotein (a) (Lp(a)) ist eine spezifische Form von Low-Density-Lipoprotein (LDL), die zusätzlich das Apolipoprotein(a) enthält. Eine Erhöhung des Lp(a)-Spiegels ist genetisch bedingt und gilt als unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung von kardiovaskulären Erkrankungen, insbesondere für Atherosklerose (Arteriosklerose; Arterienverkalkung) und koronare Herzkrankheit (KHK). Die erhöhten Lp(a)-Werte führen zu einer verstärkten Ablagerung von Cholesterin in den Arterienwänden und können auch die Fibrinolyse (den Abbau von Blutgerinnseln) hemmen, was das Risiko für Thrombosen erhöht.

Synonyme und ICD-10

  • Synonyme:

    • Lipoprotein (a)-Erhöhung
    • Hyperlipoproteinämie Typ Lp(a)
    • Lp(a)-Hyperlipoproteinämie
    • Lp(a)-Erhöhung
  • ICD-10-GM:

    • E78.8: Sonstige Störungen des Lipoproteinstoffwechsels

Charakteristische Laborbefunde

Die Diagnose und Klassifizierung von Hyperlipoproteinämien und Dyslipoproteinämien erfolgt anhand spezifischer Laborbefunde, die folgende Parameter umfassen:

  • Gesamtcholesterin: Erhöhter Spiegel > 200 mg/dl.
  • LDL-Cholesterin: Erhöht bei > 130 mg/dl, besonders bei familiären Hyperlipoproteinämien.
  • HDL-Cholesterin: Erniedrigt bei < 40 mg/dl für Männer und < 50 mg/dl für Frauen.
  • Triglyceride: Erhöht bei > 150 mg/dl, oft in Verbindung mit metabolischem Syndrom.
  • Lipoprotein (a): Erhöht bei > 30 mg/dl, was auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hinweist.
  • Apolipoprotein B (ApoB): Erhöht, besonders bei LDL-Erhöhungen und zur Bewertung des atherogenen Potenzials.
  • Apolipoprotein A1 (ApoA1): Erniedrigt bei HDL-Erniedrigung, reflektiert eine verminderte gefäßprotektive Wirkung.
  • Non-HDL-Cholesterin: Erhöhter Wert, berechnet als Gesamtcholesterin minus HDL, gibt das atherogene Potential der nicht-HDL-Partikel wieder.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer haben tendenziell höhere Lp(a)-Spiegel als Frauen, wobei die Werte bei Frauen nach der Menopause ansteigen.

Häufigkeitsgipfel:
Hyperlipoproteinämien treten vermehrt im mittleren bis höheren Lebensalter auf, insbesondere nach der Menopause bei Frauen.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Hyperlipoproteinämien und Dyslipoproteinämien sind in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich häufig. Ca. 18 % der Europäer tragen eine genetische Prädisposition im LPA-Gen, die zu erhöhten Lp(a)-Werten führt. Die Prävalenz ist bei Schwarzen deutlich höher als bei Weißen. In Südeuropa sind die Lp(a)-Spiegel tendenziell höher als in Nordeuropa, mit einem Median von 10,9 mg/dl bzw. 4,9 mg/dl [2].

Verlauf und Prognose

Verlauf

Erhöhte Lipoprotein(a)-Spiegel sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Myokardinfarkt (Herzinfarkt) und Apoplex (Schlaganfall) verbunden. Lipoprotein(a) trägt sowohl zur Atherosklerose (Arterienverkalkung) als auch zur Thrombose (Bildung von Blutgerinnseln) bei, da es die Ablagerung von Cholesterin in den Gefäßwänden fördert und die Fibrinolyse (den Abbau von Blutgerinnseln) hemmt. Das Risiko wird weiter erhöht, wenn hohe Lp(a)-Spiegel mit erhöhtem LDL-Cholesterin und/oder niedrigem HDL-Cholesterin kombiniert werden. Dieser synergistische Effekt führt zu einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung und das Fortschreiten atherosklerotischer Erkrankungen.

Prognose

Die Prognose bei erhöhter Lipoprotein(a)-Konzentration ist kompliziert, da es derzeit keine spezifische medikamentöse Therapie zur Senkung der Lp(a)-Spiegel gibt. Die Behandlung konzentriert sich daher auf die Kontrolle anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren. Dies umfasst Änderungen des Lebensstils wie gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und die Kontrolle von LDL-Cholesterin und anderen Lipidwerten durch verfügbare Medikamente. Die frühzeitige Erkennung und umfassende Behandlung der gesamten Risikofaktoren sind entscheidend, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. Dennoch bleibt eine erhöhte Lipoprotein(a)-Konzentration ein bedeutender Risikofaktor, der eine kontinuierliche Überwachung und eine sorgfältige individuelle Risikoabwägung erfordert.

Literatur

  1. Koschinsky ML Marcovina SM: Structure-function relationships in apolipoprotein(a): insights into lipoprotein(a) assembly and pathogenicity. Curr Opin Lipidol 2004(15):167-74.
  2. Waldeyer C, Makarova N, Zeller T: Lipoprotein(a) and the risk of cardiovascular disease in the European population: results from the BiomarCaRE consortium. European Heart Journal (2017) 00, 1-9. doi:10.1093/eurheartj/ehx166

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Hyperlipidämien im Kindes- und Jugendalter, Diagnostik und Therapie. (AWMF-Registernummer: 027 - 068), Monatsschrift Kinderheilkunde; Ausgabe 9/2016
  2. Task Force Members: Piepoli FM, Hoes AW, Agewall S et al.: 2016 European Guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice: The Sixth Joint Task Force of the European Society of Cardiology and Other Societies on Cardiovascular Disease Prevention in Clinical Practice (constituted by representatives of 10 societies and by invited experts) Developed with the special contribution of the European Association for Cardiovascular Prevention & Rehabilitation (EACPR). Eur Heart J. 2016 Aug 1,37(29):2315-81. doi: 10.1093/eurheartj/ehw106. Epub 2016 May 23.
  3. Kronenberg F, Mora S, Stroes ESG et al.: Lipoprotein(a) in atherosclerotic cardiovascular disease and aortic stenosis: a European Atherosclerosis Society consensus statement. Eur Heart J. 2022;43(39):3925-46 doi: 10.1093/eurheartj/ehac361