Hitzschlag und Sonnenstich – Prävention

Zur Prävention eines Hitzschlags und eines Sonnenstichs muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden. 

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Keine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr (Elektrolytmangel), d. h. unzureichende Ausgleich von Schweißverlusten
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol* (Alkoholkonsum gilt unabhängig von einer körperlichen Belastung als Risikofaktor für eine Hitzeerkrankung)
  • Drogenkonsum (kann eine Hyperthermie auslösen)
    • 3,4-Methylendioxypyrovaleron (MDPV, „Badesalze“)
    • Amphetamine (indirektes Sympathomimetikum) 
    • Kokain
    • "Magic mushrooms“ (Psilocybin)
    • Methylendioxyamphetamine (Ecstasy) 
    • Phenylcyclohexylpiperidin (PCP, „angel dust“)
  • Körperliche Aktivität
    • Sport
    • Schwere körperliche Belastung unter hoher Umgebungstemperatur und ungenügender Flüssigkeitszufuhr → belastungsinduzierte Hyperthermie
    • Keine Hitzeakklimatisation*
    • Dehydratation*
  • Schlafmangel*
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)*; Hitzezwischenfall für:
    • Trainierte Übergewichtige: fast 4-fach höheres Risiko [1]
    • Untrainierte übergewichtige Rekruten: 8-fach erhöhtes Risiko [2]
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Keine Kopfbedeckung (d. h. Sonnenbestrahlung auf den unbedeckten Schädel → thermische Meningitis/Hirnhautentzündung)
  • Wärmeisolierende Kleidung
  • Längeres Stehen in heißer Umgebung → s. u. Symptome/Hitzesynkope

Medikamente, die die Thermoregulation negativ beeinflussen bzw. eine Exsikkose (Austrocknung) provozieren können:

  • Anticholinergika, Antidepressiva: Steigerung der Wärmeproduktion und somit Erhöhung der Körpertemperatur, was zu vermehrtem Schwitzen und damit auch zu Elektrolyt-Verlusten führt!
  • Antihistaminika
  • Benzodiazepine
  • Betablocker: Reduzierung des Herzzeitvolumens (Herzleistung), was die Hitzeadaptation beeinträchtigen kann.
  • Diuretika und ACE-Hemmer/ Angiotensin II-Rezeptor-Antagonisten: Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) und/oder Elektrolytimbalance (Imbalance des Körpersalzhaushaltes) durch eine Hyponatriämie (Natriummangel) 
  • Neuroleptika, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI): Hemmung der zentralen Thermoregulation
  • Muskarin-Rezeptorantagonisten: Verminderung der Schweißsekretion und damit Gefahr der Überhitzung
  • Sedierung durch dopaminerge und Parkinson-Arzneimittel: Senkung der Wahrnehmung der Hitzeerschöpfung bzw. Verminderung des Durstgefühls und damit Gefahr der Austrocknung

Umweltbelastung – Intoxikationen

  • Hohe Umgebungstemperatur*
    • Hitze (Hitzetag: > 30 °C; Wüstentag: > 35 °C)
      Beachte: Ab 37 Grad kann es für Menschen kritisch werden, besonders wenn es schwül ist. 
  • Hohe Luftfeuchtigkeit*
  • Fehlende Luftbewegung*
  • Fehlender Schatten*

*Risikofaktoren eines anstrengungbedingten Hitzschlags

Präventionsmaßnahmen bei Hitze

  • Ernährung
    • Es sollte auf eine ausreichende Trinkmenge (z. B. natriumreiches Mineralwasser, isotonische Sportgetränke bzw. Fruchtsaftschorlen im Verhältnis 3/4 bis 2/ 3 Wasser zu 1/4 bis 1/3 Saft) geachtet werden.
    • Soweit keine Krankheiten (z. B. Herzinsuffizienz/Herzschwäche) den Flüssigkeitsbedarf beschränken – pro Kilogramm Körpergewicht 35 ml (ab dem 65. Lebensjahr: 30 ml) Wasser pro Tag; bei starkem Schwitzen erhöht sich die Trinkmenge auf über 3 Liter/Tag; zu beachten ist, nur wenn der Urin hell ist, ist die Flüssigkeitszufuhr ausreichend!
    • Bei großer Hitze sollte Wasser mit einem Natriumgehalt von 400-800 mg/l getrunken werden; ggf. salzreiche Ernährung bzw. Einnahme von Salztabletten bei hitzeexponierten Personen; ebenfalls ist eine ausreichende Zufuhr von Magnesium und Kalium erforderlich – nach mehrstündiger Dauerbelastung gehen über den Schweiß etwa 300 mg Kalium/Liter verloren.
    • Verzicht auf Alkohol und Drogen!
  • Kleidung
    • Beim Aufenthalt im Freien sollte stets eine Kopfbedeckung getragen werden.
    • Es sollte eine leichte, luftdurchlässige Kleidung und keine eng anliegende Kleidung getragen werden.
    • Die Kleidung sollte möglichst hell sein, um den Körper nicht zusätzlich durch gespeicherte Wärme zu belasten..
    • Es sollte stets eine Sonnenbrille mit optimalem UV-Schutz (UV400) getragen werden; diese blockiert alle UV-Strahlen unter 400 nm (UV-A, -B, -C).
  • Körperliche Aktivität
    • Vor schwerer Anstrengung sollte der Körper an das neue Klima gewöhnt werden (ausreichende Akklimatisierung).
    • Eine Hitzeakklimatisation (Hitzegewöhnung) erfolgt nur durch körperliche Aktivität und dauert etwa 4 bis 5 Tage.
    • Nutzen Sie zum Training die kühlen Morgenstunden oder die Abendstunden.
    • Bei hoher Schattentemperatur körperliche Aktivitäten einschränken.
    • Bereits ab 28 °C kann es bei einer anstrengenden sportlichen Betätigung (insbesondere bei Ausdauersportarten) zu Kreislaufproblemen, einem Sonnenstich, einem Hitzschlag oder zu einer Dehydrierung (Austrocknung) führen.
    • Bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 % oder Ozonwerten von über 180 μg/m3 Luft ist von einem intensiven Lauftraining abzusehen.
    • Freizeitaktivitäten nur in dem Maße, dass diese unter Berücksichtigung von Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung, nicht zu einer körperlichen Überlastung führen!
    • Bei hohen Temperaturen sollte die letzte Mahlzeit vor einer sportlichen Aktivität mindestens zwei Stunden zurück liegen.
    • Bei Ausdauersport maximal mit 30 bis 40 Minuten beginnen bei reduzierter Intensität; die Herzfrequenz sollte nicht mehr als 10 Schläge höher als normal sein.
  • Körperpflege und Abkühlung
    • Häufig kalt duschen ohne Reinigungs- bzw. Waschmittel (um einer Talgverarmung vorzubeugen); ggf. reicht es aus, die Arme bis über die Ellenbogen in kaltes Wasser zu halten oder die Waden durch Wassertreten in einem Eimer mit kühlem Wasser zu erfrischen.
  • Auf den Blutdruck achten!
    • Dieser Hinweis betrifft Patienten die Blutdrucksenker einnehmen. Sollte der Blutdruck trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr auffallend niedrig sein, sollte Kontakt mit dem Hausarzt aufgenommen werden. Dabei sollte die Frage geklärt werden, ob nicht gegeben falls die Dosis der Blutdruckmedikamente vorübergehend verringert werden sollte.
  • Medikamente: Einige Medikamente können die Thermoregulation negativ beeinflussen bzw. eine Exsikkose (Austrocknung) provozieren:
    • Anticholinergika, Antidepressiva: Steigerung der Wärmeproduktion und somit Erhöhung der Körpertemperatur, was zu vermehrtem Schwitzen und damit auch zu Elektrolyt-Verlusten führt!
    • Betablocker: Reduzierung des Herzzeitvolumens (Herzleistung), was die Hitzeadaptation beeinträchtigen kann.
    • Diuretika und ACE-Hemmer/ Angiotensin II-Rezeptor-Antagonisten: Dehydratation (Flüssigkeitsmangel) und/oder Elektrolytimbalance (Imbalance des Körpersalzgehaltes)  durch eine Hyponatriämie (Natriummangel) 
    • Neuroleptika, Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (Selective Serotonin Reuptake Inhibitor, SSRI): Hemmung der zentralen Thermoregulation
    • Muskarin-Rezeptorantagonisten: Verminderung der Schweißsekretion und damit Gefahr der Überhitzung
    • Sedierung durch dopaminerge und Parkinson-Arzneimittel: Senkung der Wahrnehmung der Hitzeerschöpfung bzw. Verminderung des Durstgefühls und damit Gefahr der Austrocknung
    • Das Landesgesundheitsamt in Niedersachsen (NLGA) weist auf Risiken durch weitere Arzneien hin. Dazu zählen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), Antiarrhythmika, Biguanide, H1-Antihistaminika, Pseudoephedrin, Sulfonamide und Sulfonylharnstoffe.
    • Beachte: 
      • Eine Dehydratation kann zu einer erhöhten Toxizität von Wirkstoffkonzentrationen im Körper führen (z. B. Lithium).
      • Bei transdermalen Systemen (z. B. Fentanyl-Pflaster) kann es zu einer verstärkten Wirkstofffreisetzung und damit zu Überdosierungen kommen..
    Reiseberatung: Bei Reisen in Ländern mit heißem oder feucht-heißem Klima ist eine Beratung bzgl. der Einnahme von Medikamenten erforderlich!

Literatur

  1. Bedno SA, Li Y, Han W et al.: Exertional heat illness among overweight U.S. Army recruits in basic training. Aviat Space Environ Med 2010; 81: 107-11
  2. Bedno SA, Urban N, Boivin MR, Cowan DN: Fitness, obesity and risk of heat illness among army trainees. Occup Med 2014 Sep;64(6):461-7. doi: 10.1093/occmed/kqu062. Epub 2014 Jul 14.